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Reise nach Algerien

Marta Barroso16. Juli 2008

Angela Merkel reist zusammen mit einer Wirtschaftsdelegation nach Algerien. Lukrative Geschäfte locken, und die deutsche Wirtschaft hat noch längst nicht alle Chancen genutzt. Das Land verfügt über große Gasvorkommen.

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Das Zentrum der algerischen Ergasindustrie in Hassi Messaoud mit weithin sichtbaren Abgasfackeln. Foto: Sofam +++(c) dpa - Report+++
Das Zentrum der algerischen Ergasindustrie in Hassi Messaoud mit weithin sichtbaren AbgasfackelnBild: picture alliance/dpa
Erdgasanlage im Wüstensand Algeriens (AP Photo/Bruce Stanley)
Dafür interessieren sich Merkel und ihre Begleiter: eine high-tech Erdgasanlage in der SaharaBild: AP

"Erdgas und Erdöl sind momentan das aktuelle Thema für alle", erklärt Katrin Laskowski, Abteilungschefin für Nordafrika vom Afrikaverein der deutschen Wirtschaft. "Algerien besitzt die drittgrößten Gasvorkommen der Welt, das ist nicht zu vernachlässigen. Da gibt es natürlich auch extrem hohe Nachfrage auch von deutscher Seite." Grund genug also für die deutsche Bundeskanzlerin, dem Land einen Besuch abzustatten. Denn Deutschland muss sich nach Gas umschauen und will sich vom bisherigen Hauptlieferanten Russland unabhängiger machen. Algerien könnte eine Alternative sein.

Monoindustrie ist nicht zukunftsfähig

Für Algerien seinerseits darf es freilich nicht weiterhin nur um Öl und Gas gehen. 98 Prozent der Exporte Algeriens bestehen zwar immer noch aus diesen beiden Energiequellen, die zusammen die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes ausmachen. Doch das Land muss sich anderen Wirtschaftszweigen öffnen, wenn es langfristig Arbeitsplätze schaffen will. Denn was das angeht, sind die Erfolge des Energiesektors bescheiden. Die staatlichen Einnahmen von Öl und Gas sollen 2008 zwar steigen. Aber für breite Kreise der Bevölkerung wird der Wohlstand wohl reiner Mythos bleiben.

Für Siegfried Breuer, den Maghreb-Korrespondenten der Bundesagentur für Außenwirtschaft, ist die Ablösung des ehemaligen Premierministers Algeriens, Abdelazziz Belkhadem, im Juni ein Schritt in die Richtung Öffnung des Landes gewesen. "Belkhadem ist ein sehr nah an der islamistischen Bewegung stehender Mann gewesen, der gegenüber westlichem Einfluss ganz starke Abneigung hegte und von daher Wirtschaftsprojekte nicht unbedingt gefördert hat." Man müsse aber berücksichtigen, dass der Premierminister nicht so viel Macht und Einfluss habe wie der Staatspräsident, der stets das letzte Wort habe.

Belkhadem war zwei Jahre lang algerischer Premier – und in dieser Zeit stand es um das Geschäftsklima im Land nicht gerade zum Besten. Angekündigte Privatisierungen fanden nicht statt, Strukturreformen kamen nicht voran und Direktinvestitionen konnten nicht mobilisiert werden. Nun liegt die Hoffnung bei Ahmed Ouyahia, der als wirtschaftsliberal gilt. Was die deutschen Unternehmer angeht, stehen sie zwar immer noch mit den Franzosen im Wettbewerb, aber das Label "Made in Germany" ist im Maghreb-Land laut Katrin Laskowski vom deutschen Afrika-Verein sehr begehrt – egal ob es sich um eine Brücke, ein Auto oder eine Nähmaschine handelt. Dazu kämen noch einige weitere Vorteile, sagt sie: "Die ausländischen Investoren haben die gleichen Rechte wie inländische Investoren, und die Gesellschaften können mit 100-prozentigem ausländischen Kapital erworben werden. Es gibt Fördersysteme in Algerien. Es gibt neue Wettbewerbsrechte. Das sind natürlich vorteilhafte Gegebenheiten für Investoren."

Algeriens Ministerpräsident Ahmed Ouyahia (AP Photo, file)
Algeriens Ministerpräsident Ahmed OuyahiaBild: AP

Menschenrechtsverletzungen kein Thema

Die Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Berlin und Algier ist trotzdem verhalten. Die deutschen Importe aus Algerien bestehen weiterhin fast nur aus Öl. Weiterreichende Kontakte werden laut Breuer blockiert durch den Terrorismus, der in Algerien wieder aufgeflammt sei, und durch langwierige Entscheidungsprozesse. Diese erforderten eine sehr langfristige Strategie, die nur große Unternehmen verfolgen könnten.

Insgesamt sind laut Angaben der Bundesagentur rund 150 deutsche Unternehmen in Algerien vertreten. Deutsche bauen die U-Bahn in Algier, Deutsche haben den Waschmittelsektor übernommen, und sie werden eine der größten Moscheen der Welt errichten.

Ob es Menschenrechtsverletzungen in Algerien gibt, scheint die deutschen Unternehmer wenig zu interessieren. "Mir ist im wirtschaftlichen Zusammenhang noch nicht zu Ohren gekommen, dass das ein großes Problem sei", erzählt Laskowski. "Davon sind die Wirtschaftsvertreter weniger betroffen. Eher ein Problem ist die allgemeine Sicherheitslage im Land. Das wäre die erste Priorität, die Algerien angehen müsste, um die Situation zu verbessern."