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Mehr als 250 Tote durch Schlammlawine

Hajo Felten
1. April 2017

Nach einem heftigen Unwetter werden ganze Viertel in der kolumbianischen Stadt Mocoa unter einer Schlammlawine begraben. Viele Menschen sterben, zahlreiche weitere werden vermisst. Der Präsident rief den Notstand aus.

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Kolumbien Mehr als 90 Tote bei Überschwemmungen
Soldaten versuchen, Menschen aus den Schlammmassen zu bergenBild: picture-alliance/dpa/E. Nacional

Es handele sich um eine Tragödie von unvorstellbarem Ausmaß, sagte die Gouverneurin der Region Putumayo, Sorrel Aroca. "Ganze Wohnviertel" seien im Katastrophengebiet verschwunden. Luftbilder zeigen die dramatischen Schäden, die die Schlammmassen verursachten.

Opferzahlen könnten weiter steigen

Die Einwohner von Mocoa waren in der Nacht zu Samstag (Ortszeit) von einem schweren Unwetter überrascht worden. In der Folge entwickelten sich die Flüsse zu reißenden Strömen und rissen wie Lawinen alles mit sich. Hinzu kamen mehrere Erdrutsche. Ganze Wohnviertel wurden unter dem Schlamm begraben oder mitgerissen. Mehr als 250 Menschen sind nach Angaben des Roten Kreuzes ums Leben gekommen. Mehr als 200 weitere wurden demnach verletzt, etwa 400 werden noch vermisst. Wegen vieler verschütteter Häuser ist aber mit steigenden Opferzahlen zu rechnen.

Kolumbien Mehr als 90 Tote bei Überschwemmungen
Blick über die betroffene Stadt MocoaBild: picture-alliance/dpa/F. Aerea

"Ein großer Teil der Bevölkerung ist von der Lawine quasi mitgerissen worden", sagte Bürgermeister José Antonio Castro. "Die Häuser in 17 Vierteln sind praktisch ausradiert worden." In der Stadt brach auch die Strom- und Wasserversorgung zusammen, teilte der Bürgermeister mit.

Die 40.000 Einwohner große Stadt Mocoa liegt im Süden Kolumbiens, an der Grenze zu Ecuador, rund 630 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Bogotá. Die Verbindung auf dem Landweg nach Mocoa ist unterbrochen, weil zwei Brücken zerstört wurden.

Retter bergen einen Verletzten in der kolumbianischen Stadt Mocoa
Bild: picture-alliance/dpa/Ejército Nacional de Colombia

In der Region hatte es in den Tagen zuvor heftig geregnet. Die Regenmengen hatten mehrere Flüsse über die Ufer treten lassen und die Erde ins Rutschen gebracht. Eine Mischung aus Wasser, Schlamm und Treibgut ergoss sich über die Stadt. Hunderttausende Tonnen von Schutt und Schlamm müssten weggeräumt werden, sagte Carlos Iván Márquez von der Katastrophenschutzbehörde des Landes.

Präsident Juan Manuel Santos sagte seine geplante Kubareise ab und reiste umgehend in die Katastrophenregion, um sich ein Bild von der Lage zu machen. "Diese Tragödie lässt alle Kolumbianer trauern", sagte er. Santos verhängte den Katastrophenzustand, um die Hilfsmaßnahmen zu beschleunigen. Rund 2500 Helfer sind im Einsatz, darunter auch Einheiten der Streitkräfte. Soldaten nahmen alte Menschen Huckepack, um sie zu retten.

Kolumbien Mehr als 90 Tote bei Überschwemmungen Präsident Santos
Präsident Juan Manuel Santos spendete den betroffenen Bewohnern in Mocoa TrostBild: picture-alliance/AA/Colombian Presidency Press Office

Viele Menschen harren wegen der steigenden Wassermassen auf Dächern aus, um gerettet zu werden. Erst langsam fielen die Pegel wieder und gaben das Ausmaß der Zerstörung in Mocoa frei.

Nicht genügend Personal für medizinische Versorgung

Angesichtes der hohen Zahl an Verletzten könne die medizinische Versorgung in der Stadt nicht mehr gewährleistet werden, erklärte Gouverneurin Aroca. "Uns fehlt Personal, um den Opfern der Tragödie zu helfen."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, er habe die Nachrichten und Bilder aus Kolumbien "mit Erschrecken" gesehen. "Mit mir sind heute viele Deutsche in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer und bei den Frauen und Männern, die sich noch in Gefahr befinden und auf Rettung hoffen", sagte Steinmeier.

In Kolumbien ereignete sich vor 31 Jahren auch die weltweit bisher schlimmste Katastrophe durch eine Schlammlawine. Nach dem Ausbruch des Vulkans Nevado del Ruiz brachte die Lava die Eiskappe des 5390 Meter hohen Vulkans zum Schmelzen und löste damit im November 1985 eine Schlamm- und Gerölllawine aus, die die Stadt Armero auslöschte, 25.000 Menschen starben. Heute ist der Ort ein riesiger Friedhof.

rk/hf/fab (afp, dpa, rtrd)