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Schachmatt auf der Autobahn

18. Juli 2010

Es gibt keinen besseren Ort Schach zu spielen, als auf einer stillgelegten Autobahn. Und man lernt was fürs Leben.

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Großschach: Pferdekopf (Foto: dw)
Bild: DW

Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man Schach auf der Autobahn spielen kann, ohne überfahren zu werden. Also nutze ich die Gelegenheit aus und setzte mich zum Schachverein Weiße Dame für eine kurze Runde. Mein Gegner heißt Michael Beyer, eine imposante Figur, die mich kämpferisch über seine Brille anschaut. "Wie lange hat dein längstes Spiel gedauert?", frage ich ihn, bevor wir loslegen. "Über sechs Stunden ohne Pausen" lautet seine Antwort. Naja, so lange wird er bestimmt nicht gegen mich brauchen.

11:45

Es geht los! Mein erster Zug: einer meiner Bauer rückt unsicher vorwärts.

11:47

Ich habe langsam das Gefühl, dass ich überfordert bin.

Ich: Bin ich dran?

Michael: Ja, aber macht ja nichts. Schach ist ein Geduldspiel.

11:50

Einer meiner Läufer wird weit hinter der feindlichen Linie geschlagen. Mein erster Fehler!

Ich: Jetzt geht's los!

Michael: Noch nicht ganz, aber…

Ich versuche, Michael mit einigen Fragen abzulenken:

Ich: Was gefällt dir denn so am Schach?

Michael: Mit verschieden Leuten, sich zu messen und Spaß zu haben. Sich für immer neue Probleme, neue Lösungen zu finden.

11:53 Uhr

Ich gebe nicht auf und schlage zurück. Ich setzte Michael Matt, aber ich habe etwas übersehen.

Michael: Schau mal wie viele meiner Figuren das Feld beherrschen. Das war schlecht.

11.55

Ich: Was lernt man fürs Leben aus dem Spiel?

Michael: Erstmal nachzudenken, bevor man handelt.

Ich: So wie wir gerade gesehen habe?

Michael: Ja und wir sehen das jetzt noch mal.

(Foto: dw)
Hat was gelernt: Andrew ShaleBild: DW

11.58

Ich rücke meinen Turm nach rechts, um den König besser verteidigen zu können.

Michael: Kann man spielen. In der Situation ist es sowieso relativ hoffnungslos.

12:05 Uhr

Leider hat er Recht, denn nach nur 20 Minuten wird es traurig auf dem Feld. Michael setzt mich matt. Ich frage ihn, wie ich gespielt habe. Sein Fazit: "Unteres Mittelfeld, aber es ist definitiv ausbaufähig."

Autor: Andrew Shale