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Klein gegen Groß

29. Juli 2009

Im DFB-Pokal ist alles möglich! Gerade die erste Hauptrunde verspricht immer wieder Duelle zwischen Vereinen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das wirft für die Kleinen oft große Probleme auf.

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Ortsschild von Dattenfeld mit Schalke-Begrüßung *** DW/ Thomas Klein Juli 2009
Ortsschild von Dattenfeld mit Schalke-BegrüßungBild: DW

Auch in diesem Jahr sorgte das Los wieder für spannende Spiele mit dem größtmöglichen Ligen-Unterschied. So darf sich Sechstligist Neckarelz auf den deutschen Rekordmeister Bayern München freuen. Aber auch der Zehntplatzierte der abgelaufenen fünften Liga, Germania Windeck, zog das große Los und duelliert sich mit dem FC Schalke 04. Beide Amateurklubs sorgten in der Vergangenheit nicht gerade für Aufsehen in Fußball-Deutschland. Für viele Bundesligavereine ist die erste Hauptrunde im DFB-Pokal oftmals nicht mehr als eine lästige Pflichtaufgabe, für die Kleinen in Deutschland ist es aber das Event des Jahres.

Mannschaftsbild der Amateurfußballer von Germania Windeck *** DW/ Thomas Klein 0709
Die Amateurfußballer von Germania WindeckBild: DW

So wurde in Dattenfeld, der Heimat von Germania Windeck, allein für die DFB-Pokal-Auslosung ein Public Viewing im Vereinsheim organisiert. Dort trafen sich Teile der Mannschaft, Fans, aber auch die Dorfbewohner. Jeder wollte wissen, wer der Gegner der Germanen sein wird. Besonders für die Spieler war die Auslosung spannend und die Freude im Anschluss entsprechend groß. Marcus Voike, Mittelfeld-Akteur von Windeck, beschreibt die Situation beim Public Viewing auch Wochen später noch als einmalig. Auch Trainer Michael Boris bekommt noch Gänsehaut und ist begeistert von der Euphorie im ganzen Dorf. "Die Leute lagen sich in den Armen, im Dorf wird man angesprochen; es ist einfach ein Riesending für alle Beteiligten!“

"Ein Zeichen setzen für die Gemeinde Windeck“

Doch nicht nur sportlich, vor allem organisatorisch ist ein solches Duell eine echte Herausforderung für die kleinen „Dorfvereine“. Wo sich an Sonntagen normalerweise die ganze Familie bei Pommes, Bier und Würstchen trifft, sollten nun tausende Fans von Schalke 04 betreut werden – eine wirklich unlösbare Aufgabe. Zur Erklärung: Dattenfeld zählt gerade einmal 2500 Einwohner; demgegenüber stehen alleine 70.000 Mitglieder des Vereins Schalke 04. Viel größer können die Unterschiede kaum sein. Trotzdem ist die Vorfreude in Dattenfeld ungebrochen. Am Ortseingang prangt seit der Auslosung ein Schild mit den Worten: "Herzlich Willkommen Schalke 04“. Vorstandschef Hans-Georg Willmeroth wollte ein Zeichen setzen und so die ganze Region motivieren, den Verein bei dieser logistischen Herausforderung zu unterstützen. Ein "Wir-Gefühl“ sollte vermittelt werden.

Einsames Fußballtor auf dem Trainingsplatz von Germania Windeck *** DW/ Thomas Klein Juli 2009
Dorfidylle: Fußballtor in DattenfeldBild: DW

Trotz aller Euphorie stellte gerade die Planung die Verantwortlichen der Germania vor ungeahnte Probleme. Eine neue Spielstätte für das Match gegen Schalke musste gefunden werden. Die Gründe dafür lagen auf der Hand, denn der heimische Sportpark bietet gerade einmal 2000 Menschen Platz. Für so ein Spiel natürlich nicht ausreichend, zumal die Sicherheitsstandards des DFB nicht umgesetzt werden konnten. Auch bei der Germania fand sich keiner, der sich der Aufgabe gewachsen sah. Das Problem wurde ausgelagert. Die Firma des Hauptsponsors von Germania Windeck, in Person Franz-Josef Wernze, nahm sich letzten Endes des Problems an.

Das Rhein-Energie Stadion als Glücksbringer

Nach Verhandlungen mit den Verantwortlichen des 1. FC Köln konnte Wernze das Rhein-Energie Stadion als neue Spielstätte für die Partie gegen den FC Schalke bekannt geben. Besonders Hans-Georg Willmeroth freute sich über diese Lösung, bedauerte aber zugleich andere Amateurvereine, "die kein so exklusives Stadion in ihrer Nähe haben“. Mit ein bisschen Glück soll im Rhein-Energie Stadion das geschehen, wovon jeder Freizeit-Kicker träumt. Und zwar, den Großen des Fußballs ein Bein zu stellen und ihnen so lange wie möglich Paroli bieten zu können. Marcus Voike ist Realist und geht nicht von einer Sensation aus, hofft aber darauf, das Spiel gegen Schalke "so lange wie möglich offen gestalten zu können“.

Was am Ende aber meist nur 90 Minuten dauert, muss wochenlang akribisch geplant werden. Für die Amateur-Klubs bedeutet dies viel, sehr viel Arbeit, die nicht immer einfach ist. Denn in den Amateurklubs arbeiten keine Profis, sondern in den meisten Fällen ehrenamtliche Mitglieder, Eltern und Hobby-Fußballer. Trotzdem: Am Ende überwiegt die Freude auf das große Spiel. Im Fußball ist schließlich alles möglich, manchmal auch für die ganz Kleinen.

Autor: Thomas Klein
Redaktion: Wolfgang van Kann