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Politik

Regisseur Serebrennikow erhält Hausarrest

23. August 2017

Ein Moskauer Gericht hat gegen den russischen Regisseur Kirill Serebrennikow Hausarrest verhängt. Für die Kulturszene des Landes ein Schock. Auch international gibt es Kritik am russischen Vorgehen.

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Kirill Serebrennikow
Bild: picture-alliance/dpa/B. Weissbrod

Die Maßnahme gelte vorerst bis zum 19. Oktober, meldete die Agentur Tass. Das kommt faktisch einem Berufsverbot gleich. Der international anerkannte Künstler war am Dienstag in St. Petersburg aus den Dreharbeiten zu einem Film heraus festgenommen worden. Ermittler werfen ihm die Veruntreuung von 68 Millionen Rubel, umgerechnet knapp einer Million Euro, vor.

Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler (SPD), fordert von Russland Transparenz im Fall der Festnahme des Regisseurs Kirill Serebrennikow. "Wir erwarten die Details der Vorwürfe", erklärte Kofler in Berlin. Wenn es zu einem Verfahren komme, müsse dieses "objektiv und fair" sein. Der international renommierte Künstler lebt auch in Berlin.

Beim Filmdreh verhaftet

Die Verteidigung beantragte, Serebrennikow gegen eine Kaution in Höhe des angeblichen Schadens auf freien Fuß zu setzen. "Hausarrest ist eine unbegründet harte Maßnahme, die es mir nicht erlaubt, meine Arbeit fortzusetzen", sagte der Regisseur.

Im Gerichtssaal riefen Zuschauer: "Lasst Kirill frei!". Vor dem Gebäude hatten sich Hunderte Menschen versammelt, um eine Freilassung zu fordern. Zahlreiche russische Kulturschaffende erklärten sich bereit, für Serebrennikow zu bürgen. Die Witwe des Literaturnobelpreisträgers Alexander Solschenizyn, Natalja Solschenizyna, die Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja, die Regisseure Fjodor Bondartschuk und Jewgeni Mironow und andere unterzeichneten ein entsprechendes Schreiben.

Rückhalt in der Kulturszene

Kirill Serebrennikows Stücke, wie hier das Theaterstück "Idioten" wurden in den bekanntesten Kulturstätten des Landes aufgeführt
Kirill Serebrennikows Stücke, wie hier das Theaterstück "Idioten" wurden in den bekanntesten Kulturstätten des Landes aufgeführtBild: Gogol Center/Alex Yocu

In einer Online-Petition forderten bislang 14.000 Menschen ein Ende des Verfahrens. Die Justiz stuft den Fall aber als besonders schweren Betrug ein. Darauf stehen im russischen Strafrecht hohe Geldstrafen oder bis zu zehn Jahre Haft.

Es geht um ein staatlich subventioniertes Projekt, um russisches Theater populärer zu machen. Serebrennikow und seine Mitarbeiter in der Produktionsfirma "Siebtes Studio" hätten dabei bewusst zu hohe Kosten angesetzt und das restliche Geld unterschlagen, teilten die Ermittler mit.

Der Staatsoper Stuttgart bereitet die Festnahme große Probleme. Serebrennikow soll dort ab Mitte September die Märchenoper "Hänsel und Gretel" inszenieren.

cgn/qu (afp, ap, dpa)