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Rekord von Windkraft beflügelt Energiewende

Gero Rueter29. Januar 2015

2014 wurden mehr als 1700 Windanlagen neu aufgestellt - mehr als je zuvor. Sie liefern so viel Strom wie zwei Atomkraftwerke. Für die Energiewende ist das ein wichtiger Schub.

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Windkraft in Schleswig-Holstein (Foto: Gero Rueter).
Bild: DW/G.Rueter

"Die Ausbauzahlen für 2014 sind sehr gut. Das ist das beste Jahr des Ausbaus der Windenergie in Deutschland. Die Branche kann sehr zufrieden sein", freut sich Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes WindEnergie (BWE).

2014 wurden nach Angaben des BWE Windanlagen mit einer Gesamtleistung von 4,8 Gigawatt (GW) neu aufgestellt. Damit hat Deutschland seit 2015 über 38 GW Windkraft in Betrieb und deckt so rund zehn Prozent des deutschen Strombedarfs.

Und auch für 2015 sind die Aussichten gut. Die Windindustrie erwartet einen Zubau von 3,5 bis vier Gigawatt. Für die Deutsche Energiewende ist der kräftige Ausbau der Windkraft notwendig, denn in den letzten zwei Jahren brach die Dynamik des Zubaus bei der Photovoltaik und Biomasse in Deutschland stark ein. Der starke Windzubau gleicht aber "das Defizit mehr als aus", meint Albers.

Atomkatastrophe beschleunigt Windausbau

Der starke Zubau ist eine Folge der Atomkatastrophe von Fukushima. Im breiten Konsens beschloss Deutschland 2011 den Atomausstieg: Acht Atomreaktoren gingen sofort vom Netz, die letzten neun sollen bis 2022 abgeschaltet sein.

Um den fehlenden Strombedarf zu decken, trieben die Bundesländer den Windausbau stark voran und wiesen neue Flächen für die Windnutzung aus. Von der Planung bis zur Aufstellung vergehen zwei bis drei Jahre, die Erfolge der Maßnahmen zahlen sich jetzt aus: 2014 konnte gegenüber 2011 der Windausbau mehr als verdoppelt werden.

Infografik Ausbau der Windenergie in Deutschland (Grafik: DW).

Offshore – Windenergie erreicht Gigawatt

Zuversicht gibt es inzwischen auch bei der Offshore-Windindustrie. 142 große Windanlagen mit einer Gesamtleistung von 0,5 GW gingen 2014 neu ans Netz. Die Windkraft im Meer verdoppelte sich damit auf einen Gigawatt. Nach langen Startschwierigkeiten kommt die Offshore-Windenergie in Schwung. "2015 rechnen wir mit bis zu zwei Gigawatt Offshore-Windenergie neu am Netz, etwa drei GW werden wir Ende 2015 insgesamt am Netz haben", sagt Norbert Giese, von der Stiftung Offshore-Windenergie.

Bis 2020 soll nach Plänen der Bundesregierung eine Kapazität von 6,5 GW Windenergie im Meer errichtet sein und dann rund fünf Prozent des deutschen Strombedarfs decken. Die Branche zeigt sich optimistisch, dass sie diese Ziele erreicht.

Ländliche Regionen profitieren vom Windausbau

Jess Jessen, Biobauer und Windkraftpionier (Foto: Gero Rueter).
Aufschwung in Schleswig-Holstein: Bauer und Windpionier Jess Jessen betankt sein Auto mit WindstromBild: DW/G.Rueter

Spitzenreiter beim Zubau der Windkraft ist Schleswig-Holstein. Im norddeutschen Bundesland wurden im vergangenen Jahr 455 Windanlagen mit einer Gesamtleistung von 1,3 GW neu installiert. Mit einer Gesamtleistung von fünf GW wird inzwischen mit dieser Windkraft mehr als die Hälfte des Strombedarfs von Schleswig-Holstein gedeckt.

Die dezentrale Energiegewinnung ist bei den drei Millionen Bürgern sehr beliebt. "Neun von zehn Windanlagen drehen sich hier in Bürgerhand", erklärt Nicole Knudsen vom Norddeutschen Windenergieverband das etablierte Erfolgsrezept. Für die ländliche Region ist der Windausbau ein Gewinn: Die Einnahmen für Bürger und Kommunen steigen, neue Jobs entstehen und die Landflucht wird gestoppt.

Nach Einschätzung von Albers werden die ländlichen Regionen auch in den nächsten Jahren ein wichtiger Motor für den Ausbau der Windenergie in Deutschland sein. "Zwischen den Bundesländern gibt es hier fast einen Wettbewerb."

Branche fordert vorrausschauende Politik

Deutschland Energie Erste Anlage im Offshore-Windpark Riffgat steht (Foto: EWE/Matthias Ibeler/dpa).
Viel Know-How ist in der Windindustrie gefragt. Die Branche fordert weitsichtige Industriepolitik mit starkem HeimatmarktBild: picture-alliance/dpa

Zufrieden zeigt sich auch der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). "Der starke Zubau in Deutschland ging einher mit einem deutlichen Wachstum in internationalen Märkten, auf denen deutsche Hersteller durch ihre Technologieführerschaft hervorragend positioniert sind", so Lars Bondo Krosgaard vom Lenkungsgremium Windanlagenbau im VDMA. "Diese Führerschaft ist nur zu sichern, wenn wir die Technik im deutschen Heimatmarkt dynamisch weiterentwickeln".

Albers fordert von der Bundesregierung verlässliche politische Rahmenbedingungen und eine langfristige industriepoltische Strategie, die den kontinuierlichen Ausbau fördert. Die Topposition der Windkraftindustrie dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden, "so wie es die Bundesregierung im Bereich der Photovoltaik getan hat".

Albers sieht in den Erneuerbaren Energien für Deutschland und Europa eine große Chance, die es langfristig zu nutzen gilt im internationalen Wettbewerb. "Sie wird in Zukunft die Bedeutung des Automobilbaus noch überragen können."

Zunehmender Boom weltweit

Inzwischen setzen auch immer mehr Entwicklungs- und Schwellenländer auf die günstige und klimafreundliche Technologie. Nach Einschätzungen von VDMA Power Systems wurden 2014 weltweit etwa 44 GW Windkraft an Land neu installiert, ein Anstieg von 31 Prozent gegenüber 2013.

Führend beim weltweiten Zubau ist weiterhin China. Bloomberg Energy Finance rechnet für 2014 mit einem Zubau von 20,7 GW in China und in den USA von 4,7 GW. Einen kräftigen Schub gab es nach Angaben der World Wind Energy Association (WWEA) auch in Indien, Kanada, Brasilien, Südafrika, Frankreich und Großbritannien. Nach vorläufigen Schätzungen wurden in diesen Ländern jeweils zwischen 1,5 und 2,9 Gigawatt neu installiert.