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Iran boykottiert Buchmesse

8. Oktober 2015

Der im Iran verhasste Schriftsteller Salman Rushdie soll als wichtige Stimme für Meinungsfreiheit zum Auftakt der diesjährigen Frankfurter Buchmesse auftreten. Deshalb sagte das Land seine Teilnahme kurzfristig ab.

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Salman Rushdie
Bild: Getty Images/AFP/G. Julien

Rushdie sei wegen seiner "Islam-beleidigenden Bücher" in der islamischen Welt verhasst, teilte das Kultusministerium in einer von iranischen Medien am Donnerstag veröffentlichten Presseerklärung mit. Auch sein neuestes Buch richte sich indirekt gegen religiöse Werte und Überzeugungen des Islam, so das Kultusministerium.

Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der Gegenwart und wird in Frankfurt sein neuestes Werk vorstellen. Rushdie, der seit vielen Jahren in Großbritannien lebt und arbeitet, ist als Gastredner mit einer literarischen "Keynote" für die Auftaktpressekonferenz der Buchmesse am 13. Oktober angekündigt. Er gilt als gewichtiger Vertreter für weltweite Meinungsfreiheit von Schriftstellern und Publizisten.

Leben unter Polizeischutz

Im Jahr 1989 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini eine „Fatwa“, ein Todesurteil gegen den Schrifsteller wegen angeblicher Gotteslästerung in seinem Buch "Die Satanischen Verse" verhängt.

Daraufhin lebte der Schriftsteller jahrelang unter strengstem Polizeischutz in London und New York. Später sorgte der reformorientierte iranische Präsident Mohammed Chatami für eine Abmilderung und sicherte öffentlich zu, dass der Iran die "Fatwa" nicht ausführen würde, obwohl im Islam auf Gotteslästerung die Todesstrafe stünde. Rushdie hatte noch 2012 seine Teilnahme an einem Literaturfestival in Indien abgesagt, weil angeblich ein Mordanschlag auf ihn geplant war.

Vertreter für die Meinungsfreiheit

Salman Rushdie in Berlin
Auch in Berlin stellte Rushdie seine Biografie vorBild: DW/H. Kiesel

"Seine Biografie und sein literarisches Werk verleihen ihm eine gewichtige Stimme in der weltweiten Diskussion über die Meinungsfreiheit im Publizieren", begründete der Direktor der Buchmesse, Juergen Boos, die exponierte Einladung von Salman Rushdie, der regelmäßig Gast in Frankfurt ist. Das Thema "Meinungsfreiheit ist auch Schwerpunktthema der diesjährigen Buchmesse. In seinem aktuellen Buch "Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte" beschäftigt sich der 1947 geborene Schriftsteller wieder mit religiösem Fanatismus und der Frage aller Fragen: was das Geschichtenerzählen dagegen ausrichten und tun kann. Das Werk wird mit Spannung erwartet.

hm/suc (dpa/book-fair.com)