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Refugium für Bush-Fans in Deutschland

Michael Knigge23. August 2004

Den anstehenden Wahlkongress seiner Partei wird der Chef der Auslandsrepublikaner nur vom heimischen Wohnzimmer in Berlin aus verfolgen. Er hat derzeit ohnehin genug zu tun: mit der Aufnahme deutscher Mitglieder.

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Republikanische Auslandswähler: Zünglein an der Waage?

Selbst wenn die vergangenen Monate für Henry Nickel kein Zuckerschlecken gewesen sein sollten, der Vorsitzende der Republicans Abroad in Deutschland ist Profi genug, es sich nicht anmerken zu lassen. "Es ist ein toller Job, der mir sehr viel Spaß macht", antwortet der 25-Jährige auf die Frage des Reporters, wie er als Bush-Anhänger die fast einhellige Ablehnung seines Parteifreundes in Deutschland verkraftet. Seine Organisation verzeichne derzeit einen großen Zulauf - möglicherweise gerade wegen der praktisch einheitlichen Anti-Bush-Stimmung in Deutschland. Besonders viele Deutsche sehen in der Organisation offenbar ein Forum, in dem sie über ihre von der öffentlichen Meinung abweichende Sicht der amerikanischen Politik sprechen können, mutmaßt Nickel und ergänzt: "Wir haben mittlerweile mehr deutsche Mitglieder als Amerikaner. Ich habe fast den ganzen Vormittag damit verbracht, E-Mail-Anfragen von Interessenten zu beantworten."

Loslösung von der GOP

Ausländische Mitglieder dürfen die Republicans Abroad erst seit zwei Jahren aufnehmen. Bis dahin war die Organisation der internationale Ableger der Republikanischen Partei. Während die Democrats Abroad noch immer der offizielle Auslandsarm der Partei sind, haben sich die Anhänger der Grand Old Party (GOP) im Zuge der Neuordnung der Wahlkampfgesetzgebung von der Mutterpartei gelöst. "Das hat den Nachteil, dass wir von der Partei kein Geld mehr bekommen, aber den Vorteil, dass wir eigenständig sind und uns nicht an Vorgaben aus Washington halten müssen", sagt Nickel. "Außerdem können wir jetzt endlich auch Nicht-Amerikaner aufnehmen, während wir früher sagen mussten, 'sorry, aber bei unseren Veranstaltungen dürfen nur Amerikaner mitmachen.'"

Zwar sind die Republicans Abroad nicht mehr Teil der Parteimaschinerie, aber der Name ist immer noch Programm und das Ziel ist klar: "Wir haben hier bisher 15.000 Auslandswähler für die Republikaner registriert", betont Nickel. Dies sei deutlich mehr als vor vier Jahren. Der starke Zulauf hat einen einfachen Grund: Seit der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren ist Parteistrategen und Amerikanern im Ausland bewusst, wie "wertvoll" die Stimmen der Auslandswähler möglicherweise sein können. Denn der Wahlsieg von Präsident Bush im Jahr 2000 wurde letztendlich im US-Bundesstaat Florida durch 537 Stimmen aus dem Ausland entschieden. Auch für die anstehende Wahl sagen Wahlforscher erneut ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus. Dabei spielt Deutschland mit mindestens 250.000 von geschätzten sieben Millionen Auslandsamerikanern eine wichtige Rolle. "Ich glaube, dass die Auslandswähler die Wahl entscheiden werden und deshalb versuchen wir so viele Leute wie möglich zu registrieren", sagt Nickel.

Kooperation mit Auslandsdemokraten

Dabei arbeite seine Organisation durchaus auch mit den Democrats Abroad und Gruppen, die John Kerry unterstützten, zusammen, sagt Nickel. "Bei Veranstaltungen sitzen wir oft an einem Tisch, weil es unser gemeinsames Ziel ist, Wähler zu registrieren. Sie registrieren dann die Demokraten, wir die Republikaner."

Im Gegensatz zu den Democrats Abroad entsenden die internationalen GOP-Anhänger keine Delegation auf den anstehenden Parteikongress der Republikaner in New York. Dennoch fiebert der Vorsitzende der rund 150 Republicans Abroad Germany der Veranstaltung entgegen: "Wir werden eine Kick-Off-Party bei mir zu Hause in Berlin feiern und dann die Debatten und Reden auf dem Kongress verfolgen."