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Schluss mit lustig beim Musiktausch

6. Juli 2004

Die Musikindustrie setzt sich gegen illegale Tauschbörsen im Web zur Wehr. Zum Teil mit Erfolg. Das Geschäft mit Online-Musik ist derzeit in Aufruhr: Der Musikshop "iTunes" soll schon Mitte Juni nach Europa kommen.

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Online-Shop "iTunes Music Store" von Apple: Musik kaufen oder tauschen?

Für einen Freund des kostenlosen Musiktausches im Internet hat das illegale Geschäft ein Ende: Am Dienstag (8.6.2004) wurde ein 23-Jähriger aus Cottbus wegen Verletzung des Urheberrechts von einem deutschen Gericht verurteilt. Der Auszubildende hatte mehrere 1000 Musiktitel illegal auf der Online-Plattform "Kazaa" zum Kauf angeboten. Er muss nun 8000 Euro Schadensersatz zahlen, eine Geldstrafe und die Gerichtskosten.

Das Urteil ist nach Angaben des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft in Berlin als Präzedenzfall zu sehen, der sich auf weitere Verfahren auswirken werde. Laut Gerd Gebhardt, Vorsitzender des Verbandes, habe er auch abschreckende Wirkung auf andere Musikfreunde, die ebenfalls illegal mit Musik im Web handeln.

Fast zwei Milliarden Euro Verluste weltweit

KaZaA Screenshot
Die Startseite der Musikbörse "Kazaa"

Ob die Verurteilung tatsächlich Einfluss auf andere Musikpiraten haben wird, bleibt abzuwarten. Derzeit führt die deutsche Musikindustrie 68 ähnliche Verfahren gegen Anbieter von Musik, die damit ohne Zustimmung oder Beteiligung der Plattenfirmen Geschäfte machen. Der Handel in solchen Online-Tauschbörsen wie "Kazaa" (siehe Grafik) mit eigener Download-Software ist extrem beliebt und verursacht der Branche erhebliche Verluste. In Deutschland hat die Piraterie nach Angaben der Musikindustrie maßgeblich dazu beigetragen, dass der Gewinn um 20 Prozent zurückgegangen ist. Außerdem seien tausende von Arbeitsplätzen in Deutschland dadurch verloren gegangen. Weltweit sollen die Verluste durch unerlaubte Musiktauschbörsen bei 1,96 Milliarden Euro im Jahr liegen.

Gerichtsverfahren wie das in Cottbus sind nur ein Teil der Doppelstrategie, mit der die Musikindustrie hofft, das unrechtmäßige Geschäft mit dem Liedgut in den Griff zu kriegen. Zusätzlich hoffen Branchenvertreter darauf, dass Freunde des CD-Tausches für das legale Geschäft gewonnen werden: Mit neuen, von der Industrie unterstützten Plattformen im Web, auf denen die Nutzer ihre Lieblingshits herunterladen können. Gegen Gebühr und mit reinem Gewissen.

Starttermin 15. Juni 2004?

Das legale Geschäft mit Web-Musik ist derzeit in erheblicher Aufregung. Der Online-Musikshop "iTunes" des US-Computerherstellers Apple soll womöglich schon am 15. Juni 2004 dem europäischen Markt vorgestellt werden - früher als erwartet. Derzeit lädt Apple-Chef Steve Jobs Journalisten zu dem Termin nach London ein, mit der Ankündigung, dass "die größte Geschichte der Musikwelt dabei ist, noch größer zu werden". Die Branche rechnet damit, dass "iTunes" nach Großbritannien sehr bald auch in Frankreich und Deutschland zu haben sein wird. Nutznießer könnten die europäischen Musikfreunde werden, wenn der Wettbewerb im legalen Handel noch härter wird und die Preise drückt.

In den USA ist "iTunes" nach Unternehmensangaben bereits extrem populär. Im ersten Jahr sollen Musikfans mehr als 70 Millionen Songs von der Plattform herunter geladen und dafür bezahlt haben. Nach eigenem Bekunden entspricht das einem Anteil von 70 Prozent unter den kommerziellen Download-Angeboten am US-Markt. Apple hofft, diesen Erfolg mit seinen anstehenden Launches im europäischen Markt zu wiederholen.

Mehr Wettbewerb

Die Konkurrenz ist jedoch schon da: Am 20. Mai hat "Napster" seinen mittlerweile gebührenpflichtigen Lied-Dienst in Großbritannien an den Start gebracht, zusammen mit dem britischen Marktführer "OD2". "Sony" soll Ende Juni 2004 den Einstieg am Europa-Markt wagen. In Deutschland haben Plattenlabels ihren eigenen Online-Musikshop gestartet. Seit März 2004 ist "Phoneline" hier im Geschäft. Der Dienst gilt allerdings als zu teuer bei einem nur begrenzten Song-Angebot. Wenn "iTunes" demnächst auch hier mitmischt, dürfte es für manchen Wettbewerber eng werden. (kz/kap)