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Rummel um den deutschen Riesen

Stefan Biestmann, Washington DC24. März 2006

Wer amerikanische Jugendliche fragt, ob sie Angela Merkel kennen, erntet oft Kopfschütteln. Dirk Nowitzki hingegen, Basketballstar der Dallas Mavericks, gehört zu den populärsten ausländischen Sportlern in den USA.

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Mitte März trumpfte der deutsche Riese erneut auf - diesmal in Washington: Fast 19.000 Zuschauer saßen im Verizon Center, Washingtons Sportarena. Alle Blicke waren auf das Spielfeld gerichtet. Fünf Basketballer der Washington Wizards und vier Akteure des Gästeteams standen bereits auf dem Platz. Doch ein Spieler fehlte: Dirk Nowitzki, der Star der Dallas Mavericks. Viele Zuschauer blickten etwas irritiert auf das Feld. Doch dann trabte der 2,13 Meter große Deutsche in die Arena und wurde frenetisch begrüßt. Einige Menschen sprangen begeistert auf, andere schwenkten eine große Deutschland-Flagge.

Der 27-jährige Nowitzki erhielt in Washington einen Empfang wie ein Popstar. Für Nowitzki gehören solche Eindrücke mittlerweile zum Alltag. Egal in welcher Halle der Würzburger auf Korbjagd geht, steht er im Mittelpunkt. Seine Gegenspieler sind meist eher deprimiert als begeistert, wenn der Hüne aus Würzburg vor ihnen steht. Seine Dribblings und seine präzisen Würfe sind gefürchtet.

Trophäensammler und Teamkapitän

Seit Jahren zählt Nowitzki zu den besten Spielern der nordamerikanischen Profiliga NBA. Viele Sportfans denken noch oft an ein Spiel im Dezember 2004 zurück, als der Deutsche für Dallas unglaubliche 53 Punkte gegen die Houston Rockets erzielte. Seit 2002 wurde Nowitzki von der italienischen Zeitung "Gazetta dello Sport" vier Mal in Folge zum besten europäischen Basketballer gekürt. Und im vergangenen Jahr landete er bei Deutschlands Wahl zum "Sportler des Jahres" nur knapp hinter dem Nordischen Kombinierer Ronny Ackermann auf Platz zwei.

Mittlerweile kann Nowitzki seine Trophäen kaum noch zählen. Amerikanische Zeitungen handeln den Deutschen bereits als heißen Kandidat für die Wahl zum besten NBA-Spieler der laufenden Saison. Mit den Dallas Mavericks hat sich der Sportler bereits vorzeitig für die Liga-Finalrunde qualifiziert, die Playoffs. Nowitzki genießt großen Respekt bei seinen Mannschaftskameraden. Als Kapitän der Dallas Mavericks hat der Deutsche nicht selten kurz vor der Schlusssirene eines Spiels den Ball im Korb versenkt und ein verloren geglaubtes Match gedreht.

Trikots mit Rückennummer 41 begehrt

Kein Wunder, dass sich die Nowitzki-Trikots in den USA wie warme Semmeln verkaufen – vor allem im texanischen Dallas. So spielen amerikanische Jugendliche mit der Nummer 41 und dem Nachnamen des Deutschen auf dem Rücken Basketball auf den Hinterhöfen. Oder sie strömen in Nowitzki-Montur in die Sporthallen, um den deutschen Riesen lautstark anzufeuern. Und in seiner Post findet Nowitzki Briefe von jungen Texanerinnen, die den kräftigen Mavericks-Star verehren.

Doch Nowitzki bleibt trotz des Starrummels auf dem Boden. Große Sprüche sind dem Würzburger fremd, er gibt sich lieber zurückhaltend. Und sein Herz hängt weiter an Deutschland, wo er ebenfalls eine riesige Fangemeinde besitzt. Als überragender Spieler der vergangenen Europameisterschaft führte der Korbjäger das deutsche Nationalteam bis ins Finale. Doch momentan gilt seine Konzentration den Dallas Mavericks.

In Washington führte Nowitzki sein Team nach frühem Rückstand wieder in die Siegspur. 25 Punkte steuerte er zum Triumph seiner Mannschaft über die Wizards bei. Doch nach der Schlusssirene dann wieder das gleiche Bild: Während die Teamkollegen noch auf dem Platz standen, rannte Nowitzki als Erster in Windeseile in die Kabine. Viele junge Fans waren enttäuscht, dass sie kein Autogramm oder keinen Handschlag von dem deutschen Basketball-Ass ergattern konnten. Aber manchmal läuft Nowitzki einfach davon - vor dem riesigen Rummel.