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Schmerzliche Verluste in Weimar

21. September 2004
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Die Liste der Verluste ist noch viel länger und die Schadensbilanz viel gravierender als zunächst angenommen. Knapp drei Wochen nach der Brandnacht vom 2. zum 3.September in der Weimarer Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek steht nun fest, dass sogar 50.000 Bücher und knapp 40 Gemälde Opfer der Flammen wurden. Unwiederbringlich vernichtet sind unter anderem die Musikaliensammlung von Herzogin Anna Amalia, Schriften des Reformators Philipp Melanchthon, Notenhandschriften von Carl Philipp Emanuel Bach und die nach dem ersten Direktor der 1691 eröffneten Bibliothek benannte Schurzfleisch-Sammlung. Zudem gingen durch das Feuer zahlreiche Werke von Mitgliedern der "Fruchtbringenden Gesellschaft" verloren, die 1617 zur Jahrhundertfeier der Reformation in Weimar als erste Akademie zur Pflege der deutschen Sprache gegründet wurde.

Zugleich hat der Bibliotheksbrand die Diskussion um den öffentlichen Stellenwert von Kulturgütern und ihren zuverlässigen Schutz vor Zerstörung neu belebt. Wenn ohne ausreichenden Brandschutz nicht Bücher, sondern Altpapier gelagert gewesen wäre, "dann wäre irgendwann die Gewerbeaufsicht gekommen und hätte gesagt, das geht nicht", wetterte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann. Dabei war der desolate Zustand des einstigen "Grünen Schlosses" aus dem 16. Jahrhundert, das auf Veranlassung von Herzogin Amalia im 18. Jahrhundert zur Bibliothek wurde, seit Jahren bekannt.