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Rollentausch im Maracana

Joscha Weber (z. Zt. In Santo André)5. Juli 2014

Im Bauch des legendären Maracana-Stadions ist DW-Reporter Joscha Weber unterwegs auf der Suche nach Geschichten und Stimmen. Doch plötzlich wird er selbst zum Interviewten.

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Europe1-Reporter François Clauss interviewt DW-Reporter Joscha Weber (Foto: Joscha Weber/DW)
Bild: DW/J. Weber

Irgendwann wird es passieren, hatte mir ein erfahrener Kollege vor dem Turnier gesagt, nicht am Anfang, aber später garantiert. "Du wirst schon sehen: Irgendwann interviewen sich die Journalisten bei einer WM gegenseitig", sagte er zu mir und heute musste ich wieder an seine Worte denken. Denn heute ist es mir passiert. Eigentlich bin ich ja derzeit im Maracana unterwegs, um über den Fußballklassiker Frankreich gegen Deutschland zu berichten, Stimmen einzufangen. Doch plötzlich war meine Stimme gefragt.

Und das kam so: Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel hatte ich den französischen Trainer Didier Deschamps gefragt, inwiefern sich das französische und das deutsche Spielsystem voneinander unterscheiden. Um höflich zu sein, habe ich meine Frage auf Französisch formuliert - und schon stand mein Name im Notizblock einiger Kollegen aus Frankreich.

1982, 1986 und zwei völlig unterschiedliche Wahrnehmungen

DW-Reporter Joscha Weber am Trainingsplatz der deutschen Nationalmannschaft in Santo André in Brasilien (Foto: Peter Wozny/DW)
DW-WM-Reporter Joscha Weber in gewohnter RolleBild: DW/P. Wozny

Prompt werde ich nach der PK selbst zum Interviewten. Deschamps ist gerade aufgestanden, da kommt ein Kollege von Foot Mercato auf mich zu, will wissen, wie Deutschland denn auf das Gipfeltreffen blickt. Ich erzähle ihm vom großen Respekt für die wiedererstarkte französische Equipe, von der Debatte um Lahm und den Wacklern in der deutschen Abwehr. Freundlich bedankt sich der Kollege und hinter ihm steht schon der nächste französische Journalist bereit zum Interview, dieses Mal für den Radiosender Europe 1.

Auch er fragt nach einem kurzen Statement von mir, will vor allem wissen, welche Bedeutung die WM-Spiele zwischen beiden Ländern anno 1982 und 1986 für Deutschland haben. Rasch stellen wir beim Interview fest: Einen völlig anderen als in Frankreich. Dort sind die beiden Spiele auch unabhängig vom aktuellen Viertelfinale immer wieder Thema in Fußballkreisen, in Deutschland erinnert man sich eher 1982 an Gijon und 1986 an das verlorene Finale gegen Argentinien, sage ich ihm. Wenige Minuten später steht ein netter Kollege von Eurosport vor mir, fragt mich ebenfalls nach meinen Gedanken zu 1982 und 1986. Die Geschichte ist sehr lebendig an diesem Tag im Maracana. Es folgen dann noch zwei weitere Interviews für französische Kollegen und die Erkenntnis: Interviewt zu werden, kann auch Spaß machen…