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Politik

Russland will Feuerpause in Aleppo verlängern

20. Oktober 2016

Russland will die elfstündige Waffenruhe in der belagerten syrischen Stadt Aleppo bis Samstag einhalten. Dies teilte das UN-Büro für humanitäre Hilfe in Genf mit. Es mahnt, die Feuerpause bis Montag auszudehnen.

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Syrien Aleppo zerstörte Gebäude
Bild: Reuters/A. Ismail

Russland hat laut UN eine Unterbrechung des Bombardements von Aleppo über drei Tage von jeweils elf Stunden zugesichert. Der für humanitäre Fragen zuständige UN-Gesandte Jan Egeland sagte in Genf, man hoffe, dass die Feuerpause bis Montag ausgeweitet werden könne. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow schränkte allerdings ein, Voraussetzung für eine Verlängerung der Bombardierungspause sei, dass die Rebellen diese nicht zu neuen Angriffen oder Umgruppierungen ihrer Verbände nutzten. Zuvor hatte bereits die syrische Armee angekündigt, die Waffenruhe von jeweils elf Stunden pro Tag bis Samstag zu verlängern.

Am Donnerstagmorgen hatten die syrischen Regierungstruppen und ihre russischen Verbündeten ihre Kampfhandlungen eingestellt. Die Armee öffnete zwei Fluchtkorridore im Stadtviertel Bustan al-Kasr und nahe der Castellostraße im Norden der früheren Handelsmetropole, die zunächst jedoch nicht genutzt wurden. Trotz der einseitigen Waffenruhe kam es in Aleppo zu Gefechten zwischen Regimekräften und Rebellen. Beide Seiten hätten sich in der Nähe eines Korridors beschossen, über den Oppositionskämpfer den von Regimegegnern kontrollierten Osten Aleppos verlassen können, berichtete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Erste Krankentransporte?

Die Vereinten Nationen wollen am Freitag versuchen, erstmals Verwundete und Kranke aus dem belagerten Osten Aleppos abzuholen und außerhalb medizinisch zu versorgen. Die dafür erforderlichen Sicherheitsgarantien für humanitäre Helfer seien endlich von allen Konfliktgegnern zugesagt worden, teilte Egeland in Genf mit. Sicherheitserklärungen für die Helfer hätten inzwischen sowohl Syrien und Russland als auch die Aufständischen abgegeben, die den Osten Aleppos kontrollieren. Es gebe aber noch keine Vereinbarung über die angestrebte Lieferung von Lebensmitteln in die belagerten Stadtviertel.

Aleppo hatte in den vergangenen Wochen die heftigsten syrischen und russischen Luftangriffe seit Ausbruch des Konflikts im Frühjahr 2011 erlebt. In den belagerten Rebellengebieten leben noch rund 250.000 Menschen. Sie leiden unter einem massiven Mangel an Nahrungsmitteln, Trinkwasser und medizinischer Versorgung.

Die Rebellen lehnen einen Abzug ab. Sie werfen Russland und Syrien vor, das Angebot gleiche einer Kapitulation. Das Militär wolle die Zivilisten lediglich ziehen lassen, um die gesamte Stadt einnehmen zu können. Für Zivilisten und humanitäre Hilfslieferungen fordern die Aufständischen Korridore unter Aufsicht der Vereinten Nationen. Die Armee beschuldigt die Aufständischen, die Einwohner an der Flucht zu hindern und als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

Russland verlegt weitere Jagdbomber

Die NATO erwartet unterdessen in zwei Wochen eine deutliche Zunahme der russischen Luftangriffe auf den Osten Aleppos. Russland verlege die gesamte Nordflotte und einen Großteil der Baltischen Flotte mit zahlreichen Jagdbombern in die Region, sagte ein hochrangiger Diplomat unter Berufung auf Erkenntnisse westlicher Geheimdienste. "In zwei Wochen werden wir ein Crescendo von Luftangriffen auf Aleppo erleben, und zwar als Teil der russischen Strategie, dort den Sieg zu erklären." Bereits am Samstag hatte die russische Nordflotte bekanntgegeben, dass ein Marineverband unter Führung des Flugzeugträgers "Admiral Kusnezow" und des Atomkreuzers "Pjotr Weliki" zu einem Mittelmeereinsatz aufgebrochen ist.

kle/sti (dpa, afp, ape, rtr)