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Relikt einer kosmischen Katastrophe

Wim Abbink23. November 2005

In Deutschland entsteht ein weiterer Geopark: Das Nördlinger Ries im Grenzgebiet zwischen Baden-Württemberg und Bayern wird in diesen Tagen mit dem Zertifikat "Nationaler Geopark" ausgezeichnet.

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Die Stadt Nördlingen im gleichnamigen RiesBild: www.noerdlingen.de

So unterschiedlich die geologischen Voraussetzungen in den Regionen sind, so ähnlich ist das Ziel, das mit dem Zertifikat verfolgt wird: Es soll Gelder aus europäischen, nationalen und regionalen Fördertöpfen einbringen. Diese Finanzausstattung mag dann helfen, die geologischen Besonderheiten der jeweiligen Landschaft der heimischen Bevölkerung wie auch Ausflüglern und Urlaubern zu erschließen.

In einem Geopark treffen Phänomene besonderer geologischer Bedeutung, Seltenheit und Schönheit zusammen. Dazu gehören natürliche und künstliche Gesteinsaufschlüsse, Felsenklippen, Gesteinslehrpfade, Schaubergwerke und Museen mit geologischen Sammlungen. Und: Jeder Geopark muss in seinen geologischen Anlagen einzigartig sein.

Geologie und Tourismus

Maare Vulkaneifel
Das Weinfelder Maar in der VulkaneifelBild: dpa

Dass diese Voraussetzung nicht jedermann vertraut ist, hat erst im Sommer den noch jungen "Geopark Schwäbische Alb" ernüchtert. Eine Umfrage unter Besuchern des 200 Kilometer langen und 40 Kilometer breiten süddeutschen Gebirgszugs ergab, dass etwa drei Viertel der Befragten mit dem Begriff "Geopark" überhaupt nichts anfangen konnten. Noch nicht. Denn das Zertifikat gilt als wichtige Entwicklungsgrundlage eines Urlaubsgebietes.

Sehr viel weiter ist man etwa im ältesten deutschen Geopark "Vulkaneifel" - was vielleicht an der mit 1400 Quadratkilometern räumlich überschaubaren Größe des Parks liegt, wie Parkleiter Andreas Schüller erklärt. Dazu müssten allerdings Geologie und Tourismus eng zusammenarbeiten.

Auch Andreas Buddenbohm, der als Vorsitzender des Geowissenschaftlichen Vereins Neubrandenburg den Geopark "Mecklenburgische Eiszeitlandschaft" betreut, ist überzeugt, dass "die meisten Menschen im nordöstlichen Mecklenburg mit dem Begriff Geopark vertraut sind". Ausgesprochen positiv reagiert auch Jutta Weber in Lorsch, die mit ihrem "Geopark Bergstraße-Odenwald" richtig glücklich ist. Mit zwölf bis 14 Mitarbeitern steht Jutta Weber in der Personalausstattung allerdings einzigartig da unter ihresgleichen.

Röbel
Mecklenburgische Seenplatte: die Müritz bei RöbelBild: Norbert Krüger / DZT

Hauptkriterium: Einzigartigkeit

Anders als bei manchem geplanten Naturschutzgebiet führt die Einrichtung eines Geoparks in der Regel nicht zu Aufständen unter Landwirten oder Kommunalpolitikern. Ein nationaler Geopark, sagen die Akteure, stehe nicht für den besonderen Schutz eines Gebiets. Der Titel sei lediglich ein kostbares Qualitätssiegel, verliehen vom Forschungsministerium und der UNESCO für die einzigartige geologische Situation einer Landschaft.

Darauf baut auch Günther Zwerger in Donauwörth als Geschäftsführer des künftigen Geoparks "Nördlinger Ries". Denn gelegentlich wird moniert, das Ries sei doch Teilstück der Schwäbischen Alb und somit auch ihres Geoparks. "Eben nicht", sagt Zwerger, "die Alb hat sich in Jahrmillionen über Sedimentablagerungen, Erosion und Hebung gebildet."

Völlig anders dagegen das ringförmige Nördlinger Ries, das vor 14 Millionen Jahren in der kosmischen Katastrophe eines gewaltigen Meteoriteneinschlags in Sekundenbruchteilen entstanden sei. So etwas komme in Deutschland ein zweites Mal nicht vor - nicht umsonst wurde das Ries von der NASA schon zur Vorbereitung von Mondmissionen genutzt. (wga)