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Roadmovie durch Kaliforniens Weingüter

Pascal Pfitzenmaier3. Februar 2005

Kein Weinkennerseminar, sondern eine Liebeserklärung an den Wein und das Leben. "Sideways" von Alexander Payne zeigt zwei Mittvierziger auf Junggesellenfahrt.

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In jedem Glas ein Schlückchen WahrheitBild: Fox-Searchlight

"Ein bisschen Zitrus. Vielleicht etwas Erdbeer. Passionsfrucht und ein winziger Beigeschmack von Spargel. Ein Anflug von rassigem Edamer Käse." Der erfolglose Schriftsteller und frustrierte Mittelschullehrer Miles (Paul Giamatti) findet nicht genug der Worte für seinen Lieblingswein, den Pinot-Noir. Mit einem Freund aus alten Collegezeiten, Jack (Thomas Haden Church), durchreist er die Weingüter Kaliforniens. Miles flieht vor der zu erwartenden Verlagsablehnung seines Manuskripts. Jack, ausgemusterter TV-Star, mittelmäßiger Filmschauspieler und erfolgreicher Playboy, sucht kurz vor seiner Ehe nach einem letzten sexuellen Abenteuer

Empfindliche Weintraube

Sideways
Verwicklungen: Jack (Thomas Church), Stephanie (Sandra Oh), Miles (Paul Giamatti) und Maya (Virginia Madsen)Bild: Fox-Searchlight

Den Wochenausflug in das malerische "wine country" bestreiten die Mittvierziger mit Golfspiel, langen Autofahrten und ausgedehnten Weinproben. Zu Verwicklungen kommt es, als die Freunde die gleichaltrigen attraktiven Frauen Maya (Virginia Madsen) und Stephanie (Paynes Ehefrau Sandra Oh) kennen lernen. Miles verliert sein Herz an die (ebenfalls geschiedene) Kellnerin Maya und verrennt sich dabei zunehmend in zweideutige Lobeshymnen auf die empfindliche Pinot-Traube. Jack trägt von seinem Abenteuer mit der leidenschaftlichen Stephanie eine gebrochene Nase davon.

So groß wie das Leben

"Sideways" ist eine Komödie, die so witzige wie tragische Einsichten über zwei Figuren in ihrer "Midlife-Crisis" bietet. Der abgehalfterte Schauspieler und der Möchtegern-Schriftsteller sind ein komisches Gespann, das sich häufig am Rande der Lächerlichkeit bewegt. Regisseur Alexander aber denunziert seine Figuren nicht.

Sideways (Filmszene)
Amouröses Abenteuer mit Folgen, Jack und MilesBild: Fox-Searchlight

Der Typ von nebenan, der an seine Grenzen stößt, scheint es dem Regisseur angetan zu haben. Bereits in "About Schmidt" (2002) erzählte Payne die tragikomische Geschichte des Versicherungsstatistikers (Jack Nicholson), der sich am Ende seines Berufslebens und dem Tod seiner Ehefrau auf die Suche nach einem neuen Sinn im Leben macht.

Auch mit "Sideways" möchte Payne einen Kontrapunkt zum amerikanischen Mainstream-Kino setzen, in dem "nur attraktive Stars spielen und die Figuren immer Bigger than Life sind", erklärt der 44-jährige Regisseur. "Ich bin eher am Leben interessiert, an Filmen, die wirkliche Emotionen widerspiegeln und mir etwa für mein eignenes Leben mitgeben können."

Für seinen Blick auf die USA jenseits allen Glamours wurde Payne mit zwei Golden Globes belohnt (Beste Komödie, Bestes Drehbuch). In die Oscar-Preisverleihung geht der Film mit fünf Nominierungen, darunter für die Kategorie Bester Film.