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Scheiden tut weh

Jens Thurau5. Juli 2002

Soviel Wehmut war selten im Bundestag. Es herrschte Abschiedsstimmung. Jens Thurau beobachtete die (fast) letzten Sitzungstage dieser Legislaturperiode.

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So bereitwillig wie sonst nie gaben Parlamentarier Interviews an diesem Donnerstag und am Freitag. Gesprächsfetzen wie "schöne Zeit" oder "habe viele Freunde gefunden" wehten durch die Lobby des Reichstages. Es waren die letzten Sitzungstage vor der Sommerpause. Danach ist Wahlkampf und wenig Zeit fürs Abschiednehmen, wenn auch das Parlament im September nochmals zusammenkommt – vielleicht sogar vorher zu einer Sondersitzung wegen des Bosnien - Mandats.

Platz für viele neue Gesichter

Nach der Bundestagswahl wird die Volksvertretung verkleinert, von 660 auf 600 Mandate. Ein Generationenwechsel bei allen Parteien kommt hinzu. Bis zu 200 jetzige Politiker werden nicht wieder ins Parlament einziehen. Der prominenteste von ihnen ist Ex-Kanzler Helmut Kohl. Auch seine Minister Norbert Blüm, Christian Schwarz-Schilling oder Hannelore Rönsch – alle CDU – sagen Ade, ebenso die CSU-Größen Theo Waigel und Carl-Dieter Spranger. Die frühere Bundestagsvizepräsidentin Anke Fuchs (SPD) geht in den Ruhestand wie Klaus Kinkel, der frühere Außenminister von der FDP. Bei den Grünen ist die ehemalige Gesundheitsministerin Andrea Fischer nicht wieder aufgestellt worden von ihrer Partei. Dieses Schicksal teilt sie mit dem streitlustigen Haushaltsexperten Oswald Metzger.

Positives Fazit

Sie alle betonten: Sie gehen mit einem positiven Fazit, was sonst. Theo Waigel erinnerte an die Zeit der Einheit, die ihn tief bewegt habe. Norbert Blüm gedachte der rhetorisch bemerkenswerten Kollegen Franz-Josef Strauß oder Herbert Wehner. Bereitwillig stellten sich alle Noch–Parlamentarier vor jedes Mikrofon – nur einer nicht: Auch in den letzten Tagen im Parlament pflegte Helmut Kohl seine Hassliebe zu den Journalisten .....