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Rio+20: Welche Wege Lateinamerika gehen will

Manuela Kasper-Claridge, z.Zt. Puerto Vallarta18. April 2012

Auf dem World Economic Forum in Mexiko wird auch über die Rolle Lateinamerikas für eine nachhaltige Entwicklung diskutiert. Man müsse bereit sein, neue Wege in der Wirtschaft zu gehen.

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Rio 20 plus

Sie kann sich trefflich aufregen. Alicia Barcena ist Executive Secretary der Wirtschaftskommission der Vereinten Nation für Lateinamerika. Beim Thema Armutsreduzierung wird sie emotional. Die Mexikanerin will erreichen, dass bei der UN-Konferenz Rio+20, die im Juni in Rio de Janeiro stattfindet, endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden.

"Vor 20 Jahren, als die erste UN-Konferenz in Rio stattfand, lebten noch 48 Prozent der Menschen Lateinamerikas in Armut. Heute sind es noch 30 Prozent. Das heißt, wir haben 110 Millionen Menschen aus der Armut geholt. Das ist gut, aber", - und da hebt sie den Zeigefinger: "Das ist nicht genug!“

Beschreibung: World Economic Forum Lateinamerika Carlos mit Alicia Barcena Ibarra Aufnahmedatum: 17.4. 2012 Ort: Puerto Vallarta (Mexiko) Quelle: Manuela Kasper-Claridge (DW) zugeliefert von: Henrik Böhme
Streitbare Diskutantin: Alicia BarcenaBild: DW

Lateinamerika will aktiv sein

Welchen Weg muss Lateinamerika gehen, welche Vorschläge soll es machen, damit die UN-Konferenz ein Erfolg wird und es nicht nur zu Absichtserklärungen kommt? Diese Frage wurde auf dem Podium in Puerto Vallarta diskutiert, eine der wichtigen Veranstaltungen des diesjährigen Weltwirtschaftsforums in Lateinamerika.

"Es gibt nicht die eine Lösung zur Armutsreduzierung. In Afrika werden andere Maßnahmen nötig sein als in Lateinamerika", sagt Ingo Ploger vom brasilianischen Business Council of Latinamerica, der mit Alicia Barcena auf dem Podium sitzt. "Aber wir müssen klar machen, was wir in Rio erreichen wollen und dann auch klar sagen, wie viel Zeit wir für die Umsetzung haben und sofort daran gehen". Ploger hält das Ziel, die weltweite Armut innerhalb von zehn Jahren um 20 Prozent zu reduzieren, für durchaus  realistisch. Wie er das konkret schaffen will, sagt er aber nicht. 

Rio+20 mit Substanz?

135 Staats- und Regierungschefs haben sich für die Konferenz, die vom 20. bis 22.Juni stattfinden wird, bereits angemeldet, zusätzlich hunderte Vertreter von Nichtregierungsorganisationen. Die Gefahr sei groß, dass die Konferenz gute Bilder liefere, aber wenig Substanz, sagen die Lateinamerikaner und wollen der Welt zeigen, dass es auch anders geht. Mexiko, das derzeit den Vorsitz der G20-Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer hat, will die G20-Länder schon auf die Ziele der Konferenz einstimmen. Ernährungssicherheit, nachhaltiges Wachstum und Armutsreduzierung gehören dazu, "aber ohne Wachstum keine soziale Mobilität", sagt Rogelio Granguillhome, Chef der Mexican Agency for International Development Cooperation.

Beschreibung: World Economic Forum Lateinamerika Gruppenfoto Aufnahmedatum: 17.4. 2012 Ort: Puerto Vallarta (Mexiko) Quelle: Manuela Kasper-Claridge (DW) zugeliefert von: Henrik Böhme
Die Teilnehmer der Debatte in Puerto VallartaBild: DW

Kein Wachstum um jeden Preis

Doch mit dieser Meinung stößt er auf Widerstand. "Unsere Werte müssen sich verändern. Nicht jede Art von Wachstum ist gut für die Menschen. Wir verschwenden unsere Ressourcen. Das schafft keinen Wohlstand, sondern langfristig nur mehr Armut. Wir müssen unsere Kinder dazu erziehen, schonend mit der Umwelt umzugehen und die Dinge nicht einfach wegzuwerfen, sondern wieder zu verwenden", sagt Helio Mattar. Er ist Social Entrepreneur und hat in Brasilien das "Institute for Conscious Consumption" gegründet. Mit seiner Organisation arbeitet er daran, das Konsumverhalten zu ändern. Nach dem Motto "weniger ist mehr".

Messbare Ergebnisse

Schließlich kommt Ingo Ploger mit einem praktischen Vorschlag. "Wir sollten in Rio einen Sozialentwicklungsindex beschließen. Dieser soll klar messbar machen, ob sich die wirtschaftliche Lage für die Menschen in einem Land tatsächlich verbessert hat". Dafür erhält er Applaus in Puerto Vallarta: Nur Alicia Barcena hebt noch mal den Zeigefinger: "Die Ziele, das Timing und wie wir die Maßnahmen finanzieren wollen", das müsse man auf der Konferenz Rio+20 der Welt verdeutlichen: "Das müssen wir Lateinamerikaner liefern."