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Roboter kicken um die Wette

Petra Tabeling19. April 2002

Roboter im Fußballfieber: In Paderborn finden die Endausscheidungen im Roboterfußball statt. Dort wird bestimmt, wer an den Weltmeisterschaften im japanischen Fukuoka im Juni diesen Jahres teilnehmen darf.

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Hält der Roboter den Ball? Eine Maschine als TorwartBild: AP

Internationale Wissenschaftler und Forschungsgruppen aus acht Nationen schicken ihre Roboter bei den "German Open" ins Fußballfeld. In insgesamt fünf Klassen spielen 50 Teams aus Portugal, Rußland oder dem Iran um die besten Plätze. Die internationale Initiative RoboCup will die Forschung in den Bereichen Künstliche Intelligenz und autonome mobile Rechner fördern. Und die Initiatoren legen dabei Wert auf die üblichen Spielregeln im Fußball: Sie seien nur für die Maschinen adaptiert, so Dr. Ansgar Bredenfeld gegenüber DW-WORLD. Der Wissenschaftler ist Hauptorganisator des RoboCups in Paderborn und Leiter der Forschungsgruppe Autonome Systeme am Fraunhofer Institut. Auch er schickt zusammen mit seinem Forschungsteam Roboterspieler in die "Middle Size Liga".

Herausforderung für Mensch und Maschine

RoboCup German Open 2002
RoboCup German Open 2002 in PaderbornBild: http://ais.gmd.de

Die unterschiedlichen Ligen unterscheiden sich durch die Robotergröße, die Spieleranzahl, die Spielfeldgröße und das Anforderungsprofil an die Roboter. So sind die größten Spieler die Computerhunde von Sony, die um den Ball laufen. Die kleinsten Computer haben die Größe einer Suppentasse, beschreibt Dr. Bredenfeld. Eines ist allen Spielern aus Stahl gemeinsam: Auf der Fußballfläche agieren sie völlig selbständig - ohne Fernsteuerung. Ihre "Schöpfer" schauen von Feldrand zu. Und das ist manchmal nicht weniger spannend als beim "normalen" Fußballspiel, so Bredenfeld, der in seiner Freizeit das Kicken meidet. "Wir zittern mit", schildert der Wissenschaftler die Anspannungen,"und wenn ein Tor fällt, jubeln wir genauso". Die Roboter sehen in ihrem Geflecht aus Stahl und Kabel zwar langweilig aus, tragen aber kampflustige Namen. So schickt die Universität Dortmund ihre "Ruhrpott Hellhounds" aufs Feld und die Universität Versaille ist mit ihren "Drei Musketieren" dabei.

Auch im Roboterfußballer wird gefault

So feuern die Wissenschaftlerteams im Eifer des Gefechts ihre Roboter schon mal aus der Ferne an, auch wenn die darauf nicht reagieren können. Die elektronischen Spieler sind so programmiert, daß sie untereinander kommunizieren. Per Funknetzwerk entwickeln sie gemeinsam Strategien und tauschen sich untereinander aus. Und wie im richtigen Leben ist nicht alles vorhersehbar: Auch Roboter foulen und setzen sich gegenseitig außer Gefecht. Und der menschliche Schiedsrichter bestimmt wer eine gelbe und rote Karte bekommt oder auf die Strafbank muß.

Robotonik und Künstliche Intelligenz

RoboCup German Open 2002
RoboCup German Open 2002Bild: http://ais.gmd.de

Aber beim RoboCup gehe es in erster Linie nicht um den Spaß. Der Lerneffekt steht im Mittelpunkt. Es geht um die Verbesserung von künstlichen Systemen, die sich in einer fremden Umgebung selbständig orientieren und sinnvoll kooperieren müssen, so der Initiator Bredenfeld. Autonomie sei das wichtigste Kriterium bei der Konstruktion von derartigen Robotern. Und die könne bei solchen Fußballspielen prima ausprobiert werden. Die Vision der Initiative RoboCup ist es, dass Roboter bis zum Jahr 2050 so selbsständig werden, daß sie gegen menschliche Spitzenfußballer antreten können. Dann gibt es bei Fouls nicht nur Blechschaden...