Schlimme Zeiten für Journalisten
Um die Pressefreiheit ist es laut einer Studie so schlecht bestellt wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Mehr als vier Fünftel der Weltbevölkerung leben in Ländern, in denen die Arbeit von Journalisten behindert wird.
Türkei und Ukraine sind "nicht frei"
Ausgewogene Berichterstattung, Sicherheit für Journalisten und geringer Staatseinfluss auf die Medien: In einem solchen Umfeld lebten 2013 laut der Nichtregierungsorganisation Freedom House nur 14 Prozent der Menschen weltweit. Das ist der niedrigste Wert seit 1996. Zu den als "nicht frei" beurteilten Ländern mit sehr wenig bis gar keiner Pressefreiheit gehören nun auch die Türkei und die Ukraine.
Sorgenkind Zentralasien
Freedom House hat 197 Länder anhand von Fragen wie "Ist Pressefreiheit gesetzlich verankert?" oder "Gibt es Zensur?" untersucht. Vergeben werden 0 bis 100 Punkte, wobei 0 Punkte die beste Bewertung sind. Danach erfolgt die Einstufung "frei", "teilweise frei" oder "nicht frei". Am schlechtesten schnitten Turkmenistan, Usbekistan und Weißrussland ab, am besten die Niederlande, Norwegen und Schweden.
Angriffe auf Journalisten
In der Türkei gab es zahlreiche Übergriffe auf Journalisten. So wurde etwa Gökhan Biçici (Bild) während der Proteste rund um den Gezi-Park festgenommen. Laut dem Committee to Protect Journalists waren in der Türkei Anfang Dezember 40 Journalisten inhaftiert. Bedroht wird die Pressefreiheit dort auch durch die Übernahme von Medien durch regierungsnahe Firmen.
Unliebsame Berichterstattung
Angriffe auf Journalisten gab es auch in der Ukraine, vor allem während der Proteste auf dem Maidan. Ein Opfer war die regierungskritische Journalistin Tetiana Chornovol. Chornovol, die über den luxuriösen Lebensstil des geschassten Präsidenten Viktor Janukowitsch berichtet hatte, glaubt, dass er hinter dem Überfall steckt. Zehntausende protestierten nach dem Überfall gegen den Ex-Staatschef.
"Hört auf zu lügen"
Kritisch ist auch die Lage in China und Russland: Die Regierungen versuchen Einfluss auf die Medien auszuüben und haben Gesetze erlassen, um missliebige Meinungsäußerungen im Netz ahnden zu können. In Russland wurde zudem die Nachrichtenagentur RIA Novosti geschlossen und zum Staatsmedium gemacht. All das gefällt vielen Russen nicht, auf dem Schild des Demonstranten steht: "Hört auf zu lügen".
US-Regierung belauschte Journalisten
Für die USA gilt: Sie sind ein Land mit freier Presse, ihre Informationspolitik wirft aber in letzter Zeit Fragen auf. Zugang zu Regierungsinformationen werde mit Verweis auf die nationale Sicherheit immer seltener gewährt, immer öfter werde von Journalisten verlangt, ihre Quellen preiszugeben, heißt es in der Studie. Zudem wurde bekannt, dass die Regierung Telefone von AP-Journalisten anzapfte.
Rückfall in Mubarak-Zeiten
Alarmierend sei auch die Entwicklung in Ägypten. Nach dem Sturz von Präsident Mursi, der vielen schon als Feind der Pressefreiheit galt, spitzte sich die Lage zu. Seit dem Militärputsch Mitte 2013 wurden zahlreiche Journalisten festgenommen, fünf starben "durch die Hand des Militärs", wie Freedom House schreibt. Die Medien seien überwiegend regimefreundlich, unabhängige Informationen rar.
Mali erholt sich
Es gibt aber auch positive Entwicklungen, etwa in Mali. Mit der Präsidentschaftswahl und der Vertreibung der islamistischen Rebellen aus den meisten Teilen des Landes sei eine gewisse Ordnung wiederhergestellt. Viele Medien, die nach dem Putsch 2012 geschlossen wurden, arbeiten wieder. Überschattet wird die Entwicklung aber von der Tötung zweier französischer Journalisten im November 2013.
Positiver Trend in Kirgisistan und Nepal
Weitere Länder, in denen die Pressefreiheit zunimmt: Kirgisistan (Bild), wo es 2013 weniger Angriffe auf Journalisten gegeben hat, und Nepal, wo die politische Einflussnahme auf die Medien geringer geworden ist. Gleichwohl gibt es weiterhin Fälle von Bedrohung oder Einschüchterung von Journalisten. Israel hat sich laut der Studie ebenfalls verbessert und hat nun wieder den Status "frei".