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"Bin froh, dass aufgeräumt wird“

Florian Zschiedrich8. August 2013

Kurz vor der Leichtathletik-WM ist Julian Reus, deutscher Meister über 100 und 200 Meter, in der Form seines Lebens. Im DW-Interview spricht der Sprinter über seine Ziele und die Dopingfälle der Konkurrenz.

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Julian Reus nach seinem Sieg im Finale über 100 Meter. (Foto: Bernd Thissen/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

DW: Im Endspurt zur Weltmeisterschaft haben Sie viel im Bundesleistungszentrum Kienbaum trainiert und hart an sich gearbeitet. Wie läuft's denn?

Julian Reus: Ich trainiere hier vor allem zusammen mit der 4x100-Meter-Staffel. Wir haben alle eine gute Form und können uns hier in Kienbaum den Feinschliff holen. Alles läuft wirklich gut hier.

Sie starten bei der Weltmeisterschaft in Moskau mit der 4x100-Meter-Staffel. Woran wird kurz vor den WM noch gefeilt, um gegen die nominell stärkeren Nationen eine Chance zu haben?

Vor allem an den Wechseln feilen wir. Wir benötigen stabile Ablaufgeschwindigkeiten, damit wir das richtige Gefühl für die Stabübergabe bekommen. Diese Übergabe geht ja bei Höchstgeschwindigkeiten vonstatten, sie kann rennentscheidend sein. Wir wollen hier im Bundesleistungszentrum Sicherheit für die Wechsel bekommen. Denn im Laufe der Saison ist das Training der Wechsel normalerweise nicht ganz so einfach möglich.

Welches Ziel haben Sie mit der Staffel bei der WM in Moskau?

Unser Minimal-Ziel ist das Finale. Wir sind momentan so stark, dass wir auf Platz 5 oder Platz 4 laufen können. Und wenn es richtig gut laufen sollte, ist sogar Platz 3 drin. Die Devise ist: Erstmal das Finale erreichen und danach ist mehr möglich.

Wie schätzen Sie Ihre Möglichkeiten in den Einzel-Rennen ein?

Mein Fokus richtet sich zunächst auf die 100 Meter. Dort möchte ich das Halbfinale erreichen und Saisonbestzeit sowie persönliche Bestzeit laufen. Es geht nun darum, dass ich mich auch international gut verkaufe.

Erster Einzel-Start bei der WM

Julian Reus jubelt beim Sieg über die 200 Meter. (Foto: Bernd Thissen/dpa)
In Deutschland ist Julian Reus der Schnellste - international ist er bisher chancenlos.Bild: picture-alliance/dpa

Die Leichtathletik und insbesondere Ihre Disziplin Sprint ist seit den jüngsten Dopingfällen der Sprintstars Tyson Gay, Asafa Powell und Sherone Simpson in Aufruhr. Welche Auswirkungen hat das für Sie im Hinblick auf die Weltmeisterschaft?

Meine Vorfreude auf die WM trübt das überhaupt nicht. Es ist mein erster Einzel-Start bei einem internationalen Großereignis - das ist, was für mich zählt. Ich bin sogar ganz froh darüber, dass mit den aktuellsten Doping-Tests so ein bisschen aufgeräumt wird. Schließlich gibt es schon länger den Verdacht, dass einzelne Athleten unerlaubte Mittel nehmen. Ich freue mich jetzt aber einfach auf meinen Einzelstart in Moskau. Ich will mich voll und ganz auf mich konzentrieren. Da ist es mir völlig egal, ob es einen Dopingskandal gibt oder nicht. Ich möchte einfach bei der WM meine beste Leistung abrufen.

Verbessern sich durch die Dopingfälle der Konkurrenten sogar Ihre Chancen?

Über die 100 Meter ist nun Tyson Gay wegen seiner Doping-Sperre nicht am Start. Ein Sprinter aus der Weltspitze ist somit schon mal nicht dabei. Ich möchte aber grundsätzlich nicht auf Ausfälle von anderen Sprintern hoffen. Ich möchte mich über meine eigene Stärke präsentieren, das ist mein Ziel.

Julian Reus ist deutscher Meister über 100 und 200 Meter. Seine persönliche Bestzeit von 10,08 Sekunden hat er gerade erst bei der Generalprobe zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Moskau (10. bis 18. August) in Weinheim aufgestellt. Hinter seinem Teamkollegen Martin Keller (Bestzeit 10,07 Sekunden) ist er der derzeit zweitschnellste deutsche Sprinter über die 100 Meter, die Königsdisziplin der Leichtathletik. Seine Zeiten liegen jedoch weit hinter denen der Weltspitze, die zuletzt aber von mehreren Dopingfällen erschüttert wurde. Darin sieht Julian Reus auch eine Chance für sich.

Das Interview führte Florian Zschiedrich.