Rummenigge konzentriert sich auf den FC Bayern
10. August 2017Eine möglicherweise richtungsweisende Entscheidung: Karl-Heinz Rummenigge beendet nach fast zehn Jahren überraschend seine Tätigkeit an der Spitze der europäischen Clubvereinigung ECA. Der bald 62-Jährige verabschiedet sich vom Vorsitz des Ausschusses, um sich wieder mehr dem eigenen Kerngeschäft zu widmen. Rummenigge will in Zukunft alle Kraft auf seine Aufgaben als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München konzentrieren. Zusammen mit Präsident Uli Hoeneß muss er beim deutschen Fußball-Rekordmeister in einigen Jahren die Führung neu ordnen. "Wir müssen auch die nächste Generation an der Spitze vorbereiten, sie zunächst begleiten, damit es ein fließender Übergang wird", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Rummenigge informierte seine ECA-Vorstandskollegen am Donnerstag bei einer Sitzung in Madrid, dass er im kommenden Monat nicht mehr für den Vorsitz kandidieren werde. "Ich denke, dass nach intensiven, guten und ergebnisreichen Jahren der Moment gekommen ist, die Verantwortung weiterzureichen", äußerte Rummenigge in Mitteilungen der ECA und des FC Bayern. "Ich habe immer die Meinung vertreten, dass Ämter immer nur auf Zeit vergeben werden, mein Rückzug jetzt soll auch zum Ausdruck bringen, dass ich es damit ernst meine."
Die ECA zählt inzwischen 220 Mitglieder
Rummenigge führt die ECA seit ihrer Gründung 2008 an. Inzwischen hat sie 220 Mitglieder, darunter aus der Bundesliga neben dem FC Bayern etwa Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Schalke 04. Topvereine wie Real Madrid, Manchester United, FC Barcelona, Paris Saint-Germain oder Juventus Turin sind im ECA-Vorstand personell vertreten. Am 5. September stehen in Genf die nächsten Vorstandswahlen an. Dann muss auch ein Nachfolger von Rummenigge bestimmt werden. "Die ECA bezeichnet sich als 'The Voice of the Clubs', und ich denke, man kann heute zu Recht sagen: Die ECA ist die Stimme der Vereine im europäischen Fußball", erklärte Rummenigge.
Gleichzeitig erklärte Rummenigge ein europäisches Projekt vorerst für gescheitert: Er schließt eine Superliga Europas unter Abspaltung der großen Fußball-Vereine zumindest für die nähere Zukunft aus. "Bayern München würde das nicht mitmachen", sagte Vorstandschef Rummenigge. "Zumindest bis zum Jahr 2024" sei nach der jüngsten Reform der Champions League sowie weiteren Abmachungen mit dem Dachverband UEFA die Gründung einer Superliga kein Thema für die Vereine. Von der Saison 2018/19 an erhalten die vier großen Ligen inklusive der Bundesliga jeweils vier fixe Startplätze für die Gruppenphase. In dieser Saison muss 1899 Hoffenheim als Vierter noch in den Playoffs gegen den FC Liverpool aus der englischen Premier League antreten.
Für eine größere internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga könnte sich Rummenigge auch die Abschaffung der 50+1-Regel in Deutschland vorstellen: "Vielleicht sollte man jedem Club selbst in Zukunft überlassen, ob ein Investor als Mehrheitseigner eintritt."
jw/ck (mit sid/dpa)