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Drogenreich Afghanistan

Tina Gerhäusser1. März 2007

Afghanistan schneidet im Jahresbericht des Internationalen Suchtstoffkontrollrats katastrophal ab. Das wirft auch ein schlechtes Licht auf die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft in dem Land.

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Landwirt bei der Mohnernte in Afghanistan, Quelle: AP
Landwirt bei der Mohnernte in AfghanistanBild: AP

Afghanistan gehört schon lange zu den Sorgenkindern des Internationalen Suchtstoffkontrollrates. Doch in diesem Jahr musste die Ratsmitarbeiterin Li-Qin Zhu einen traurigen Rekord melden: "Das Alarmierende ist der illegale Anbau von Schlafmohn in Afghanistan: Im Jahr 2006 waren die Anbauflächen und die geschätzte Menge des hergestelltem Opiums so groß wie nie in der bisherigen Geschichte."

Der Internationale Suchtstoffkontrollrat stellte am Donnerstag (1.3.2007) in Wien seinen Jahresbericht für das Jahr 2006 vor. Der Rat ist ein unabhängiges Kontrollorgan, das dafür Sorge tragen soll, dass die Drogenkontrollabkommen der Vereinten Nationen umgesetzt werden. In den Jahresberichten des INCB werden Drogenkonsum und Kontrolle des illegalen Suchtstoffhandels in allen Regionen der Welt untersucht.

Je höher die Unsicherheit, desto stärker der Drogenhandel

Der INCB macht auf die rapide Verschlechterung der Drogensituation in Afghanistan aufmerksam: 165.000 Hektar voller Schlafmohnpflanzen - das sind fast 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Im selben Zeitraum ist auch die Ernte des aus dem Schlafmohnsaft gewonnenen Opiums fast um das Doppelte gestiegen. Dabei ist diese Art der Landwirtschaft in Afghanistan verboten.

Je unsicherer eine Region in Afghanistan ist, desto ungestörter können die Bauern Schlafmohn anbauen. Als Beispiel nannte Li-Qin Zhu die Provinz Helmand im Süden des Landes. Hier greift die 2006 beschlossene nationale Drogenkontroll-Strategie der Regierung in Kabul nicht, hier hat die im August gegründete Drogenbehörde keinen Einfluss. So erklärt sich, dass sich auch der Drogenschmuggel mit Nachbarländern wie Iran und Pakistan 2006 weiter ausgebreitet hat.

Mit der Wurzel ausreißen

Afghanische Polizisten überwachen die Verbrennung von Mohnsamen (Archivbilder)
Trotz regelmäßiger Vernichtung von Drogenfeldern wächst die bepflanzte Fläche in Afghanistan stetigBild: AP

Der Suchtkontrollrat empfiehlt mehrere Schritte im Kampf gegen illegalen Drogenanbau und Schmuggel. Der erste sei, den illegalen Anbau "mit der Wurzel auszureißen", so Li-Qin Zhu. Das ist wörtlich gemeint: Die Schlafmohnfelder müssen zerstört werden - möglichst bevor die Pflanzen hoch gewachsen sind.

Doch das wäre nur der Anfang: Der Internationale Suchtkontrollrat will auch die regelmäßigen Treffen mit der afghanischen Regierung fortsetzen. Außerdem wünscht sich Li-Qin Zhu eine engere Zusammenarbeit zwischen den Nachbarländern und ein stärkeres Engagement der Geberländer. Denn die Bauern brauchen Alternativen, um ihre Familien auf legale Weise ernähren zu können, betont Li-Qin Zhu. "Die Infrastruktur muss verbessert werden, so dass es Arbeitsplätze gibt und die Menschen Arbeit und Einkommen haben." Anstatt Schlafmohn anzubauen, könnten sie mit Hilfe von außen andere Pflanzen wie Weizen anbauen. Es sollte einen Markt für diese Produkte geben, damit der Anbau nicht umsonst ist, meint sie.

Nur, wenn es gelingt, die Anbauflächen für Schlafmohn zu verkleinern und gleichzeitig neue Verdienstmöglichkeiten zu schaffen, ist die Hoffnung berechtigt, dass der Jahresreport für 2007 ohne traurige Rekorde auskommt.