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RWE verkauft Thames Water

17. Oktober 2006

Der Essener RWE-Konzern verkauft nach monatelangen Verhandlungen seine britische Wassersparte Thames Water für 12 Milliarden Euro an ein Konsortium unter Führung der australischen Bank Macquarie.

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Firmenzentrale der RWE AG in Essen
Der Energieriese RWE trennt sich von seiner britischen WassersparteBild: AP

Deutschlands zweitgrößter Energieversorger zieht sich aus dem internationalen Wassergeschäft zurück. Mit der Trennung vom größten britischen Wasserversorger setzt RWE die Konzentration auf das lukrative Geschäft mit Strom und Gas fort. Erst dieser Tage hatte der Konzern in Zeitungsanzeigen bekräftigt, mit Investitionen von 11 Milliarden Euro bis zum Jahr 2012 zu einem der größten privaten Investoren in Deutschland werden zu wollen. Daneben hat RWE aber auch das internationale Energiegeschäft mit Investitionen etwa in den Niederlanden und in Osteuropa im Visier.

Energieriese will im Strom- und Gasgeschäft expandieren

Die Gasflamme an einem Herd wird entzündet
RWE macht Gas und Strom wieder zum KerngeschäftBild: AP

"Die Veräußerung von Thames Water ist ein entscheidender Schritt bei der Umsetzung unserer Strategie einer konsequenten Konzentration auf unsere Kernkompetenzen in den zusammenwachsenden Strom- und Gasmärkten in Europa", betonte RWE-Chef Harry Roels bei der Bekanntgabe des Verkaufs am Dienstag (17.10.). Der Niederländer hatte den Verkauf von Thames Water im November 2005 angekündigt und seitdem mit einer Reihe von Investoren verhandelt.

Thames Water versorgt im Großraum London acht Millionen Menschen mit Trinkwasser. Im Sommer hatte das Unternehmen für Negativschlagzeilen gesorgt, als es nicht zuletzt wegen des maroden Londoner Leitungnetzes zu einer Wasserknappheit in der britischen Hauptstadt kam und Thames Water seinen Kunden verbieten musste, den geliebten englischen Rasen zu sprengen.

Erwartungen an das Wassergeschäft nicht erfüllt

Erst vor sechs Jahren war der Essener Konzern RWE mit Milliardenaufwand in das globale Wassergeschäft eingestiegen. Roels-Vorgänger im RWE-Chefsessel Dietmar Kuhnt hatte Thames Water im Jahr 2000 für insgesamt 11 Milliarden Euro - inklusive Schulden - erworben und ein Jahr später auch noch für weitere gut acht Milliarden Euro den größten US-Wasserversorger American Water Works hinzugekauft. RWE wurde damit praktisch aus dem Stand zum drittgrößten Wasserversorger der Welt mit insgesamt 56 Millionen Kunden. Kuhnt wollte den einstigen Strommonopolisten so zu einem führenden internationalen Multi-Utility-Konzern umbauen. Aus einer Hand sollte RWE seinen Kunden Strom, Gas, Wasser und Entsorgungsdienstleistungen anbieten.

Doch die Hoffnungen auf sprudelnde Gewinne im Wachstumsmarkt Wasser erfüllten sich nicht. Hohe Investitionen in die überfällige Modernisierung der Wasser- und Abwasserinfrastruktur in Amerika und Großbritannien sorgten im Gegenteil für weit unterdurchschnittliche Ergebnisse der Sparte und machten sie zu einem Kurs-Hemmnis für die RWE-Aktie.

Kuhnts Nachfolger Roels zog deshalb 2005 die Notbremse und kündigte die Abgabe des Wassergeschäfts an. Dabei erwischte der Konzernchef einen glücklichen Moment. Denn derzeit sind Investoren offenbar bereit, hohe Preise für Versorgungsinfrastruktur zu zahlen. Der Kaufpreis liegt am oberen Ende der Analystenschätzungen und erlaubt dem Essener Konzern, seinen Ausflug ins Wassergeschäft mit einem "blauen Auge" zu beenden.

Börsengang von American Water 2007 geplant

Firmenschild von Thames Water
Thames Water geht an ein KäuferkonsortiumBild: AP

Das Käuferkonsortium mit dem Namen Kemble Water Limited übernimmt die Aktivitäten von Thames Water in Großbritannien sowie den wesentlichen Teil des internationalen Geschäfts des Unternehmens. Es zahlt RWE dafür einen Kaufpreis von 7,2 Milliarden Euro und übernimmt darüber hinaus Schulden von 4,7 Milliarden Euro.

Der Verkauf von Thames Water bedarf noch der Zustimmung des RWE-Aufsichtsrats, der am kommenden Wochenende tagen wird, sowie der zuständigen Kartellbehörden. RWE rechnet mit dem Abschluss der Transaktion bis Anfang Dezember. Macquarie wird nach eigenen Angaben einen Anteil von 11 Prozent an Thames Water übernehmen, der Rest verteilt sich auf die übrigen Investoren. Im kommenden Jahr will RWE sich dann auch von seinem US-Wassergeschäft trennen. Für American Water favorisiert das Unternehmen zurzeit einen Börsengang. Zum Stand der Gespräche in den USA machte RWE am Dienstag keine Angaben. (je)