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Russland will Angriffe in Syrien ausweiten

2. Oktober 2015

Russland will seine Luftangriffe in Syrien ausweiten und längere Zeit fortsetzen. Deutschland und die US-geführte Koalition gegen die Terrormiliz IS werfen Moskau vor, den Konflikt zu eskalieren.

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Syrer bei einem Bombenkrater in der Nähe von Hama (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/A. Abdullah

Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses der Duma, des Unterhauses des russischen Parlaments, Alexej Puschkow, sagte dem französischen Radiosender Europa 1, Russland werde sein militärische Engagement "so lange wie nötig" fortsetzen. Die Intensität der Angriffe werde zudem noch gesteigert.

"Ich denke, die Intensität ist wichtig", sagte der einflussreiche Abgeordnete. "Die US-Koalition tut seit einem Jahr so, als ob sie den 'Islamischen Staat' (IS) bombardiert, aber es gibt keine Ergebnisse. Wenn man es effizienter macht, wird es, denke ich, Ergebnisse geben."

Karte Russische Präsenz und Luftangriffe in Syrien Deutsch NEU!

Russland fliegt seit Mittwoch Luftangriffe gegen Ziele in Syrien. Der Westen verdächtigt Moskau allerdings, nicht wie behauptet die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu attackieren, sondern die gemäßigten Rebellen, die Machthaber Baschar al-Assad bekämpfen.

"Das Hauptziel sind die IS-Gruppen, die am nächsten an Damaskus sind", sagte Puschkow dazu auf Europe 1. Russland ist neben dem Iran der engste Verbündete des Assad-Regimes. Kremlchef Wladimir Putin will Assad nach eigenen Worten "retten". Der Westen drängt auf den Rücktritt des Diktators.

IS-Kämpfer getötet

Allein am Freitagmorgen flog die russische Luftwaffe nach eigenen Angaben 18 Einsätze in Syrien. Dabei seien zwölf Stellungen des IS getroffen worden. Am Donnerstagabend wurden bei Luftschlägen russischer Kampfjets nach Angaben von Aktivisten mindestens zwölf Kämpfer der Dschihadistenmiliz getötet.

Ziel der Bombardements seien der westliche Rand der Stadt Al-Rakka, der Hochburg des IS, sowie die Region gewesen, in der sich der Militärflughafen von Tabka befindet, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mit. Die Organisation stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien, ihre Angaben sind aber wegen der unübersichtlichen Lage in dem Bürgerkriegsland von unabhängiger Seite kaum überprüfbar. Allerdings bestätigte das Verteidigungsministerium in Moskau einen Luftangriff auf Rakka.

Scharfe Kritik an Moskau

Unterdessen haben Deutschland, die USA und mehrere andere Staaten die russischen Luftangriffe scharf kritisiert. "Diese Militäraktionen stellen eine weitere Eskalation dar und werden nur noch mehr Extremismus und Radikalisierung schüren", heißt es in einer vom Auswärtigen Amt in Berlin verbreiteten Erklärung. Auch Frankreich, Großbritannien, die Türkei, Saudi-Arabien und Katar - sie fliegen unter Führung der USA Angriffe gegen den IS - stehen hinter der Stellungnahme.

In ihr drücken die Staaten ihre "tiefe Sorge" über Angriffe auf Hama, Homs und Idlib aus: Diese hätten zu zivilen Opfern geführt und nicht dem IS gegolten. "Wir rufen die Russische Föderation auf, ihre Attacken auf die syrische Opposition und Zivilisten sofort einzustellen und ihre Anstrengungen auf den Kampf gegen den IS zu konzentrieren", heißt es in dem Papier. Ein Aktivist aus Talbiseh, nördlich von Homs, berichtete der Deutschen Welle, auch in dieser Stadt habe es durch einen russischen Angriff schwere Schäden gegeben.IS-Kämpfer gebe es in Talbiseh nicht.

wl/jj (dpa, afp, rtr)