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Scharf auf Gewürze

Insa Wrede23. Mai 2002

Kriege wurden ihretwillen geführt, ferne Länder entdeckt und Menschen versklavt. Die Reichen kurierten mit ihnen ihre Zipperlein, die Armen konnten nur von ihnen träumen: Gewürze.

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Eine Vielfalt, die es nicht immer gabBild: AP

Ganz wie auf einem orientalischen Basar stehen mitten in der Bibliothek des Deutschen Museums Rupfensäcke mit Curry, Zimt und anderen Gewürzen. Der Duft entfacht Sehnsüchte nach fernen Ländern. Wer hierher kommt lernt alles über die "Welt der Gewürze".

Arabisches Monopol

In Europa waren Gewürze Jahrhunderte lang rar und teuer. Woher sie kamen wusste man nicht so genau – dafür sorgten bis ins Mittelalter die Araber. Sie hatten den Handel mit Gewürzen fest in der Hand und verstanden es, ihre Gewürzquellen geheim zu halten. So hielten sie sich lästige Konkurrenz vom Hals. Die Händler streuten Gerüchte, dass die Gewürze von geheimnisvollen, weit entfernten Inseln stammten, wo Kannibalen unter riesigen Gewürzbäumen den Kaufleuten das Leben schwer machten.

Karawane in Afghanistan
Auf dem Rücken von Kamelen wurden Gewürze quer durch Asien transportiertBild: AP

Einmal "den Kannibalen entrissen", brachten Karawanen die duftende Fracht auf dem mühsamen und gefährlichen Landweg von Asien nach Europa. Größere Gewürzmengen gelangten jedoch erst mit Beginn der Kreuzzüge nach Europa. Der europäische Hauptumschlagplatz wurde Venedig, wo fortan die Preise diktiert wurden. Dank Gewinnspannen von bis zu 100 Prozent blühte die Stadt schnell auf.

Gewürze auf hoher See

Holländisches Segelschiff aus dem 15. Jahrhundert
In den Bäuchen der Schiffe nach EuropaBild: AP

Ihr Handelsmonopol verloren die Araber erst, als der Portugiese Vasco da Gama 1498 den Seeweg nach Indien um das Kap der Guten Hoffnung entdeckte. In seinem Fahrwasser brachten sehr bald andere Seefahrer Gewürze in ihre Heimat.

Statt den Umweg über Venedig zu machen, reisten Gewürze nun über Lissabon. Von da an bestimmten die Portugiesen, wie teuer Gewürze in den folgenden Jahrzehnten in Europa sein sollten. Nicht für lange, denn Spanien, Holland und England gedachten nicht, den Portugiesen die Beute allein zu überlassen. Der Wettlauf um Kolonien hatte begonnen: Sie versprachen Reichtümer und wurden hart umkämpft.

Gewürzjäger auf der Pirsch

Ursprünglich kamen die einzelnen Gewürze nur in bestimmten Regionen vor: Wer dahin gehen wollte, wo der Pfeffer wächst, musste sich nach Indien aufmachen. Muskatnuss fand man nur auf den Molukken und Stern-Anis nur in China. Nachdem die Europäer das Geheimnis der Herkunft der wertvollen Gewürze gelüftet hatten, schickten sie regelrechte "Gewürzjäger" los, um Samen, Ableger oder Setzlinge zu stibitzen und in den eigenen Regionen wieder einzupflanzen.

Wo viel Geld zu verdienen ist, sind auch findige Fälscher nicht fern. Wer jedoch beim Fälschen von Gewürzen erwischt wurde, musste im 15. Jahrhundert damit rechnen, mitsamt seiner unechten Waren verbrannt zu werden.

Gold gegen Pfeffer

Goldreserven
Gold gegen PfefferBild: AP

Dem "kleinen Mann" konnte es jahrhundertlang egal sein, woher die Gewürze stammten und wer mit ihnen reich wurde - er konnte sich eh keine leisten. Er musste sich mit heimischen Kräutern begnügen. Ein Pfund Safran war zeitweise soviel Wert wie ein Pferd - Pfefferkörner wog man gar in Gold auf.

Für jede Beschwer das richtige Körnchen

Schade, denn mit Gewürzen ließen sich auch körperliche Unbehagen heilen: Wohlhabende Damen in ungewünschten Umständen halfen sich mit Safran oder Salbei als Abtreibungsmittel. Herren mit dem Wunsch, diese Umstände herbeizuführen, griffen zur Muskatnuss. Hier war jedoch Vorsicht geboten: In geringen Mengen wirkt die braune Nuss als Potenzmittel – wer zuviel einnimmt, muss jedoch Halluzinationen befürchten.

Gewürze dienten jedoch nicht nur als Heilmittel, sondern auch zur Würze: In Zeiten ohne Kühlschrank wurden viele Speisen schnell schlecht. Kein Problem für diejenigen, die sich Pfeffer leisten konnten. Genügend Schärfe aufs Essen und der brennende Gaumen unterscheidet nicht mehr zwischen Pfeffer und Fäulnis.