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Sachsen erkundet Vorkommen von Seltenen Erden

Dorothea Nitzsche, dpa16. April 2012

Sie sind heiß begehrt in der High-Tech-Industrie: Die Seltenen Erden. Weil Quasi-Monopolist China die Preise in die Höhe treibt, könnte sich bald eine Fundstätte in Nordsachsen als rentabel erweisen.

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Praseodymium, Cerium, Lanthan, Neodym, Samarium, und Gadolinium (Foto: USDA, ARS, IS Photo Unit)
Bild: USDA, ARS, IS Photo Unit

Während China mit dem Rest der Welt um Seltene Erden streitet, will ein sächsisches Unternehmen ein wenig auf dem Milliardenmarkt dieser extrem begehrten Metallrohstoffe mitmischen. Die kleine Gemeinde Storkwitz (Kreis Delitzsch) in Nordsachsen hat berechtigte Hoffnung, die einzige wirtschaftlich nutzbare Seltene-Erden-Lagerstätte Mitteleuropas zu werden. Dass unter ihr die Bodenschätze schlummern, weiß man - nur wie viel? Mitte April sind Probebohrungen geplant. Sie sollen zeigen, ob sich der Abbau wirklich lohnt.

Seltene Erden - dahinter verbergen sich 17 Metalle. In Storkwitz wurden unter anderem leichte Seltene Erden wie Cer, Lanthan, Praseodym und Neodym nachgewiesen, aber auch schwere Seltene Erden wie Europium und Yttrium. Die Metalle sind in der Hightech-Industrie heiß begehrt. Fast ein Monopol auf die Förderung der Seltenen Erden hat China. Dort werden bis zu 90 Prozent der Bodenschätze aus der Erde geholt. Derzeit läuft vor der Welthandelsorganisation in Genf ein Verfahren gegen das Reich der Mitte. Das hat Exportbeschränkungen auf seine Seltenen Erden verhängt und treibt damit die Preise in die Höhe. Geklagt haben neben Europa auch die USA und Japan.

Vorsichtig optimistisch

Alle Beteiligten in Nordsachsen geben sich vorsichtig optimistisch. Die Storkwitz AG, eine Tochter-Firma der Deutschen Rohstoff AG, hat die Federführung des Projektes. "Erst nach Abschluss der Untersuchungen kann entschieden werden, ob es wirtschaftlich ist, dort abzubauen", sagt der Sprecher der Deutschen Rohstoff AG, Horst Koppelstätter.

Der Bodenschatz unter Storkwitz war schon zu DDR-Zeiten bei Uranbohrungen der SDAG Wismut zufällig entdeckt worden. Der Delitzscher Oberbürgermeister Manfred Wilde ist gespannt, was die kommenden Untersuchungen ergeben. "Natürlich haben wir die Hoffnung, dass sich die Ergebnisse aus den 1970er Jahren bestätigen." Damals schätzte die Wismut die mögliche Menge der Seltenen Erden auf 136 000 Tonnen. Die Deutsche Rohstoff AG geht aber erstmal von nur 42 000 Tonnen aus.

"Es macht sicherlich Sinn, das Potenzial unter Storkwitz zu erkunden, aber bisher scheint das ein eher sehr kleiner Rohstoffkörper zu sein, der gerade mal ein bis zehn Prozent der durchschnittlichen Lagergröße ausmacht», sagt der Professor für Lagerstättenlehre und Petrologie an der TU Freiberg, Jens Gutzmer.

Auch anderswo wird gebohrt

Er weist jedoch daraufhin, dass derzeit weltweit 400 Erkundungsbohrungen zu Seltenen Erden durchgeführt werden und der Abbau sehr kostspielig wäre. Auch die Deutsche Rohstoff AG will keine allzu großen Hoffnungen schüren und betrachtet die Entwicklungen eher zaghaft hoffnungsvoll: "Erst müssen wir die Daten sorgfältig prüfen und auswerten und dann können frühestens im Herbst 2012 genaue Aussagen über einen möglichen Abbau getroffen werden», sagt Koppelstätter.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe schätzte 2009 den Gesamtverbrauch der Seltenen Erden für das Jahr 2012 auf 189 000 Tonnen und ihren Marktwert auf zwei Milliarden US-Dollar. Würde die Deutsche Rohstoff AG in Storkwitz mit dem Abbau beginnen, wäre in Nordsachsen die einzige wirtschaftlich nutzbare Seltene-Erden-Lagerstätte Mitteleuropas.