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Russland will es richten

3. Juni 2002

Briten und Amerikaner brachten die Machthaber in Neu Delhi und Islamabad bisher nicht dazu, vom Konfrontationskurs abzugehen. Auf dem Asiengipfel in Almaty will Russland einen neuen Vermittlungsversuch starten.

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Indische Soldaten: Üben für den Ernstfall an der GrenzeBild: AP

Russlands Präsident Wladimir Putin will dem indischen Regierungschef Atal Behari Vajpayee und Pakistans Militärmachthaber Pervez Musharraf am Dienstag (4.6.2002) eindringlich ins Gewissen reden. Als Hauptwaffenlieferant für Indien hat Russland zumindest ein Druckmittel in der Hand. Durch die zugespitzte Lage in Kaschmir gewinnt die ansonsten zweitrangige "Konferenz für Zusammenarbeit und vertrauensbildende Maßnahmen" in der kasachischen Stadt Almaty überraschend an Bedeutung.
Als direkte Nachbarn der beiden Streithähne haben auch Chinas Staatschef Jiang Zemin und der afghanische Übergangsregierungschef Hamid Karsai ihre Teilnahme angekündigt.

Tauziehen hinter den Kulissen

In Almaty, der früheren Hauptstadt Kasachstans, bemühen sich kasachische, pakistanische und russische Diplomaten seit Tagen, Vajpayee doch noch zu einer direkten Begegnung mit Widersacher Musharraf zu bewegen. Pakistan müsse nachweislich damit aufhören, islamische Extremisten in den indischen Teil Kaschmirs zu schleusen, lautet die indische Vorbedingung. Vajpayee erinnert sich offenbar ungern an den Husarenstreich Musharrafs, als jener im Januar auf dem Südasiengipfel in Nepal auf ihn zuschritt und ihm die Hand schüttelte. Die Versöhnungsgeste sicherte den Frieden für einige Monate. Doch der Zorn der Inder über den ungeliebten Nachbarn blieb unvermindert. Neue Gewalt in Kaschmir wurde wie im Reflex von Pakistan gesteuerten Extremisten angelastet.

Sorgen in Peking und Moskau

Die Regionalmächte China und Russland setzen große Hoffnungen auf das Gipfeltreffen. Peking sieht durch den Kaschmir-Konflikt seine Kontakte zum traditionellen Freund Pakistan und dem neuen Partner Indien gefährdet.

Der Kaschmir-Konflikt ist auch ein Teil der chinesischen Geschichte: Nach einem blutigen Krieg musste Indien 1962 den Osten Kaschmirs, Aksai Chin, an China abtreten. Präsident Putin wiederum käme der diplomatische Erfolg einer Zusammenführung der beiden Streithähne Vajpayee und Musharraf sehr gelegen. Nicht zuletzt seit der engen Einbindung seines Landes in die westliche Anti-Terror-Koalition und der Stationierung von US-Truppen und Beratern in Zentralasien und Georgien sehen Experten Russlands geopolitische Möglichkeiten weiter eingeengt. Darum kommt den USA letztlich die entscheidende Rolle in dem Konflikt zu. (dpa/dk)