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Reclams Filme

Jochen Kürten5. März 2009

Der Klassiker unter den Nachschlagewerken in Sachen Film liegt in 13. Auflage vor. Vieles wurde neu aufgenommen, einige Filme verschwanden.

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Penelope Cruz ziert die neueste Ausgabe des FilmführersBild: clubcultura

Interessant bei jeder Neuauflage eines Nachschlagewerks ist immer das Neue und das nicht mehr Berücksichtigte. So hat sich auch die 13. Auflage des "Filmführers" des Reclam-Verlags von vielem getrennt, zahlreiche neue Filme hingegen aufgenommen. 1000 Filme und 100 Regisseure fanden Platz in der ersten Ausgabe des inzwischen legendären Filmbuches im Jahre 1973. Regisseure findet man in der aktuellen Auflage nicht mehr, dafür gibt es beim Verlag inzwischen eine eigenständige Publikation. Filme jedoch sind in den Jahren viele hinzugekommen, immer wieder mußten ältere Werke weichen, von denen die Herausgeber meinten, sie hätten die Zeit nun doch nicht so gut überstanden.

Chaplin, Eisenstein und Godard

Charlie Chaplin in Goldrausch
Klassiker für die Ewigkeit: Chaplin in "Goldrausch"Bild: picture-alliance / akg-images

Natürlich findet man auch im aktuellen Band noch die Klassiker der Filmkunst in kurzen, prägnanten Zusammenfassungen, die meist nur eine halbe Seite Platz einnehmen, Filme wie "Goldrausch" und "Panzerkreuzer Potemkin", "Fahrraddiebe" oder "Außer Atem". Klassiker, die ihren endgültigen Platz in der Filmgeschichte für immer und ewig gefunden zu haben scheinen und die auch in den kommenden Ausgaben sicherlich wieder auftauchen. Andere hingegen vermißt man, manche schmerzlich. "Die untreue Frau", einer der schönsten Filme von Altmeister Claude Chabrol wurde gestrichen, ebenso wie das Frühwerk des englischen Regisseurs David Lean, "Blithe Spirit" oder auch Robert Aldrichs "Big Knife". Bei manchen Abgängen ist der Verlust zu verschmerzen, die Zeit hat gezeigt, dass sie für die große Filmhistorie eher unbedeutend waren, "Chariots of fire" oder der holländische Streifen "Antonia" sind Beispiele dafür.

Klassiker von Beginn an

Filmszene Babel
Brad Pitt verzweifelt in "Babel"Bild: TOBIS Film

Sie alle und viele mehr noch machen Platz für die zahlreichen Neuzugänge, sozusagen die "Gewinner" der 13. Ausgabe. Ob sie aber auch noch in den kommenden Auflagen dabei sein werden, das wird erst die Zukunft zeigen. Beim Schwulen-Western-Drama "Brokeback Mountain", bei Michael Hanekes eiskalter Studie "Caché" oder dem mexikanischen Globalisierungsepos "Babel" ist man sich fast sicher, haben diese auch vielfach ausgezeichneten Filme schon zu Beginn ihrer Leinwandkarriere den Hauch eines Klassikers gehabt.

Film Sacha Baron Cohen als Borat: Cultural Learnings of America for Make Benefit Nation of Kazakhstan
Sacha Baron Cohen wurde mit "Borat" zum "Klassiker"Bild: AP

Andere hingegen dürften es schwer haben: "Aimée und Jaguar" etwa war zwar in Deutschland ein veritabler Publikumserfolg, dürfte in ein paar Jahren aber kaum noch außerhalb seiner Heimat in Erinnerung sein. Auch eine Komödie wie "Elling" aus Norwegen ist wohl mehr ein Leichtgewicht neben all den Klassikern. Sacha Cohens Überraschungserfolg "Borat" ist übrigens auch dabei, das wird manchen Leser wundern, ist wegen der weltweiten Beachtung und des Phänomens Sacha Cohen aber durchaus vertretbar.

Spiel für Cineasten

Natürlich kann man das alles als cineastisches Spiel betrachten und das ist es wohl auch. Ein Kanon der Filmgeschichte würde wohl bei zehn verschiedenen Herausgebern in zehn unterschiedlichen Varianten ausfallen. Und irgendwie ist das ja auch das schöne an Listen und derartigen Zusammenstellungen, man kann über sie streiten und diskutieren, fassunglos die Hände über den Kopf zusammenschlagen oder leise zustimmend nicken. Jeder soll sich schließlich selbst ein Bild machen von den "wichtigen" Werken der Filmgeschichte. Publikationen wie der "Reclams Filmführer" aber geben dem interessierten Leser die Grundlage für solche Diskussionen mit einer mutigen Auswahl. Mehr kann man nicht verlangen.

Der Reclams Filmführer ist zum 13. neu bearbeitet worden, hat rund 250 Abbildungen, aktuelle Literaturhinweise am Schluß den Bandes, 844 Seiten, ist natürlich beim Reclam-Verlag in Stuttgart erschienen und kostet 29,90 Euro. Die zeitgleich neu erschienene Taschenbuchausgabe beinhaltet hingegen die 12. Auflage).