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Design

Red Dot hilft Deutschlands Designern

Katharina Abel
7. April 2017

Das Red Dot Design Museum in Essen zeigt die Sonderschau "World’s Best Communication Design and Highlights from NRW". Die Schau wirft ein Schlaglicht auch auf das Ringen der Kreativbranche um lukrative Aufmerksamkeit.

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Kunst auf Knusperfolie - preisgekröntes Design im Essener Red Dot Museum. (c) Ray Man Photography/Green Hill Communications/Red Dot Award)
Bild: Ray Man Photography/Green Hill Communications/Red Dot Award

Im Focus steht preisgekröntes Design aus Deutschland und aus aller Welt. Das Spektrum der mehr als 100 Exponate reicht von Illustrationen und Postern bis hin zu Verpackungen, Werbekampagnen und sogar Online-Auftritten. Vorgestellt werden die neusten Trends, Strategien und Projekte der regionalen und internationalen Kommunikationsdesign-Szene. 

Wie wichtig und gewinnbringend ein roter Punkt sein kann, zeigt die Ausstellung auch: Denn der deutsche "Red Dot Award" gilt als einer der wichtigsten Designpreise der Welt. Entsprechend begehrt ist er. Allein in diesem Jahr reichten etwa 5500 Hersteller und Designer aus 54 Nationen ihre Neuerungen für den "Red Dot Award: Product Design" ein, so viele wie noch nie. Dazu gesellen sich Bewerber um separat vergebene Preise für Kommunikationsdesign. "Der Red Dot Award hat sich durch seine Internationalisierung zu einer sehr wichtigen Marke hochgearbeitet", sagt Michael Brandis von Brandis Industrial Design, "und ist damit weltweit höchst anerkannt." Ähnlich angesehen sind nur noch der IF Design Award, ebenfalls aus Deutschland, und der Good Design Award des Chicago Athenaeum. Brandis selbst hat bereits 24 Red Dot Awards ergattert. 

Porträt des Designers Michael Brandis. Foto: Privat
Der Designer Michael BrandisBild: Privat

Internationale Jury, viele Preise

Auch die Jury ist international. Sie besteht aus 39 freien Designern, Designprofessoren und Fachjournalisten. Im vergangenen Jahr vergab sie den roten Punkt in unterschiedlichen Gewichtungen insgesamt 1559 Mal, davon 102 als "Best of the Best". Das ist Rekord und klingt nach einem großzügigen Umgang mit Auszeichnungen. Brandis sieht die Entwicklung denn auch mit gemischten Gefühlen: "Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Kategorien, die Preise werden fast inflationär vergeben. Für mich persönlich hat er daher nicht mehr den Stellenwert, den er einmal hatte." Zugleich, sagt der Designer, sei ein Red Dot auf jeden Fall karrierefördernd. 

Je mehr Preise, desto besser

Die Geschäftsführer des Red Dot Award haben offenbar nichts gegen die steigende Zahl an Bewerbern und Gewinnern einzuwenden. Es macht den Preis immerhin größer, bekannter - und profitabler. Denn für jede Einreichung werden Gebühren bis zu 450 Euro fällig. Im Erfolgsfall kommt dann noch ein obligatorisches "Gewinner Package" dazu, die Kosten betragen je nach Auszeichnung zwischen 3400 und 6000 Euro – mindestens. Darin enthalten sind Präsentation und Marketing durch Red Dot selbst. 

"Es ist eine große Marketing- und Geldmaschine", sagt Axel Kufus, Designprofessor an der Universität der Künste in Berlin. "Das ist den Verantwortlichen aber nicht vorzuwerfen, das ist die klassische Businessmechanik, und das weiß auch jeder." Große Unternehmen spielen das Spiel problemlos mit. Für sie zählt der Mehrwert gegenüber der Konkurrenz. Schwerer haben es aber die kleineren Designbüros und Firmen. Für sie sind die Gebühren eine hohe Hürde. Die Essener Betreiber sind sich des Problems bewusst. Sie verlosen unter allen Jungdesignern jährlich 50 Gratisplätze im Wettbewerb. Zusätzlich gibt es einen Nachwuchspreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist.

Der Berliner Designprofessor Kufus plädiert dennoch für einen neuen, staatlich oder stiftungsgeförderten Preis als Gegengewicht. Einen solchen gibt es seit der Abschaffung des deutschen Bundespreises (später "Designpreis der Bundesrepublik Deutschland") nämlich nicht mehr. "Das wäre eine kulturpolitische Aufgabe", sagt Kufus, "denn Design hat nicht nur eine kommerzielle Komponente, sondern auch eine soziokulturelle." Deren Auswirkungen würden derzeit aber kaum thematisiert.

In China besonders begehrt

Das Logo des Red Dot Award. (c) Red Dot Award
Das Logo des Red Dot Award

Das privat getragene Red Dot Design Museum in Essen, angesiedelt im UNESCO Weltkulturerbe Zeche Zollverein, wirbt einstweilen mit der weltgrößten Ausstellung zeitgenössischen Designs. Zu sehen sind bei weitem nicht nur Exponate mit roten Punkten. Ein weiteres Museum steht in Singapur. 

Designer Michael Brandis sieht den Red Dot Award ganz realistisch: "Der Preis ist gut für die deutsche Designkultur. Er ist bei Unternehmen sehr gefragt und fördert dadurch den Stellenwert des Designs generell." Und weltweit öffne er deutschen Designern Türen - vor allem in China. "Nach jeder Preisverleihung hat meine Firma neue Anfragen chinesischer Firmen", berichtet Brandis. Die Chinesen hätten allerdings oft am liebsten einfach eine Kopie des ausgezeichneten Produkts für ihr eigenes Label. Er lacht: "So leicht ist ein Red Dot eben doch nicht zu bekommen!"