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SARS macht weiter Sorgen

Rainer Sollich19. Mai 2003

Beim Auftakt der WHO-Generalversammlung in Genf steht die Lungenkrankheit SARS im Zentrum. Trotz rückläufiger Ansteckungszahlen in China gibt es noch keinen Grund zur Entwarnung.

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WHO-Zentrale in GenfBild: AP

Dass die Lungenkrankheit SARS im Mittelpunkt dieses Treffens steht, merkte jeder Besucher schon vor Eintritt in das Konferenzgebäude: Wer teilnehmen will, muss schriftlich erklären, dass er in den letzten zehn Tagen keinerlei Kontakt zu SARS-Kranken gehabt hat. Im Zweifelsfall wird kurzerhand Fieber gemessen.

Dabei gibt es zum Thema SARS durchaus Positives zu vermelden. Mehrere SARS-Experten der Weltgesundheitsorganisation bestätigten noch einmal: Die hohe Steigerungsrate bei den Ansteckungszahlen auf dem chinesischen Festland und in Hongkong ist inzwischen wieder rückläufig. Allerdings - so wurde immer wieder hervorgehoben: Dies sei noch lange kein Grund zur Entwarnung.

SARS bleibt Gefahr für uns alle

Der führende SARS-Experte der WHO, David Heymann, betonte, SARS stelle weiterhin eine ernstzunehmende Gefahr dar. So lange die Krankheit sich weltweit verbreiten könne, und solange Flugzeuge von Kontinent zu Kontinent fliegen - so lange bleibe diese Krankheit eine Gefahr für "uns alle", so Heymann. Man dürfe nicht ruhen, bis die Krankheit besiegt sei - forderte der WHO-Experte. Er wagte aber keine Prognose, bis wann dies möglich sein könnte, und ob überhaupt.

Sorgen bereitet neuerdings vor allem der Anstieg der SARS-Fälle in Taiwan: 37 Menschen starben dort bereits an SARS, mehr als 300 infizierten sich. Taiwans Regierung argumentiert, dass die Situation längst besser sein könnte, wenn das Land zumindest einen Beobachter-Status bei der WHO erhielte. Doch das hat bisher China verhindert.

Die Regierung in Peking betrachtet Taiwan seit jeher als abtrünnige Provinz und sperrt sich gegen jede Maßnahme, die als erster Schritt in Richtung Unabhängigkeit interpretiert werden konnte. Die USA hingegen unterstützen diesmal die Forderung Taiwans - argumentieren dabei allerdings rein gesundheitspolitisch: Zur Begründung heißt es, erst sieben Wochen nach dem ersten gemeldeten SARS-Fall habe Peking die Entsendung einer WHO-Delegation nach Taiwan gebilligt. Bei Vorliegen eines Beobachterstatus hatte man viel schneller reagieren können.

Internationaler Informationsaustausch von größter Wichtigkeit

Die scheidende WHO-Generalsekretärin Gro Harlem Brundtland sagte, SARS habe vor allem eines gezeigt: Um eine plötzlich auftretende Krankheit erfolgreich eindämmen zu können, müsse unmittelbar nach deren Ausbruch ein internationaler Informationsaustausch erfolgen – ein deutlicher Seitenhieb auf China, das die Zahlen zunächst wochenlang heruntergespielt hatte und so die Verbreitung von SARS in mehr als 30 andere Länder begünstigt hatte.

WHO-Experte Heymann geht davon aus, dass die Menschheit auch künftig mit plötzlich ausbrechenden Krankheiten wie SARS konfrontiert sein wird. Der WHO-Experte rechnet über kurz oder lang mit einem weiteren globalen Ausbruch der Influenza-Grippe - wie bereits drei mal im letzten Jahrhundert. Zudem könnten weitere globale Krankheiten auf uns zukommen, die wir noch gar nicht kennen – wie dies beispielsweise vor 20 Jahren auch bei AIDS der Fall gewesen sei.

Erwartungsgemäß überlagert SARS bei dem Genfer Treffen viele andere Themen, die jedoch in den nächsten Tagen zur Sprache kommen sollen: neben Aids verschiedene Tropenkrankheiten sowie eine geplante Anti-Tabak-Konvention. Zudem soll mit dem Südkoreaner Jong Wook Lee ein neuer Generalsekretär gewählt werden.