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Roberto Mistretta: Das falsche Spiel des Fischers

Wim Abbink17. August 2006

Auf der Müllkippe in Villabosco auf Sizilien wird ein Toter gefunden. Der Mann hatte gehörig Dreck am Stecken, was die Suche nach dem Mörder nicht gerade vereinfacht.

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Drei Müllmänner finden eines Morgens den Toten auf der Müllkippe und informieren Maresciallo Bonanno, der eigenlicht in Urlaub fahren wollte, und seinen Adlatus Brigadiere Steppani. Der Tote kann zunächst nicht identifiziert werden. Der Mörder muss mit einer schweren Waffe und mit viel Kraft zugeschlagen haben. Geld, Papiere, Wertgegenstände fehlen. Schließlich geht eine Vermisstenmeldung ein: eine Frau aus Cefalu meldet, Pietro Cannata, Fisch-Großhändler, früher Seemann, verheiratet, drei Kinder, wohnhaft in Porto Empedocle, sei seit zwei Tagen verschwunden. Die Beschreibung passt auf die Leiche.

Buchcover: Roberto Mistretta - Das falsche Spiel des Fischers

Das Brisante an der Sache: Die Vermisstenmeldung wird nicht von der Ehefrau, sondern von der jungen Friseuse Rosina aus Cefalu aufgegeben. Keine Frage, sie war die Geliebte des Toten. Seine Söhne und die Ehefrau lassen denn auch kein gutes Haar an ihm. Die Friseuse ihrerseits bezeichnet die Ehefrau als Schlampe und sagt, Cannata habe sich von ihr trennen und sie heiraten wollen. Ein klassisches Beziehungsdelikt also? So einfach ist es nun nicht. Maresciallo Bonanno erfährt, dass sich Cannata kurz vor seinem Tod mit einem Getreidehändler treffen wollte. Vielleicht wurde er wegen unsauberer Geschäfte getötet? Der Tote soll auch in einer Spielhölle dem illegalen Glücksspiel verfallen gewesen sein.

Komplizierte Geschichte in deftiger Sprache

Der Autor macht es dem Leser nicht gerade leicht: Die Geschichte ist unheimlich kompliziert und auf vielen Ebenen angelegt, was die Orientierung erschwert. Eine außereheliche Beziehung, illegales Glücksspiel, ein verschwundenes Geschenk, ein wieder aufgetauchtes Auto, ein abgefackelter Laden und noch vieles mehr. Auch die Geschichte eines Mädchens namens Teresa, die in Zwischenkapiteln erzählt wird, ist zu lange nicht einzuordnen.

Trotzdem: Der Krimi hat seinen Charme. Wenn auch ziemlich bärbeißig, ist Maresciallo Bonanno ganz sympathisch, ein Mensch wie du und ich, der gegen sein Übergewicht und seinen Zigarettenkonsum ankämpft. Schön beschrieben sind auch die Tobsuchtsanfälle seiner verzogenen Tochter oder die Marotten seines Assistenten. Dem Autor gelingt es zudem, dem Leser ein Stück von Sizilien und seinen Bewohnern zu vermitteln: ohne Klischees, dafür mit ziemlich deftiger Sprache und üppigen Metaphern.


Roberto Mistretta
Das falsche Spiel des Fischers
Lübbe, 2006
ISBN 3-7857-1575-7
EUR 16.90