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Schlechte Noten für deutsche Meiler

Peter Stützle4. Oktober 2012

Sicherheitsmängel an allen deutschen Kernkraftwerken: Das ergab der europäische Stresstest. Umweltminister Altmaier will diesen Bericht zwar "nicht ad acta“ legen. Eine aufwändige Nachrüstung ist aber unwahrscheinlich.

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Arbeiter misst Radioaktivität im Kühlbecken des AKW Krümmel (foto: ddp images/AP)
Bild: AP

Die Überprüfung aller Kernkraftwerke in der Europäischen Union durch die EU-Kommission hat eine Vielzahl von Sicherheitslücken offenbart. Auch bei deutschen Anlagen steht demnach nicht alles zum Besten. Insbesondere bemängelt der Bericht das Fehlen von Erdbebenwarnsystemen bei einigen norddeutschen Atommeilern.

Bundesumweltminister Peter Altmaier erklärte dazu in Wien: "Der Stresstest darf nicht einfach ad acta gelegt werden. Die Ergebnisse müssen Konsequenzen nach sich ziehen." Allerdings bezog er sich damit vor allem auf Nachbarländer. Es sei "wenig vermittelbar, wenn Deutschland jetzt noch stark nachrüstet und Frankreich nicht, obwohl die Atomkraftwerke dort noch 20 Jahre in Betrieb sind", sagte Altmaier. Deutschland will bis 2022 ganz aus der Atomenergie aussteigen und hat bereits acht seiner 17 Reaktoren stillgelegt.

Grüne: Atomausstieg darf kein Alibi sein

Bei der Opposition stößt Altmaier mit seiner Haltung auf Kritik. Der Atomausstieg dürfe "kein Vorwand für Sicherheitsrabatte sein", erklärte Jürgen Trittin. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag forderte, jetzt auch in Deutschland "dringend Konsequenzen" zu ziehen. Ohnehin handele es sich um keinen richtigen Stresstest, da beispielsweise die Absicherung der Kernkraftwerke gegen Flugzeugabstürze und Terrorangriffe gar nicht überprüft worden sei. "Wenn trotzdem eine derart lange Mängelliste entsteht, ist das ein dramatisches Warnsignal", erklärte Trittin.

Kraftwerksbetreiber sehen sich bestätigt

Die Betreiber der deutschen Atomkraftwerke dagegen sehen sich durch den EU-Stresstest bestätigt. Das von ihnen getragene Deutsche Atomforum erklärte, die deutschen Anlagen verfügten "bei allen im Stresstest unterstellten Szenarien über große Sicherheitsreserven". Diese gingen weit über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus. Das gelte auch für die Erdbebensicherheit.

Alle deutschen Kernkraftwerke lägen in Gebieten mit "schwacher seismischer Aktivität", heißt es in der Erklärung des Deutschen Atomforums. Gleichwohl würden nun dort, wo sie noch nicht vorhanden seien, "Erdbebeninstrumentierungen nachgerüstet".