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Schalke: Die neue Bescheidenheit

Dirk Kaufmann20. August 2012

Für die kommende Saison hat der FC Schalke 04 keinen Star geholt, obwohl Weltstar Raúl die Gelsenkirchener verlassen hat. Die königsblaue Zielsetzung: Nicht schlechter abschneiden als im Vorjahr.

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Fußball Bundesliga, 31. Spieltag, FC Schalke 04 - Borussia Dortmund am Samstag (14.04.2012) in der VeltinsArena in Gelsenkirchen. Schalkes-Fans feuern vor dem Spiel ihr Team an. Foto: Bernd Thissen dpa/lnw (Achtung Sperrfrist! Die DFL erlaubt die Weiterleitung der Bilder im IPTV, Mobilfunk und durch sonstige neue Technologien erst zwei Stunden nach Spielende. Die Publikation und Weiterverwertung im Internet ist während des Spiels auf insgesamt fünfzehn Bilder pro Spiel begrenzt.) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Fußball Bundesliga FC Schalke 04 - Borussia Dortmund 31. SpieltagBild: picture-alliance/dpa

Die Saison 2011/12 war für den FC Schalke 04 durchaus erfolgreich: In der Europa League konnten die Königsblauen das Viertelfinale erreichen, in der Meisterschaft sprang am Ende der dritte Platz heraus und damit die Qualifikation für die Champions League in der kommenden Saison. Aber eigentlich sind die Schalker größeres gewöhnt.

"Vor mir liegt der Bahnhofsvorplatz von Gelsenkirchen", berichtete ein atemloser Reporter. "Man sieht kein Stück Straße mehr, nur eine Menschenmauer, eine riesige Menschenmenge." Anhänger, die den Deutschen Meister Schalke 04 feierten. Das war allerdings bereits im Jahr 1958. Die nächste Spielzeit ist also im kollektiven Schalker Bewusstsein die 54. ohne Meistertitel. Das nagt an der Schalker Seele, doch auch den Fans ist bewusst, dass der Verein sparen muss.

Die Folgen der Magath-Ära

Zur Saison 2009/10 hatte der Münchener und Wolfsburger Meistertrainer Felix Magath die Schalker Mannschaft übernommen und den Fans die Rückkehr goldener Zeiten versprochen. Um das Ziel zu erreichen, hatte er in den fast zwei Jahren seiner Amtszeit kräftig investiert und sehr viele neue Spieler geholt. Unter ihnen waren der ehemalige Nationalspieler Christoph Metzelder, der den Beginn der neuen Spielzeit wegen einer Verletzung wahrscheinlich verpassen wird, und Weltstar Raúl von Real Madrid, der in Schalke längst zum Idol geworden ist.

RAUL bei seiner Verabschiedung mit Toechterchen Maria auf dem Arm
Der Abschied von Raul Gonzalo Blanco, genannt Raul, reißt eine große Lücke bei Schalke 04Bild: picture-alliance/Sven Simon

Es waren aber auch viele Spieler dabei, die selten oder nie auf dem Platz standen. Die gilt es nun auszusortieren. Das heißt, Vereine zu finden, die Geld für sie zu zahlen bereit sind. Das ist  noch längst nicht in jedem Fall gelungen. Aus der Ära Magath stehen noch einige Spieler auf der Gehaltsliste, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr in der ersten Mannschaft auflaufen werden, die aber immer noch Gehalt beziehen.

Konsolidierung am Schalker Markt

Das erste Ziel von Sportdirektor Horst Heldt ist deshalb auch in dieser Saison die Haushaltskonsolidierung beim hochverschuldeten Erstligisten – daher konnte er kein Geld für neue Spieler ausgeben. Die beiden einzigen namhaften Neuzugänge sind Roman Neustädter von Borussia Mönchengladbach und der Leverkusener Tranquillo Barnetta – beide kamen ablösefrei. Dafür aber ging der Señor, wie Raúl Gonzalo Blanco auf Schalke genannt wird. Das wird die sportlich spannendste Frage: Wie kann Schalke den Verlust des Stars, der gleichzeitig Kopf und Herz der Mannschaft war, verkraften?

Trainer Huub Stevens bei einer Prerssekonferenz im Februar 2012 Foto:Petr David Josek/AP/dapd
Trainer Stevens will variabler spielen lassenBild: AP

Die nächste Frage lautet: Wie lange werden die Fans den Sparkurs der Vereinsführung ohne Murren akzeptieren? Der FC Schalke, vor über 100 Jahren unter den Fördertürmen der Zeche Consolidation am Schalker Markt gegründet, hat in seiner langen Geschichte selten die Geduld für eine nachhaltige Konsolidierung aufgebracht. Oft haben sich die Schalker durch Verschwendung und Großmannsucht selbst ein Bein gestellt.

… bis wir wieder Zweiter sind!

Sportlich wird die kommende Spielzeit interessant werden. Ohne Raúl, so verspricht Trainer Huub Stevens, werde seine Mannschaft taktisch variabler spielen und für die Gegner schwerer auszurechnen sein. Außerdem müssen die jungen Spieler zeigen, dass sie fußballerisch gewachsen sind. Das gilt vor allem für die Mittelfeldspieler Lewis Holtby, Kopf der U-21-Nationalmannschaft, und Julian Draxler, der inzwischen zum Kreis der Nationalspieler von Joachim Löw gehört.

Julian Draxler erzielt sein erste Tor für Schalke, im Pokao gegen den 1.FC Nürnberg
Julian Draxler: Hoffnung für die ZukunftBild: picture alliance/augenklick

Die Ziele für die nächste Saison bringen Sportdirektor Heldt und Trainer Stevens unisono auf den Punkt: Die erneute Qualifikation für das internationale Geschäft, am liebsten für die Champions League. Damit wären, sollte es tatsächlich so kommen, die Fans sicher einverstanden. Seit Jahren macht unter ihnen der Slogan die Runde: "Schalke gewinnt, Schalke gewinnt – bis wir wieder Zweiter sind." Käme es so, wäre das schon ein kleiner Fortschritt im Vergleich zur vergangenen Saison.