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Thailand: Bricht jetzt der Tourismus ein?

Benjamin Wüst3. Dezember 2008

Die Demonstranten haben ihr Ziel erreicht: Die thailändische Regierung muss zurücktreten. Auf den Flughäfen heben wieder Maschinen ab. Die Touristen fliegen zurück in ihre Heimat – endlich! Aber werden sie wiederkommen?

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Touristen in Bangkok: Bald ein Bild mit Seltenheitswert?Bild: AP
Thailand Strand Phra Nang
Traumhaftes Thailand: Der exotische Phra Nang StrandBild: picture-alliance/ ZB

"Thailand – Erleben Sie die Metropole Bangkok, eindrucksvolle Tempelanlagen und das geschäftige Treiben der Schwimmenden Märkte. Entdecken Sie das Goldene Dreieck mit historischen Baudenkmälern und beeindruckenden Buddha-Statuen sowie die Brücke am Kwai. Im Anschluss an diese Rundreise finden Sie Ruhe und Erholung in Ihrem komfortablen Badehotel."

Die Werbung der deutschen Reiseanbieter läuft seit Jahren auf Hochtouren – mit Erfolg. Jährlich verbringen rund eine halbe Millionen deutsche Touristen ihren Urlaub in Thailand. In den letzten Tagen gab es jedoch ein böses Erwachen aus dem Urlaubstraum. Demonstranten legten die Flughäfen lahm. Für fast alle Urlauber wurde die Rückreise unmöglich. "Wir sind natürlich schon ein bisschen angespannt und achten immer auf die Nachrichten, falls irgendetwas kommen sollte. Angst haben wir aber nie gehabt. Wir haben auch nicht richtig was von den Blockaden mitbekommen und haben uns nie bedroht gefühlt", sagt Deutsche-Welle-Mitarbeiter Peter Deselaers, der selbst seit sechs Tagen in Thailands Hauptstadt Bangkok festsitzt.

Drastischer Einbruch des Tourismusgeschäfts?

Proteste in Thailand Bangkok
Demonstranten: Haben sie die Touristen dauerhaft vertrieben?Bild: AP

Das Chaos, das die Regierungsgegner anrichten, erschüttert die südostasiatische Monarchie, die so abhängig von den Touristen ist. Mit jährlichen Einnahmen von rund vier Milliarden Euro ist der Tourismus einer der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren des Landes. Wie groß der wirtschaftliche Schaden und die Langzeitfolgen der aktuellen Krise letztlich sind, ist kaum abzusehen. Zumindest die Deutschen, die in den nächsten Tagen und Wochen vorhaben nach Thailand zu reisen, reagieren bisher noch gelassen, sagt Sibylle Zeuch, Sprecherin des Deutschen Reise-Verbandes: "Von einer Stornierungswelle ist bisher noch nichts zu spüren. Natürlich gibt es den einen oder anderen, der seine Reise stornieren oder umbuchen möchte. Viele warten aber ab, wie sich die Lage vor Ort entwickelt und beobachten wie das Auswärtige Amt die Lage einschätzt."

Weniger abwartend verhält sich die thailändische Regierung. Der zuständige Minister fürchtet einen Einbruch der Einnahmen durch Touristen von 50 Prozent. Deutsche Kenner der Reiseszene sind da wesentlich vorsichtiger. Selbst nach dem verheerenden Tsunami im Jahre 2004, als das Traumland plötzlich zum Alptraum wurde, strichen die Touristen Thailand nur kurzfristig als Urlaubsziel. Die Reisebranche hat daraus gelernt, sagt Sibylle Zeuch. "Die Erfahrung hat uns gezeigt, das politische Unruhen, Naturkatastrophen, eigentlich Krisen aller Art eine gewisse Verunsicherung hinterlassen. Die Touristen sind empfindlich, sind verunsichert, aber nach einer kurzen Zurückhaltungsphase kehrt schnell wieder Normalität ein und die Reisegewohnheiten sind schnell wieder die alten."

Ein Schiff auf dem Haus - Aufräumen in Thailand
2004 zerstörte ein Tsunami die Küstengebiete ThailandsBild: AP

Vieles wird davon abhängen, wie schnell das Land wieder politische Stabilität und Sicherheit herstellen kann. Die schweren politischen Zerwürfnisse plagen Thailand schon lange. Geht es ohne größere Ausschreitungen weiter wie bisher, werden die Touristen schnell vergessen und bald wiederkommen. Sollte sich allerdings aus dem Streik doch noch ein blutiger Bürgerkrieg entwickeln, wird das nicht so einfach wegzulächeln sein.