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Schlacht der Giganten

Jens Korte7. Oktober 2004

Der Luftkampf zwischen Airbus und Boeing spitzt sich zu. Beide Flugzeugbauer haben sich nun gegenseitig wegen unrechtmäßiger staatlicher Beihilfen bei der WTO verklagt.

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Boeings 7e7 DreamlinerBild: AP

Der Streit zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA um Subventionen für die Flugzeugbauer Boeing und Airbus hat eine neue Stufe erreicht. Beide Seiten reichten am Mittwoch (6.10.2004) Klage vor der Welthandelsorganisation WTO in Genf gegen die staatlichen Beihilfen ein. Die US-Handelsbehörde in Washington erklärte damit zugleich die Verhandlungen mit der EU zur Beilegung des Konfliktes für gescheitert. Beide Seiten hatten 1992 ein Abkommen geschlossen, in dem die Höhe der staatlichen Subventionen für Airbus und Boeing festgelegt ist. Jetzt werfen sich EU und USA gegenseitig vor, sich nicht an diese Abmachung zu halten und ihre Flugzeugindustrie mit höheren Beträgen zu subventionieren.

Ein Lufthansa Flugzeug startet vom Frankfurter Flughafen
Betagtes Zugpferd der Boeing-Luftflotte: Die B 747Bild: AP

Nachdem Airbus im vergangenen Jahr zum ersten Mal mehr Flugzeuge verkauft hat als sein Widersacher aus Chicago, setzt Boeing nun seine Hoffnungen auf den neuen 7e7 Dreamliner, ein Passagierflugzeug, das 200 bis 300 Reisenden Platz bietet. Boeing-Chef Harry Stonecipher will mit dem 14 Milliarden Dollar teuren Mammutprojekt wieder die Oberhand im Kampf gegen den Erzrivalen Airbus gewinnen. Der Dreamliner ist die erste Neueinführung von Boeing seit knapp 15 Jahren und Boeings wichtigste Trumpfkarte im Kampf mit Airbus. "Der Markt verlangt Streckenflieger mit 250 Sitzen und sieht sehr vielversprechend aus. Viele Investoren und Käufer wie die Airlines sind besorgt, dass Airbus eine Alternative zu Boeing anbieten könnte", sagt Richard Aboulafia, Vize-Prasident beim auf Flugverkehr spezialisiertem Beratungshaus Teal Group.

Boeing droht mit Handelsklage

Airbus A340-600
Die Entwicklung neuer Produkte hat sich für Airbus ausgezahltBild: AP

Angeregt durch den sich abzeichnenden Erfolg von Boeing mit dem Dreamliner, will Airbus nun seinerseits mit einem neuen Modell kontern. Finanziert werden soll das Projekt unter anderem mit einem Darlehen der Europäischen Union.

Die US-Regierung und Boeing stoßen sich an dem Geld, das Airbus von der EU kassiert. Dabei unterstützt die Union Airbus auf Grundlage des 1992 mit den USA vereinbarten bilateralen Abkommens. Demnach dürfen Staaten bis zu einem Drittel der Forschungs- und Entwicklungskosten für ein neues Flugzeug übernehmen. Damit wollen die USA und Boeing nun brechen. Sie wollen das Abkommen durch einen Vertrag unter der Ägide der WTO ersetzen.

Boeing in Zugzwang

Airbus Fertigung in Hamburg
Die Airbus-Produktion wird von der EU mitfinanziertBild: AP

In der Tat: vor zehn Jahren war Airbus noch keine ernsthafte Konkurrenz für Boeing. Inzwischen verkauft der Konzern mehr Flugzeuge als sein amerikanischer Rivale. Trotzdem will Airbus die Argumente von Boeing nicht gelten lassen.

Bei der ganzen Diskussion um EU-Subventionen darf nicht verschwiegen werden, dass auch Boeing vom Staat unterstützt wird. Und dies geschieht nicht nur in Form von Rüstungsaufträgen. Der Bundesstaat Washington und Japan finanzieren den Dreamliner mit geschätzten 4,8 Milliarden Dollar. Sollte das Abkommen von 1992 aufgelöst werden, dann müsste auch Boeing vom staatlichen Tropf genommen werden.

Der Präsident der US-Handelskammer in Deutschland, Fred B. Irwin, sagte in einem Gespräch mit DW-TV zu dem ganzen Streit: "Die Politik muss sich raushalten. Boeing und Airbus sind zwei gute internationale Unternehmen. Die werden das Problem selbst lösen." Auf die Frage, ob der Streit die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und Deutschland belasten werde, sagte Irwin: "Nein, natürlich nicht."