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Ali gegen Foreman

29. Oktober 2009

In einem der größten Kämpfe der Boxgeschichte, dem "Rumble in the Jungle", besiegt Muhammad Ali am 30. Oktober 1974 George Foreman und holt sich damit den Titel des Schwergewichtschampions zurück.

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Muhammed Ali schlägt Geroge Foreman nieder (AP Photo)
Der entscheidende Schlag von Ali gegen ForemanBild: AP

"Foreman am Boden," schreit der deutsche Kommentator, "der Kampf ist zu Ende. Muhammad Ali hat sich seinen Titel im Ring zurückerobert!" Es ist ein Moment, der die Boxwelt den Atem anhalten lässt. Mit einer Links-Rechts-Kombination streckt Ali seinen Kontrahenten George Foreman in der achten Runde nieder. Der krasse Außenseiter besiegt den amtierenden Weltmeister im Schwergewicht - es ist eine Sensation. Denn "Big George" hatte zuvor die meisten seiner Kämpfe durch schnelle KO-Siege für sich entschieden. Ali dagegen galt als nicht mehr schnell und stark genug. Doch er hatte sich mit Siegen, unter anderem gegen Joe Frazier und Ken Norton, die Herausforderung verdient. Promoter Don King fand in Diktator Joseph-Desire Mobutu einen Geldgeber, so wurde der Fight in Zaire ausgetragen. Mobutu sah den Boxkampf als Werbemaßnahme für sein Land, in dem er seit seiner Machtübernahme zahlreiche politische Gegner umbringen hatte lassen. Fünf Millionen Dollar zahlte er jedem der Boxer - und auch Ali störte sich nicht an dem Blut, das an den Geldscheinen klebte, sondern freute sich auf den Kampf im Dschungel, den "Rumble in the jungle."

Ali setzt sich für die Schwarzen ein

Die Box-Legende Muhammad Ali (AP Photo/Markus Schreiber)
Ali, heute von Parkinson gezeichnet, setzt sich für Unterpriviligierte einBild: AP

Viele Experten sahen jedoch sein Ende kommen und verfassten sogar schon Abschiedsworte für den Ex-Champion. Keiner glaubte daran, das er eine Chance haben könnte. Ali scherte sich nicht darum und umschrieb seine eigene Stärke auf einer Pressekonferenz mit poetischen Worten: "Ich bin gefährlich. Ich habe Bäume gefällt, mit einem Alligator gekämpft, mit einem Wal geangelt, dem Blitz Handschellen angelegt, den Donner ins Gefängnis geworfen. Letzte Woche habe ich einen Fels umgebracht. Und ich bin schnell. So schnell. Letzte Nacht habe ich im Schlafzimmer das Licht ausgeknipst und war im Bett bevor es dunkel war." Mit solchen Äußerungen machte er sich beliebt bei den einheimischen Bevölkerung. "Ali boma ye", "Ali, töte ihn" riefen sie ihm überall zu, wo er vorbei kam. Der als Cassius Clay geborene Boxer nutzte die öffentliche Bühne aber auch, um sich für die Belange der Schwarzen in Amerika einzusetzen. "Ich kämpfe nicht für Prestige, nicht für mich, sondern um meine Brüder zu inspirieren, die in Amerika auf dem Boden schlafen. Schwarze die von Sozialhilfe leben. Schwarze ohne etwas zu essen. Schwarze die nichts über sich selbst wissen. Schwarze, die keine Zukunft haben."

Ali gegen Foreman 1974 in Zaire (AP Photo/Ed Kolenovsky) boxen
Bild: AP

"George, ist das alles was du kannst?"

In der Nacht des großen Kampfes warteten rund hunderttausend Zuschauer im Stadion von Kinshasa ungeduldig auf den ersten Gong. Um in Amerika eine gute Sendezeit zu haben, begann er erst gegen vier Uhr morgens Ortszeit. Nach dem ersten Gong teilten beide Boxer zunächst aus. Doch dann ging Ali mehr und mehr in die Defensive. Tief ließ er sich in die Seile fallen, die "Rope-a-dope-Taktik, wie sie später genannt wurde. Foreman schlug wie wild auf den sich mit den Armen schützenden Ali ein, setzte jedoch kaum entscheidende Treffer. Währenddessen raunte Muhammad Ali seinem Gegner immer wieder provozierende Worte zu: "George, ist das alles was du kannst?" Foreman schlug und schlug - Ali verhielt sich passiv und konterte. Dann in der achten Runde war Foreman in der schwülen afrikanischen Hitze so müde, das ihn ein plötzlicher, heftiger Angriff von Ali überrumpelte. In einer Halbdrehung ging Foreman zu Boden. Ali holte mit dem Arm schon aus, um noch einmal zuzuschlagen. Doch er verharrte in der Bewegung, als er sah, wie sein Gegner umfiel. Die Massen im Stadion von Kinshasa tobten und stürmten den Ring. Von der Polizei geschützt wurde Ali, der die Faust in den Himmel reckte, in die Kabine geleitet.


Auch in der DDR sah man den Kampf

Muhammad Ali und George Foreman 1997 (AP Photo/E.J. Flynn)
Ali und Foreman bei einem Treffen 1997Bild: Getty Images/Stewart Cook

Boxtrainer Fritz Sdunek, der unter anderem die Klitschko-Brüder coacht, kann sich heute noch gut an den Kampf erinnern. Er lebte damals in der DDR, in Schwerin und "konnte durch eine Spezialantenne den Kampf ansehen. Ich war beeindruckt", beschreibt er, "wie Ali Foreman im Rückwärtsgang ausgekontert hat. George wollte nach vorne gehen, wollte mit letzter Kraft, mit letzter Energie unbedingt treffen. Ali hat einen Sidestep gemacht und ihn ausgekontert." Es war eine taktische Meisterleistung, mit der sich Cassius Clay seinen Titel zurückholte, den er sieben Jahre vorher aus politischen Gründen aberkannt bekommen hatte. Damals hatte er sich geweigert, den Militärdienst in Amerika anzutreten, er wollte nicht in den Vietnamkrieg ziehen. Deswegen durfte er drei Jahre nicht kämpfen. Doch nun war er am Ziel. Er hatte sich "seinen" Titel gegen Foreman zurückgeholt. Rund ein Jahr später lieferte er sich dann die nächste unvergessene Ringschlacht, den "Thrilla in Manila" gegen Joe Frazier.

Autor: Felix Hoffmann
Redaktion: Wolfgang van Kann