1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kreml-Rocker lassen Diplomaten aufheulen

29. April 2016

Reise mit Hindernissen: Die russischen "Nachtwölfe" wollen auf ihren schweren Maschinen nach Deutschland. Doch Polen verweigert die Durchfahrt. Moskau reagierte prompt und bestellte die Botschafterin ein.

https://p.dw.com/p/1IfSG
Russland Nachtwölfe starten Motorrad-Tour nach Berlin (Foto: Imago/Itar-Tass/S. Fadeichev)
Die kremlnahen Biker in der russischen Hauptstadt - Ziel: BerlinBild: Imago/Itar-Tass/S. Fadeichev

Kremlnaher Motorradklub will nach Berlin

Trotz eines polnischen Einreiseverbots und internationaler Kritik hat der russische Rockerclub "Nachtwölfe" seine Motorrad-Tour zum Weltkriegsgedenken nach Berlin gestartet. Mit wehenden Fahnen brach Clubpräsident Alexander Saldostanow alias "Chirurg" gemeinsam mit rund 20 Mitstreitern in Moskau auf. Saldostanow gilt als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Bereits in den Jahren zuvor hatten sich die Rocker anlässlich des Jahrestages des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland auf den Weg nach Berlin gemacht. 2015 hatte die Tour jedoch für Aufsehen gesorgt: Polen hatte den Rockern zeitweilig die Einreise verweigert. So kam es auch diesmal wieder: Warschau verhängte einen Durchfahrtstopp. Zur Begründung hieß es, die "öffentliche Ordnung" müsse sichergestellt werden.

Förmlicher Protest

Das wiederum provozierte Russland so sehr, dass es die polnische Botschafterin in Moskau einbestellte und förmlich seinen Protest zu Protokoll gab. Die Entscheidung sei eine Verhöhnung der Opfer im Kampf gegen den Faschismus und werde die bilateralen Beziehungen belasten, erklärte das Außenamt.

Alexander Saldostanow alias "Chirurg", der Chef der "Nachtwölfe" (Foto: Imago/Itar-Tass/S. Fadeichev)
"Wir kommen": Alexander Saldostanow alias "Chirurg", der Chef der "Nachtwölfe"Bild: Imago/Itar-Tass/S. Fadeichev

Viele Polen sehen die Tour nach jahrzehntelanger Unterdrückung durch Moskau in der Zeit des Kommunismus und angesichts der Rolle Russlands in der Ukraine-Krise kritisch. Der polnische Senatspräsident Stanislaw Karczewski erklärte, der Motorradclub spreche zwar von einer rein "patriotischen Reise". Doch sei bekannt, dass die "russische Seite gerne uns und Europa provoziert - und zwar so gut, dass große Vorsicht angebracht ist". Die Rocker sehen sich als politische Patrioten und Helfer des Kremls.

"Niemand wird uns aufhalten"

Die Fahrt soll in diesem Jahr wieder durch Weißrussland, Polen, die Slowakei, Österreich und Tschechien bis nach Berlin führen. Dort wollen die "Nachtwölfe" am 9. Mai Kränze niederlegen. Zusätzlich ist eine Demonstration mit rund 200 Teilnehmern angemeldet. "Ob das so stattfindet, ist noch völlig unklar", sagte eine Polizeisprecherin.

Clubpräsident Saldostanow begleitet die "Nachtwölfe" nur bis zur weißrussischen Grenze. Sein Schengen-Visum wurde annulliert, weil er wegen des Ukraine-Konflikts auf der Sanktionsliste der EU steht. Die Biker unterstützen Positionen der prorussischen Separatisten in der Ostukraine. "Uns aufzuhalten wird nur noch mehr Widerstand hervorbringen", sagte Saldostanow. "Wir haben vergangenes Jahr versprochen, wieder nach Berlin zu kommen - und so wird es auch sein."

jj/uh (dpa, afp)