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Konflikte

Rio de Janeiro: Großeinsatz in Favelas

5. August 2017

Auf den Tag genau ein Jahr nach den Olympischen Spielen haben brasilianische Sicherheitskräfte im Kampf gegen die ausufernde Kriminalität einen Einsatz in den Armenvierteln gestartet. Dabei gab es Tote.

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Brasilien Großeinsatz gegen bewaffnete Banden in Armenvierteln von Rio de Janeiro
Bild: Reuters/R. Moraes

Rund 5000 Polizisten und Soldaten gehen in mehreren Armenvierteln von Rio de Janeiro gegen bewaffnete Banden vor. Mindestens zwei Menschen wurden getötet, wie ein Sprecher der Sicherheitsbehörde des brasilianischen Bundesstaats Rio de Janeiro mitteilte.

Zu den Todesfällen kam es laut dem Behördensprecher in den Favelas Lins und São João. In diesen beiden Armenvierteln zusammen lebt fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung von Rio unter äußerst prekären Bedingungen. "Es war eine Atmosphäre der Spannung und Angst", sagte Vanuza Barroso da Silva, die versuchte, trotz des Großeinsatzes zu ihrer Arbeitsstelle in einem Supermarkt zu gelangen.

Ein Mann steht mit erhobenen Armen an einer Wand und wird von einer Einsatzkraft durchsucht (Foto: Reuters)
Die Einsatzkräfte durchsuchen Menschen auf der Straße Bild: Reuters/R. Moraes

Nach Behördenangaben umstellten die Einsatzkräfte vier Favelas. Hubschrauber kreisten in der Luft, mehr als 600 Militärfahrzeuge waren im Einsatz. Im Rahmen der Operation gehe es um die Vollstreckung von 40 Haftbefehlen wegen Raub und Drogenhandels. Dem Behördensprecher zufolge wurden mindestens 18 Menschen festgenommen. Die Beamten beschlagnahmten zudem Fahrzeuge, Waffen und Drogen. Jeder, der die Favelas betreten oder verlassen wollte, wurde intensiv durchsucht und befragt.

Ende des Einsatzes offen

Verteidigungsminister Raul Jungmann sagte dem Sender Globo TV, die Truppen würden so lange wie nötig in den Favelas bleiben. "Das können 24 Stunden sein, das Wochenende, drei Tage oder 15." Das Ziel sei, die organisierte Kriminalität zu blockieren.

In der brasilianischen Küstenmetropole wurden in den vergangenen Wochen verstärkt Gewalttaten und Lastwagen-Diebstähle verzeichnet. Die Mordrate stieg in diesem Jahr an. Zuletzt teilte die Regierung mit, dass auch Waffen der kolumbianischen Farc-Guerilla in Rio aufgetaucht seien.

Drei mMilitärfahrzeuge vor einer Häuserkulisse (Foto: Reuters)
Rund 5000 Soldaten und Polizisten und mehrere hundert Militärfahrzeuge waren an dem Einsatz beteiligt Bild: Reuters/R. Moraes

Brasiliens Präsident Michel Temer erließ vor einer Woche ein Dekret, das dem Bundesstaat den Einsatz der Armee im Kampf gegen das organisierte Verbrechen erlaubt.

Insgesamt stehen damit rund 10.000 zusätzliche Sicherheitskräfte - darunter 8.5000 Soldaten - für den Bundesstaat Rio de Janeiro zur Verfügung. Die Verstärkung wird mindestens bis Ende des Jahres eingesetzt. Immer wieder sind auch an der Copacabana bewaffnete Soldaten im Einsatz, Militärhubschrauber überfliegen die Strände.

Wegen der zunehmend unsicheren Lage sind auch die Tourismuszahlen eingebrochen, die Auslastung der Hotels lag nach Angaben der Tourismusbehörde zuletzt bei unter 50 Prozent.

ust/uh (dpa, afp, ap, efe, globo.com)