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Sauerland-Gruppe will aussagen

9. Juni 2009

Die vier Angeklagten der sogenannten Sauerland-Gruppe wollen Geständnisse ablegen. Ihre Anwälte kündigten an, es werde Überraschungen geben.

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Deutschland im Fadenkreuz des Terrorismus (Symbolbild)
Deutschland im Fadenkreuz des TerrorismusBild: Montage DW/AP

Nach einer mehrstündigen Beratungspause erklärten die Anwälte am Dienstag (09.06.2009) vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf, dass ihre Mandanten zu umfassenden Geständnissen bereit seien. Zuvor war der Angeklagte Adem Y. vorgeprescht und hatte eine umfassende Aussage angekündigt. "Es ist mir egal, wie viel Sie mir geben, ob 20 oder 30 (Jahre). Ich möchte nur, dass das hier vorbeigeht. Es ist langweilig", sagte Y. am 15. Verhandlungstag.

Y. will nicht im Ramadan vor Gericht stehen

Y. bat auch um ein Gespräch mit den anderen Angeklagten. Das Gericht hatte das von Y. erbetene Gespräch im Beisein von zwei Beamten des Bundeskriminalamts (BKA) sofort ermöglicht. Auch die Bundesanwaltschaft hatte zugestimmt. Offenbar einigten sie sich in diesem Gespräch auf eine neue gemeinsame Linie, nachdem Y. ausgeschert war. Bislang hatten die Angeklagten jegliche Aussage in dem Terror-Prozess verweigert.

In einer Prozess-Pause erklärte die Verteidigerin von Y., Ricarda Lang, ihr Mandant halte der Verhandlung nicht länger stand. Er langweile sich und wolle durch ein Geständnis den Prozess abkürzen. Vor allem wolle er im September, zu Zeiten des Ramadan, nicht mehr vor Gericht stehen.

15 Jahr Haft bei Verurteilung möglich

Die Angeklagten im Sauerland-Prozess (Archivfotos: ap)
Die Angeklagten im Sauerland-Prozess (v. l.): Daniel Sch., Atilla S., Fritz G. und Adem Y.Bild: AP

Den vier deutschen und türkischen Angeklagten wird vorgeworfen, im Herbst 2007 eine Anschlagserie verheerenden Ausmaßes mit mehreren Autobomben geplant zu haben. Laut Anklage wollten sie zeitgleich in Kneipen, Diskotheken und auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein möglichst viele Amerikaner töten. Mit den Anschlägen wollten sie offenbar die kurz darauf anstehende Entscheidung des Bundestags über die Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes beeinflussen. Drei der Angeklagten waren am 4. September 2007 im sauerländischen Oberschledorn festgenommen worden, ein vierter wurde später in der Türkei verhaftet.

Der Prozess ist eines der größten Verfahren seit RAF-Zeiten. Er ist bislang auf zwei Jahre angelegt. Ein Geständnis würde das Verfahren erheblich verkürzen. Bei einer Verurteilung drohen den Angeklagten bis zu 15 Jahre Haft. (mas/hf/dpa/rtr/afp)