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Zalando Börse

Klaus Ulrich3. September 2014

Der Online-Händler Zalando schreibt zum ersten Mal schwarze Zahlen und will schon bald an die Börse gehen - andere innovative Unternehmen aus der Branche könnten sich an diesem Beispiel orientieren.

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Zalando Logistikzentrum in Erfurt
Bild: picture-alliance/dpa

Der Modehändler Zalando wächst und wächst - jetzt will er auch an die Börse gehen. Ein genauer Termin steht zwar noch nicht fest, aber irgendwann im zweiten Halbjahr 2014 soll es soweit sein, teilte das Unternehmen am Mittwoch (03.09.2014) mit. Der Agentur Reuters zufolge könnte das Volumen der Aktien-Ausgabe bei mehr als 500 Millionen Euro liegen. Zalando würde dabei mit insgesamt rund sechs Milliarden Euro bewertet. Gelingt der Plan, wäre es einer der größten Börsengänge eines Internet-Unternehmens in Deutschland seit dem Zusammenbruch des Neuen Marktes.

"Börsengänge wirken wie Raketenantriebe für Unternehmen", sagt Florian Nöll, Chef vom Bundesverband Deutscher Startups im Gespräch mit der DW. "Yahoo hatte 1996 nicht mal 100 Mitarbeiter, bei Google war es später ähnlich. Da sehen wir, dass die eigentliche Entwicklung oft erst nach dem Börsengang statt findet. Ich glaube, darauf können auch die bestehenden und zukünftigen Investoren bei Zalando hoffen."

Für Nöll ist der Börsengang von Zalando auch eine Art Meilenstein in der Geschichte der deutschen Internet-Branche, "der hoffentlich Signalwirkung hat für viele andere innovative Wachstumsunternehmen und so eine Art Eisbrecher hin zu einer neuen Börsenkultur wird."

Internet-Schmiede mit Milliarden-Marktwert

Der Internet-Händler mit Sitz in Berlin wurde im Jahr 2008 gegründet. Haupteigentümer sind heute nach aktuellen Angaben die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik mit rund 36 Prozent und die deutschen Internetinvestoren Oliver, Marc und Alexander Samwer mit 17 Prozent. Den Samwer-Brüdern gehört auch die Startup-Schmiede Rocket Internet, die laut Medienberichten ebenfalls noch im Herbst einen Börsengang ankündigen will. Auch dort wird über einen angepeilten Marktwert von bis zu fünf Milliarden Euro spekuliert.

Die großen Zalando-Aktionäre wollen an Bord bleiben und bei dem Börsengang keine Aktien verkaufen. "Geplant ist die Ausgabe von neuen Aktien aus einer Kapitalerhöhung", hieß es. Im Juli besorgte sich die Firma zudem eine Kreditlinie über 200 Millionen Euro mit einer Laufzeit von fünf Jahren. "Der Gang an die Börse ist der nächste logische Schritt in unserer Entwicklung", erklärte Zalando-Vorstandsmitglied Rubin Ritter in einer Mitteilung.

Marktanteile wichtiger als Profit

Zalando, das als Schuh-Versand mit dem Werbeslogan "Schrei vor Glück" bekannt wurde, hat inzwischen 7000 Mitarbeiter. In Deutschland, Österreich und der Schweiz macht der Online-Händler mit mehr als der Hälfte seines Umsatzes den Großteil des Geschäfts. Wie viele andere Internet-Unternehmen setzten die Berliner zunächst auf möglichst schnelles Wachstum, finanziert durch risikofreudige Investoren. Doch das könnte sich schon bald ändern.

"Zalando hat den Weg gewählt, sich erst einmal Marktanteile zu erkaufen und zu erwirtschaften. Aber früher oder später werden dann gerade auch die Aktionäre darauf achten müssen, dass es sie irgendwann in die schwarzen Zahlen treibt", sagte Oliver Prothmann, Präsident des Bundesverbandes Onlinehandel dazu gegenüber der DW.

Erstmals schwarze Zahlen

Sicherlich kein Zufall: Erste Ansätze dazu waren bereits in der vergangenen Woche bei der Präsentation der Halbjahresbilanz zu beobachten - also kurz vor Bekanntgabe der Börsenpläne. Die Berliner Firma hatte einen kleinen operativen Gewinn ausgewiesen. Bei einem Umsatzplus von knapp 30 Prozent auf mehr als eine Milliarde Euro hatte der Online-Händler einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von zwölf Millionen Euro ausgewiesen - nach einem Minus von 109 Millionen Euro vor Jahresfrist.

Online Shopping (Foto: Fotolia)
Einkauf via InternetBild: fotolia/Kzenon

In Deutschland kaufen Immer mehr Kunden Waren und Dienstleistungen per Mausklick. Im vergangenen Jahr nutzten nach jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes 45 Millionen Menschen das Internet, um privat einzukaufen oder Bestellungen aufzugeben. Damit gingen inzwischen drei von vier Internet-Nutzern hierzulande online auf Shoppingtour. Seit 2008 sei die Zahl der privaten Online-Einkäufer um 30 Prozent gestiegen.