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Rettet den Schiri!

Stefan Nestler12. November 2008

Experten wie Professor Beckenbauer oder Professor Zwanziger schlagen Alarm und rufen zum Runden Tisch: Der Schiri ist eine bedrohte Art. Er könnte zum Opfer des Klimawandels im Fußball werden.

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Ein Fan attackiert den deutschen Schiedsrichter Herbert Fandel. Quelle: AP
Dem Schiri geht es an den KragenBild: AP

Der Schiri gehört zu den scheuen, wochenend-aktiven Arten. Nur in Ausnahmefällen verlässt er auch zur Wochenmitte seinen Bau, um in modernen Amphitheatern, auch Arenen genannt, für 90 Minuten sicht- und hörbar zu werden. Der Schiri artikuliert sich auf dem Feld vorrangig über Gesten und Gebärden. Man unterscheidet dabei zwei Typen. Der eher selten anzutreffende Schiri theatralicus zieht aufgrund seiner ausgeprägten Körpersprache die Aufmerksamkeit auf sich. Im Gegensatz dazu fällt der Schiri phantomicus kaum auf. Unauffällig trabt er über den Rasen. Um ihn überhaupt sichtbar zu machen, steckt man ihn seit einigen Jahren in ein farbiges statt schwarzes Trikot.

Zahnloses Raubtier

Schiedsrichter Peter Gagelmann von Spielern des Zweitligisten 1860 München bedrängt.
Schiri, Freund und HelferBild: picture alliance / Pressefoto Ulmer

Der Schiri sendet akustische Signale aus. Dazu benutzt er eine Trillerpfeife, was ihm den Beinamen "Pfeifenmann" oder auch den Schmähruf "Du Pfeife" einbrachte. Außerdem trägt er zwei Kartonkarten bei sich, eine rote und eine gelbe. Die setzt er nur im Notfall ein. Er agiert nicht, er reagiert: wenn das Geschehen aus den Fugen oder er zwischen die Fronten gerät. Die Karten sind also rein defensive Waffen. Viele bezeichnen den Schiri deswegen auch als zahnloses Raubtier. Schon immer entlud sich der Zorn des Publikums auf ihn, der immer in der Unterzahl ist. Abwechselnd wird der Schiri als blind, parteiisch oder mit diversen Adjektiven garnierte Sau beschimpft. Doch jetzt hat der Klimawandel auch den Platz erfasst. Der Nichtangriffs-Pakt wurde gekündigt, die letzten Tabus fallen. Spieler, Trainer, Manager rasen wie Furien auf den Schiri zu oder hinter ihm her, kreisen ihn ein. Sie brüllen und schimpfen, mit hochrotem Kopf. Ihre Augäpfel treten aus den Höhlen, Sabber bildet sich an den wutverzerrten Mundwinkeln. Und wenn Blicke töten könnten, wäre der Schiri bereits eine ausgestorbene Art.

Schiri im Käfig

Europäischer Maulwurf Quelle: dpa
Was haben Schiris und Maulwürfe gemeinsam?Bild: picture-alliance / OKAPIA KG, Germany

Um zu verhindern, dass der Alptraum Wirklichkeit wird, diskutiert die Fachwelt über den Einsatz von Schutzkleidung wie bei Eishockey-Torhütern. Auch wird der Prototyp eines leichtgewichtigen Käfigs getestet, unter dem der Schiri über den Rasen laufen soll. Seine Grundausstattung soll um Pfefferpistole und Elektroschocker erweitert werden. Flankierend ist eine Imagekampagne geplant. Ihr Motto: "Rettet den Schiri - auch Maulwürfe sind blind".