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Reporter Tagebuch: "Nichts läuft wie geplant, aber am Ende funktioniert es doch irgendwie..."

Ute Walter22. März 2010

Ute Walter hat bei ihrem Dreh in Ghana erfahren, dass eine perfekte Planung manchmal nicht alles ist.

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Ute Walter in Ghana (Foto: Ute Walter / DW)
Bild: Ute Walter

Endlich ist es soweit, der Drehplan für die Reportage aus Ghana steht. Mein Abenteuer Afrika beginnt – allerdings anders als gedacht. Schneefall hat in Deutschland alle Flugpläne durcheinander gebracht. Nur mit einem Sprint quer über den Frankfurter Flughafen erreiche ich den Flug nach Accra gerade noch.

Kameramann Albert und Tonmann George (immer) auf der Suche nach der besten Position (Foto: Ute Walter / DW)
Kameramann Albert und Tonmann George (immer) auf der Suche nach der besten PositionBild: Ute Walter

Mein Termin für das Treffen mit der Crew ist allerdings nicht zu halten. Auf meine eilig versandte SMS, antwortet Roland, der Producer vor Ort: „Kein Problem, treffen wir uns eben später – Gute Reise!“

Am Abend in Accra; das Team wartet bereits im Hotel. Das Team für die kommenden fünf Tagen, das sind Producer Roland, Kameramann Albert, Tonmann George, unser Fahrer David und ich, Ute, die Reporterin von DW-TV. Schnell sind die Details geklärt.

Doch gerade als wir Treffpunkt und Zeit für den nächsten Tag ausmachen, klingelt Rolands Handy – das wichtigste Interview wird abgesagt. Ob’s diese Woche noch einen neuen Termin gibt? Keine Ahnung! Damit ist unser Drehplan Makulatur.

Gut, machen wir es eben anders

„Gut, machen wir es eben anders“, meint Roland. Also fahren wir zuerst die 250 Kilometer von Accra nach Takoradi. Dort wollen wir Aufnahmen am Hafen machen und uns mit Fischern treffen. Hier sind eigentlich erst für den übernächsten Tag angekündigt. Es ist schon nach 21:00 Uhr – trotzdem: Roland ruft seinen Kontaktmann an. Der sagt zu, alles für den nächsten Tag zu arrangieren. Ich bin skeptisch, ob das gut geht. Aber, was bleibt uns anderes übrig, als es zu versuchen?

Sicht aus Autoscheibe - Unterwegs nach Takoradi (Foto Ute Walter / DW)
Weite Wege - Unterwegs nach TakoradiBild: Ute Walter

28 Grad, Luftfeuchtigkeit 60%: Uns rinnt schon bei der kleinsten Bewegung der Schweiß in Bächen herunter, die Sonne ist noch nicht mal aufgegangen. Mir schwant, die nächsten Tage werden echt anstrengend.

Den Jungs vom Team scheinen Hitze und Schwüle nichts auszumachen. Und um 4:00 Uhr morgens schon unterwegs zu sein, das sei in Ghana ganz normal, versichern sie mir.

Tatsächlich sind alle pünktlich am Hotel. Albert und George verstauen das gesamte Equipment im Kofferraum. Um 4.30 Uhr sitzen wir im Wagen.

Schock in der Morgenstunde

Dann fragt Albert: „Ute, kannst du mir bitte die Kassetten geben?“ – Mir läuft es heiß und kalt den Rücken hinunter. „Welche Kassetten“, frage ich irritiert zurück. „Die Kassetten für die Kamera“, sagt Albert. „Mir hat keiner gesagt, dass ich die Kassetten mitbringen soll. Die ausländischen Kollegen bringen ihre eigenen Kassetten mit, weil die europäischen von besserer Qualität sind als die hier“, antwortet er ungerührt.

Unter Fischern - Aufnahmen im Hafen (Foto: Ute Walter / DW)
Unter Fischern - Aufnahmen im HafenBild: Ute Walter

„Das fängt ja gut an“, denke ich. Und frage: „Was nun? – hast du gar keine Kassette? – Wo kriegen wir welche her?“

„Ich habe vorsorglich eine in der Kamera, aber darauf können wir aber höchstens 40 Minuten aufnehmen. – Aber: keine Sorge, ich weiß, wo wir welche herkriegen." Albert zückt sein Handy. Vier Stunden später am Drehort haben wir dann unsere Kassetten.

Keine Sorge, das kriegen wir schon hin

Der Satz: „Keine Sorge, das kriegen wir schon hin“ wird für die nächsten Tage die oberste Arbeitsmaxime. Am Ende haben wir alle Bilder und Interviews.

Und ich verstehe den Satz, den eine Freundin und Ghana-Kennerin mir mit auf den Weg gegeben hat. Sie sagte: „Ute, denke daran, Afrika ist anders – Nichts läuft wie geplant, aber am Ende funktioniert es doch – irgendwie.“