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Roboter sucht Familienanschluss

Ingo Uhlenbruch13. Oktober 2003

Klein und gelb müssen Roboter sein. Zumindest glauben das die Entwickler des japanischen Mitsubishi-Konzerns. Schon im kommenden Frühjahr sollen die elektronischen Helfer den Alltag der japanischen Familien verschönern.

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"Wakamaru" soll den Menschen in Zukunft behilflich seinBild: AP
Wakamaru heißt der Winzling und erinnert auf den ersten Blick an ein außerirdisches Kind. Auf gerade einmal 100 Zentimeter Höhe bringt es der Roboter und wiegt dennoch satte 30 Kilogramm. Seinen Namen verdankt Wakamaru einem Samurai aus dem 12. Jahrhundert, der in Japan mit den Begriffen Wachstum und Entwicklung in Verbindung gebracht wird. Zwar ist der Haushaltsroboter nicht so beweglich wie der ehemalige japanische Krieger, seine technischen Fähigkeiten können sich trotzdem sehen lassen. In der Familie passt sich Wakamaru zum Beispiel dem Tagesablauf an: Er steht pünktlich am Frühstückstisch, ohne diesen allerdings zuvor gedeckt zu haben. Schließlich kann der Mini-Roboter nur mit Mühe und Not über den Rand des Küchentisches blicken, darüber hinaus fehlen ihm kräftige Greifhände für diese Arbeit. Seine wahren Qualitäten sind eher kommunikativer Art. Dialogfähig So wirbt sein Hersteller unter anderem damit, dass das rund 8000 Euro teure Gerät spontan mit den Familienmitgliedern sprechen kann. Höchstens 10.000 Wörter kennt der Roboter, weshalb lange Diskussionen am Kamin nicht zu seinen Stärken gehören. Bei seinen Gesprächen unterscheidet der Roboter bis zu zehn verschiedene Personen, deren Fotos er im Speicher abgelegt hat und per Gesichtserkennung mit dem Original vergleicht. Interessanter Nebeneffekt: Wer nicht zu dieser Gruppe von Bekannten gehört, wird auf Wunsch als Einbrecher eingestuft und bekämpft. Allerdings nicht per Laserkanone wie im Science-Fiction-Film, sondern mit Alarmton, Videoaufzeichnung des Täters sowie Benachrichtigung des Besitzers per Handy oder Internet. Weglaufen kann der kleine Roboter vor dem Eindringling nicht. Auf mehreren Rollen schafft Wakamaru maximal einen Kilometer pro Stunde. Nach zwei Stunden geht ihm zudem die Energie aus, und er muss wieder ans Ladegerät. Mitfühlend und aufmerksam Der gelbe Haushaltshelfer besitzt sogar soziale Kompetenzen. Wenn sich seine Familie nicht hin und wieder bei ihm blicken lässt, macht sich der Roboter Sorgen und schaut persönlich nach, ob womöglich etwas Schlimmes passiert ist. Er ruft dann laut nach seinen "Eltern" und meldet sich vorsorglich per E-Mail bei einer zuvor festgelegten Adresse, wenn es still in der Wohnung bleibt. Auch in Deutschland kümmern sich Roboter um die Bedürfnisse von Menschen. Im Berliner Museum für Kommunikation rollen gleich drei Maschinen durch die Ausstellung und unterhalten die Besucher. Im Gegensatz zur japanischen Entwicklung verfügen diese Roboter über drei unterschiedliche Charaktereigenschaften: Es gibt einen freundlichen, einen belehrenden und einen spielenden Ausstellungsbegleiter, der manchmal sogar mit den Gästen schimpft. "Kein Spielzeug" Entwickelt wurden diese Roboter am Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart. "So mancher Museumsbesucher geht nur in das Museum, um die Roboter zu sehen", meint IPA-Forscher Matthias Hans. Im Gegensatz zu Wakamaru sind die Museumsroboter robuster gebaut und wesentlich größer. Trotz des hohen Unterhaltungswertes sieht Matthias Hans in Robotern mehr als nur experimentelles Spielzeug: "Diese Technologien sind durchaus ernstzunehmende Hilfen für Pflegedienste, wenn es zum Beispiel darum geht, stupide Arbeiten zu übernehmen. Die Roboter können auf Termine hinweisen, Medikamente verteilen oder mühsame Laufarbeiten übernehmen. Im Seniorenheim haben wir einmal einen Roboter als Gehhilfe ausprobiert. Das hat gut funktioniert." Die Technologie scheint also ausgereift zu sein. Ideen für den sinnvollen Einsatz liegen bei den Wissenschaftlern ebenfalls schon in den Schubladen. "Unser derzeitiges Problem ist, dass die Wirtschaft noch zurückhaltend reagiert", hofft Matthias Hans auf bessere Zeiten.