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Rusada-Chefin bestätigt systematisches Doping

28. Dezember 2016

Gegenüber der "New York Times" spricht Anna Anzeliowitsch von einer "institutionellen Verschwörung" während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi. Präsident Putin soll von all dem aber nichts gewusst haben.

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Russland National Anti Doping Agency RUSADA
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Zemlianichenko

Die russische Anti-Doping-Agentur Rusada hat einem Medienbericht zufolge erstmals die Vertuschung systematischen Dopings in dem Land zugegeben. "Es war eine institutionelle Verschwörung", sagte Rusada-Chefin Anna Anzeliowitsch der Zeitung "New York Times". Sie sei schockiert gewesen von den Enthüllungen, die russische Regierung sei jedoch nicht involviert gewesen. Weitere wörtliche Zitate von Anzeliowitsch waren dem am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichten Bericht nicht zu entnehmen.

Der Chefermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), Richard McLaren, hatte Russland in seinen beiden Reports Staatsdoping vorgeworfen und ebenfalls von einer "institutionellen Verschwörung" über mehrere Jahre und sportliche Großereignisse hinweg gesprochen. Es seien Beweise für die Vertuschung von Doping-Fällen bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi gefunden worden. Der Report stellt fest, dass über 1000 russische Athleten in 30 Sportarten von der systematischen Doping-Vertuschung profitiert haben sollen. Russland hatte die Vorwürfe bislang stets zurückgewiesen.

Allerdings geht es in dem McLaren-Report bei weitem nicht nur um Sotschi 2014. Betroffen gewesen seien unter anderem außerdem die Olympischen Sommerspiele in London 2012 und die Leichtathletik-WM 2013 in Moskau, heißt es darin. Es habe eine "institutionalisierte Strategie zur Medaillenbeschaffung in Sommer- und Wintersportarten" gegeben, sagte McLaren.

Können Sportereignisse noch in Russland stattfinden?

Zum Beweis veröffentlichte McLaren 1166 Dokumente, die er während der Untersuchung sicherstellen konnte. Darunter Fotos, forensische Berichte und E-Mails. Dies seien, so McLaren, "unzweifelhafte Fakten". Die Untersuchungen von McLaren waren im Mai durch Enthüllungen des ehemaligen Leiters des Moskauer Anti-Doping-Labors, Grigori Rodtschenkow, ins Rollen gekommen. Bereits der erste Teil des McLaren-Reports hatte die Aussagen im Juli bestätigt.

"Ein kleiner Meilenstein"

Russland droht damit 2017 zur spitzensportlichen Diaspora zu werden. Mittlerweile sind es bereits fünf Großereignisse, die in dem Riesenreich geplant waren, nun aber woanders stattfinden. Das Skilanglauf-Weltcupfinale in Tjumen (16. bis 19. März), das Eisschnelllauf-Weltcup-Finale in Tscheljabinsk (10. bis 12. März), der Biathlon-Weltcup in Tjumen (9. bis 12. März 2017) sowie die Junioren-WM der Skijäger im Februar in Ostrow hat Russland ebenso verloren wie die in Sotschi geplante Bob- und Skeleton-WM, die nunmehr am Königssee stattfindet.

Immer weitere Enthüllungen

Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) reagierte auf die Enthüllungen. In enger Zusammenarbeit mit den internationalen Fachverbänden hat das IOC konkrete Ermittlungen gegen russische Sportler eingeleitet und Nachtests der Olympia-Dopingproben bis Vancouver 2010 angeordnet. Einen Tag vor Heiligabend suspendierte der Ski-Weltverband FIS sechs namhafte russische Skilangläufer, darunter Sotschi-Olympiasieger Alexander Legkow.

sw/rb (New York Times Online, SID, dpa)