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Riesenbuddhas von Bamijan sollen wiederauferstehen

26. November 2001

Im März diesen Jahres wurden die Buddha-Statuen von Bamijan in Afghanistan von den Taliban zerstört. Nun sollen die Riesen von Bamijan wiedererstehen. Der Impuls dazu kommt aus der Schweiz.

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Vor dem BildersturmBild: AP

Die Riesenbuddhas von Bamijan zählten bis zum Einmarsch der Sowjetarmee zu den beliebtesten Touristenzielen Afghanistans. Von Kabul aus waren sie in einer Tagesfahrt bequem zu erreichen. Und wer auf dem Landweg von Europa nach Indien reiste, der kam hier ohnehin ganz in der Nähe vorbei. Die beiden Buddhas, von denen der eine 53 Meter, der andere 34 Meter hoch war, beeindruckten nicht nur durch ihre Monumentalität, sie sind auch kulturgeschichtlich von ungeheurem Interesse, denn in ihnen kommen und Ost und West, Asien und Europa zu einer einmaligen Synthese zusammen. Paul Bucherer, Leiter des Afghanistan-Instituts in Basel:

Schmelztiegel der Kulturen

"Die einzige wirkliche Eroberung des Landes wird von vielen Leuten als der Eroberungszug Alexander des Großen gesehen vor 2300 Jahren, der wirklich eine wesentliche Umgestaltung gebracht hat. Es war ein Schmelztiegel der Kulturen."

Viele der Künstler, die Alexander der Große mitgebracht hatte, siedelten sich in Bamijan an. Hier trafen sie auf buddhistisches Gedankengut. Der Buddhismus hatte sich von Indien aus als reine Wortreligion verbreitet. Künstlerische Gestalt aber erhielt er erst durch griechische Künstler in Afghanistan.

"Diese hellenistischen Künstler haben eigentlich das Bild Buddhas geschaffen. Vorher gab's keine bildliche Darstellung Buddhas. Und das ist so wesentlich, ist so entscheidend, dass dieses Zusammentreffen ein einmaliges Bindeglied zwischen Europa und Asien darstellt."

Zerstörung und Rekonstruktion

Im März diesen Jahres wurden die Riesenbuddhas zerstört - übrigens von ausländischen Taliban, einer Gruppe arabischer Milizionäre. Nun sollen die Riesen von Bamijan wiedererstehen. Und der Impuls dazu kommt aus der Schweiz. Paul Bucherer verfügt in seinem Afghanistan-Institut über die besten archäologischen Unterlagen und Fotos der Buddhas. Und er will modernste Computertechnik einsetzen, um die Buddhas möglichst originalgetreu zu rekonstruieren.

"Zunächst werden wir die einzig existierenden exakten fotogrametrischen Vermessungen digitalisieren, daraus wird dann ein virtuelles 3-D-Modell erstellt mit diesen digitalen Daten kann auch mit modernster Lasertechnologie ein physisches Modell herstellen, das dann in eine Art Gel verfestigt wird und das kann man dann bis zu einer Größe von - so weit mir bekannt ist - cirka 60 Zentimetern sich irgendwo hinstellen oder man kann das virtuelle Bild im Computer, im Internet von allen Seiten betrachten."

Modelle sollen Rekonstruktion finanzieren

Die kleine Nachahmung der Buddhas, das Modell von etwa 60 Zentimetern, wird - so Bucherers Vorstellung - im Kauf angeboten. Es könnte europäische Wohn- und Arbeitszimmer zieren. Und mit dem Erlös soll es dann an die eigentliche Rekonstruktion der Buddhas in Originalgröße gehen. Die Werbung hierfür hat eine Schweizer Internetfirma übernommen: "New 7 Wonders" in Zürich. Heute schon trommelt das Unternehmen um Spenden. Bis die Buddhas aber tatsächlich wieder an Ort und Stelle stehen, könnte noch viel Zeit vergehen - nicht nur wegen der nach wie vor unsicheren Lage in Afghanistan, sondern auch weil das Projekt eine rein private Initiative ohne jede öffentliche Unterstützung ist. Erst wenn die nötigen Spenden eingegangen sind, kommt das Projekt wie geplant voran. (wb)