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Risikosport Bergsteigen

Benjamin Wüst26. August 2008

Immer wieder endet die Lust auf das Abenteuer Bergsteigen tragisch. Allein in den Alpen starben in diesem Jahr schon über 90 Menschen. Warum? Ist es Leichtsinn? Pech? Oder doch der Klimawandel?

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Das schneebedeckte Zentralmassiv des Mont Blanc
Gefährliches Terrain: Der Mont BlancBild: AP

Erst ist es still, totenstill. Dann entwickelt sich unaufhaltsam ein ohrenbetäubendes Geräusch. Der weiße Tod nimmt Fahrt auf. Wenn man ihn sieht, ist es schon zu spät. Oft genug, ist das Rauschen der Lawine das Letzte, was der Bergsteiger hört. Eine haushohe Lawine - der Alptraum eines jeden Bergsteigers und zugleich einkalkuliertes Risiko.

Unglücksmeldungen am Fließband

2008 scheinen die Unglücksmeldungen von den Dächern der Welt nicht abreißen zu wollen. Nicht immer sind Lawinen schuld. Im Juli diesen Jahres: Tod am Mont Blanc. Ein niederländischer Familienvater stürzt gemeinsam mit seinen drei Söhnen ab – alle sterben. Am Nanga Parbat in Pakistan spielt sich ein Drama ab: Ein Bergsteiger stirbt, zwei werden gerettet. Anfang August: Elf Tote am K2 in Pakistan.

Lawinenwarnschild auf einer Skipiste
Nicht immer können Sportler rechtzeitig gewarnt werdenBild: AP

Am vergangenen Wochenende dann das Unglück am Mont Blanc, acht Menschen sterben. Schon über 90 Abenteurer haben allein 2008 in den Alpen das Bergsteigen mit ihrem Leben bezahlt.

Gefühlt steigt die Zahl der Unfälle stark an, tatsächlich sieht es anders aus, wie Andrea Händel, Sprecherin des Deutschen Alpenvereins, versichert: "Immer mehr Menschen gehen in die Berge. Daher steigt auch die Zahl der Unfälle absolut. Relativ gesehen, auf die Leute, die in den Bergen unterwegs sind, sinkt die Zahl der Unfälle aber."

Menschliches Versagen ist ausschlaggebend

Die meisten Unglücksursachen am Berg haben nichts mit der Natur zu tun. Nicht Lawinen, sondern das Überschätzen der eigenen Leistungsfähigkeit, Stolpern, Umknicken, Ausrutschen sowie Herz-Kreislaufprobleme führen die Statistik des Alpenvereins an.

Rund ein Drittel der verunglückten Bergsteiger stirbt an plötzlichem Herzstillstand. Auch wenn die Zahl der Todesfälle, gemessen an dem anwachsenden Alpinentourismus, nicht zunimmt, so wird Klettern gefährlicher. Schuld daran ist auch der Klimawandel. Die Felsen tauen auf und es kommt vermehrt zu Steinschlag, weil das Eis wie ein natürlicher Kitt wirkt, der den Fels zusammenhält. "Die Schmelzprozesse lösen Steine heraus, Steinschlag entsteht", erklärt Händel. "Die Folgen des Klimawandels in den Alpen stellen eine nicht zu vernachlässigende Gefahr für die Bergsteiger dar."

Gletscher gehen zurück. Bestimmte Wanderstrecken können nicht mehr gegangen werden. Die Berge werden unberechenbarer. Dort wo früher Schnee und Eis den Berg einpackten, donnern heute Felsbrocken ins Tal oder prasseln Steine von den Wänden. Nicht in erster Linie die Schnee- sondern vor allem die Steinlawinen machen das Bergsteigen gefährlicher.

Grundregeln für Bergsteiger

Karabinerhaken, Seile und so weiter, alles was man zum Bergsteigen baucht hängt am Gürtel eines Mannes
Kann Leben retten: Gute AusrüstugBild: dpa

Panik ist aber unangebracht, meint die Alpenvereins-Sprecherin Andrea Händel: "Man kann nach wie vor ohne Angst in die Berge gehen. Man muss einfach nur ein paar Grundregeln beachten". Dazu gehören: Sich und seine Leistungsfähigkeit richtig einzuschätzen und vor allem als Neuling langsam einzusteigen, dann den Schwierigkeitsgrad der Touren zu steigern und im Zweifelsfall, wenn man hoch hinaus will, immer das Klettern in einer Gruppe mit einem erfahrenen Bergführer vorziehen. Ein Restrisiko wird aber immer bleiben.