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Schmerzhafte Zugeständnisse sind nötig

Bettina Marx, Tel Aviv 2. Juli 2003

Ariel Scharon und Mahmud Abbas haben sich getroffen, um die weitere Umsetzung des Nahost-Friedensplans zu erörtern. Es war das erste Treffen der beiden seit dem Nahost-Gipfel in Akaba mit US-Präsident Bush Anfang Juni.

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Demonstrativer Händedruck: Abbas (links) und ScharonBild: AP

Die Stimmung war überraschend feierlich, als der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon und sein palästinensischer Amtskollege Mahmud Abbas am Dienstagabend (1. Juli 2003) ihr drittes Gipfelgespräch in Jerusalem aufnahmen. Der Hof vor dem Amtssitz Scharons war mit weiß-blauen Fahnen geschmückt, die beiden Verhandlungsdelegationen nahmen an einem ebenfalls weiß-blau geschmückten langen Tisch Platz, während die zwei Regierungschefs zum ersten Mal das Wort an die Öffentlichkeit richteten.

Schmerzhafte Zugeständnisse

Zur Begrüßung sagte Scharon: "Ich habe keinen Zweifel, dass von hier heute ein Bild von Hoffnung und Optimismus ausgeht." Israel wünsche sich Frieden. Schon immer habe das israelische Volk den arabischen Staaten und seinen palästinensischen Nachbarn die Hand zum Frieden entgegengestreckt. Er habe die Aufgabe auf sich genommen, diesen Frieden zu erreichen. Auch wenn das schmerzhafte Zugeständnisse erfordere, so sei er doch bereit, Kompromisse einzugehen.

Allerdings lauerten noch immer große Gefahren von denen, die keinen Frieden wollten - von den Terroristen und ihren Hintermännern. An Abbas gewandt fügte Scharon hinzu: "Als Regierungschef Israels besteht meine erste Verpflichtung gegenüber den Bürgern Israels und ihrer Sicherheit. Es wird keinen Frieden mit dem Terror geben." Dann wandte sich Scharon direkt an die palästinensische Öffentlichkeit und zitierte aus einer Rede, die er im April 2003 im israelischen Parlament, der Knesset, gehalten hatte: "Im Namen des ganzen israelischen Volkes sage ich Euch: Wir wollen keinen Krieg gegen Euch führen. Wir wollen Euch nicht beherrschen und Euer Los nicht bestimmen. Wir wollen mit Euch in Frieden leben. Seite an Seite, wie gute Nachbarn, in gegenseitiger Achtung und Hilfe. Das ist unser Wunsch."

Brüderlichkeit als Grundlage

Der palästinensische Ministerpräsident antwortete Scharon im gleichen Ton. Auch das palästinensische Volk wünsche den Frieden, einen gerechten Frieden, der den Palästinensern die Erfüllung ihrer nationalen Bestrebungen in einem eigenen Staat ermögliche. Die Palästinenser wollten die Vergangenheit hinter sich lassen und einen Frieden schaffen, der auch den zukünftigen Generationen ihren Platz gebe. "Das ist ein Frieden, der das Leid in Wohlstand verwandelt und die Verzweiflung in Hoffnung. Das ist ein Frieden, der Zusammenarbeit bringt, wo heute Zweifel herrscht, der die Gefangenen befreit und das gemeinsame Interesse und die Brüderlichkeit als Grundlage für die Zusammenarbeit legt." Jeder Tag, der vergehe, ohne dass Israelis und Palästinenser ein Abkommen schließen, sei ein verlorener Tag.

"Der Tod und die Zerstörung bringen nichts außer Hass und Feindschaft und wir wollen das nicht, nicht für unser palästinensisches Volk und nicht für das israelische Volk", sagte Abbas weiter. Mehrfach betonte er, dass er sich Fortschritte bei der Frage der Freilassung der politischen Gefangenen erhoffe. Das Treffen der beiden Premierminister blieb ohne konkrete Ergebnisse, doch sollte es vor allem ein Signal dafür sein, dass der Nahost-Friedensplan trotz weiterer Gewalt in der Region nicht aufgegeben wurde.