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Schlechte Stimmung bei Börsenprofis

15. September 2015

Die Schwäche der Schwellenländer dämpft die Konjunkturerwartungen deutscher Börsianer deutlich. Der ZEW-Index sackt zum sechsten Mal in Folge ab. Allerdings sind nicht alle Experten pessimistisch.

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Bild: Michael Marek/Sven Weniger

Die Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich nach Ansicht von Finanzmarktexperten im September weiter abgeschwächt. Der Indikator des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel im September im Vergleich zum Vormonat um 12,9 Punkte auf 12,1 Zähler, wie das ZEW am Dienstag mitteilte. Das ist der sechste Rückgang der Erwartungen in Folge, der Indikator sank nun auf den niedrigsten Wert seit dem vergangenen November. Bankvolkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang auf 18,4 Punkte gerechnet.

"Die Konjunkturabschwächung in den Schwellenländern dämpft den Ausblick für die exportorientierte deutsche Volkswirtschaft", kommentierte ZEW-Präsident Clemens Fuest die Daten. "Während das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal noch stark von der Außenhandelsnachfrage geprägt war, dürften vom Export künftig weniger positive Wachstumsimpulse ausgehen."

Clemens Fuest, Foto: ZEW dpa
Clemens FuestBild: picture-alliance/dpa

Gute Bewertung der aktuellen Lage

Zwar trübte sich die Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung unerwartet stark ein, die Bewertung der aktuellen Lage fiel dagegen überraschend gut aus. Hier stieg der entsprechende Indikator im September um 1,8 Punkte auf 67,5 Punkte. Experten hatten nur mit 64,0 Punkten gerechnet.

Auch die Erwartungen der Finanzmarktexperten an die Konjunkturentwicklung in der Eurozone verschlechterten sich. Der entsprechende Indikator fiel um 14,3 Punkte auf 33,3 Punkte. Bei der aktuellen Lage im Euroraum gab es wie in Deutschland eine leichte Verbesserung. Der Indikator legte um 0,6 Punkte auf minus 9,7 Punkte zu. Für den Index befragte das ZEW vom 31. August bis zum 14. September 220 Analysten und institutionelle Anleger.

Einschätzungen von Bankern

"Man sollte den ZEW-Index mit Vorsicht genießen", gibt Carsten Brzeski von der ING Bank zu bedenken. "Tatsache ist, dass die niedrigen Rohstoffpreise und der schwache Euro immer noch das beste Doping sind für die deutsche Wirtschaft." Die jüngsten Industriedaten würden signalisieren, dass die Wirtschaft positiv ins dritte Quartal gestartet sei. Bisher hätten weder China noch Griechenland die Erholung der deutschen Konjunktur wesentlich gebremst.

Auch Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein meint: "Die vom ZEW befragten Finanzmarktanalysten dürften vor dem Hintergrund der jüngsten Börsenturbulenzen in China pessimistischer gestimmt sein." Dagen würden Konjunkturumfragen, bei denen Unternehmen direkt befragt werden, zuletzt ein optimistischeres Bild zeichnen. "Die Vermutung liegt also nahe, dass die Stimmung schlechter ist als die Lage. Der Rückgang sollte deshalb nicht überinterpretiert werden", so Gitzel.

Auch wenn Deutschland im derzeitigen Umfeld keine Wachstumswunder vollbringen können werde, meint Gitzel, sei doch ein deutlicher Wachstumseinbruch auch nicht zu erwarten. Immerhin seien die Zinsen tief, der Euro schwach und die Arbeitnehmer könnten sich über deutliche Lohnzuwächse freuen. "Die Binnenkonjunktur verfügt also über genug Nahrung, um die deutsche Wirtschaft zu stützen."

iw/ul (rtr, afp, dpa)