Südafrika betet für Bafana Bafana
22. Juni 2010Flaggen über dem Eingangstor, daneben kleine Fußballtore. Eine katholische Kirche in Johannesburg vor dem großen Spiel gegen Frankreich. Der Pastor begrüßt seine (Fan)-Gemeinde mit einem fröhlichen "Bafana, Bafana". Er freut sich, dass trotz - oder gerade wegen - dem baldigem Anpfiff so viele Gläubige gekommen sind. Denn wer heute in der Kirche ist, betet vor allem für ein Ziel: Den Sieg der südafrikanischen Nationalmannschaft.
Fürbitten für die WM
"Aus patriotischen Gründen haben wir sogar Blumenschmuck in den Nationalfarben", sagt er von der Kanzler herab und deutet Richtung Altar. Dort türmen sich Blumengestecke. Die Gemeinde staunt. Der Pastor grinst: "Hab nur Spaß gemacht", sagt er lachend. "Heute morgen war hier eine Beerdigung."
In den Fürbitten geht es - was sonst - um die Fußballweltmeisterschaft: "Möge Gott dafür sorgen, dass die Spiele fair und sicher weitergehen können. Möge Bafana-Bafana gewinnen." Die Gemeinde antwortet tief ergriffen: "Wir bitten dich, erhöre uns."
Fußball mit Heiligenschein
Ein kleines Buch auf den Kirchenbänken gibt die Anweisungen für den christlichen Fan: "A church on the ball prayer book", steht auf dem Titel. Daneben ein Fußball mit Heiligenschein. Und in Großbuchstaben das Motto der gesamten Veranstaltung: "Praying and playing". In dem Büchlein jede Menge Gebete, Psalme und Lieder für den Fußball(-Gott). Da gibt es das Morgengebet: "In deine Hände, oh Herr, lege ich diese Fußball-Weltmeisterschaft...", das schnelle Kurzgebet für die Halbzeit "Lord, when they’re put to the test / May our team do their best" und das Reise-Gebet "May all who drive arrive alive". Nicht zu vergessen das Fair-Play-Gebet "Lord, Oh God, may every team be competitive but not aggressive..." und natürlich zum Schluss die kritische Selbstreflexion in der es heißt: "Lord, when you kick off our next match, I’ll try to play better...".
Autorin: Anna Kuhn-Osius
Redaktion: Stephanie Gebert