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Sightsleeping

Claudia Schuh22. September 2012

Normalerweise fahren Touristen nach dem Schlossbesuch nach Hause. In Bayern können die Besucher manchmal gleich dableiben. Nach dem Sightseeing kommt das Sightsleeping.

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Burghotel Rothenburg in Rothenburg ob der Tauber (Foto: Burghotel Rothenburg)
Bild: Burghotel Rothenburg

Wenn die Nacht hereinbricht über Schloss Burgellern, einer Sehenswürdigkeit vor den Toren Bambergs, gehen viele der Besucher schlafen. Einige von ihnen tun das an Ort und Stelle: im großen Saal mit Blick aus dem Fenster auf 40 Meter hohe Buchen zum Beispiel; oder in einem der anderen Zimmer, wo Steinwände und antike Möbel den staunenden Gast in den Schlaf begleiten.

Das bayerische Franken bietet viele solcher historischer Gebäude, die neben dem Ausflugsziel die Übernachtungsmöglichkeit gleich mitliefern. Außer der Geschichte überzeugen besondere Lage und ausgefallene Ausstattung. WLAN und Rittersaal, Sauna und Gewölbekeller - das sind in diesen Häusern keine Gegensätze mehr.

Im ehemaligen Kreißsaal wird heute geruht

Auch auf Schloss Burgellern. Hier spielte der bayerische Märchenkönig Ludwig II. als Kind unter den Kastanien. Der herrschaftliche Landsitz wurde im Zweiten Weltkrieg zur Außenstelle der staatlichen Frauenklinik Bamberg umfunktioniert. Danach wechselte das Schloss mehrfach den Besitzer, bis es 1994 vor dem Verfall stand. Erst nachdem die Familie Kastner das Schloss 2005 erwarb und umfassend renovierte, konnte es in neuer Pracht erstrahlen.

Außenaufnahme des Schloss Burgellern (Foto: Schloss Burgellern)
In diesen Gärten spielte schon Ludwig II.Bild: Schloss Burgellern

Heute ist es ein Hotel mit Restaurant, Festsaal, Tagungsräumen und Biergarten. Der ehemalige Kreißsaal wird als Schlafsaal genutzt. "Viele Menschen aus der Umgebung kommen her, weil sie in diesem Raum geboren sind“, sagt Schlossherr Joachim Kastner und führt durch die verschiedenen Trakte. Die illustren Vorbesitzer, die in den Orient reisten und aufregende Expeditionen machten, hängen als Portraits an den Steinwänden. Wo es möglich war, haben die neuen Besitzer Altes freigelegt: Decken und Wandmalereien aus dem 19. Jahrhundert, eine prunkvolle Schlosstreppe aus Holz, Originalböden aus Eiche und Nussbaum mit Diamantenmotiv – ein typisches Muster aus dem Barock.

Führungen durch die Ritterburg

Etwa 30 Kilometer weiter südöstlich liegt das Schloss Unteraufseß malerisch auf einem Felsrücken des fränkischen Jura. Es ist noch immer im Besitz des alten Reichsrittergeschlechts der Aufseß. Seit einigen Jahren können auch hier Fremde übernachten. "Wir sind aber kein Hotel, sondern öffnen das Schloss in erster Linie für Hochzeiten und andere Familienfeiern", sagt Freifrau Judith von Aufseß, die mit ihrem Mann Baron Eckart von Aufseß inzwischen außerhalb der Burganlage lebt.

Die Jakobsuite im Schloss Unteraufseß (Foto: Schloss Unteraufseß)
Antikes Mobiliar: die Jakobsuite im Schloss UnteraufseßBild: Schloss Unteraufseß

Heutiges Aussehen und Namen erhielt Schloss Unteraufseß im späten 17. Jahrhundert. Urkundlich taucht es erstmals im 12. Jahrhundert auf, doch im Laufe der Geschichte war das Schloss immer wieder Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen. Dabei wurde die Burg mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. Wer sich für die Geschichte des Hauses interessiert, kann im Schloss eine spezielle Führung buchen. Für Kinder gibt es einen Rundgang über das Leben auf einer Ritterburg.

Hoch über Würzburg klebt die Steinburg

Rund anderthalb Stunden Autofahrt westlich liegt das Schlosshotel Steinburg. Als höchstgelegene Herberge in Würzburg klebt es regelrecht am Würzburger Stein - einer der besten Weinlagen des Landes.

Schloss Steinburg in Würzburg (Foto: Schlosshotel Steinburg)
Schloss Steinburg in Würzburg bei NachtBild: Schlosshotel Steinburg

Das Schloss selbst ist nicht wirklich alt, es wurde erst vor gut 100 Jahren auf den Ruinen einer im 13. Jahrhundert errichteten Burg erbaut. Es war von Beginn an als Restaurant geplant, 1897 entstand der älteste Trakt im englischen Tudor-Stil als Ausflugslokal. 1937 erwarb die Familie Bezold das Anwesen, renovierte, modernisierte und erweiterte das Haus und führt es inzwischen in dritter Generation.

Verteilt auf mehrere miteinander verbundene Burggebäude finden sich verschieden eingerichtete Zimmer: vom altmodisch angehauchten Himmelbett über schummerige Einbettnischen bis hin zu geräumigen Zimmern mit Schlafsofas für mehrere Personen. Rittersaal, Schlossgewölbe und Kaminzimmer tragen zu einer besonderen Atmosphäre bei.

Die Zahl solcher Burgen und Schlösser in der Region ist groß. Viele haben sich erst in den vergangenen Jahren der Außenwelt geöffnet. Egal wo der Gast am Ende unterkommt, dem Auge wird viel geboten. Wer also nur müde ins Bett fallen möchte, sollte lieber woanders nächtigen. Denn allein zum Schlafen sind diese Orte einfach zu schade.